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In den vergangenen Monaten schränkte der Iran auch Inspektionen der Internationalen Atomenergiebehörde ein.

Foto: Reuters / Leonhard Foeger

New York – Der Iran wird der in Wien ansässigen Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) die Überwachung einer Nukleartechnologie-Werkstatt nach monatelanger Pause wieder ermöglichen. Beide Seiten erzielten eine Einigung zum Austausch der Kameras in einer Zentrifugenkomponenten-Werkstatt im iranischen Karadsch, teilte die IAEA am Mittwoch mit. Die Kameras würden in Kürze installiert. So werde man wieder in der Lage sein, zu wissen, was in der Werkstatt passiere.

Wird die Vereinbarung wie geplant umgesetzt, dann wäre einer der Streitpunkte rund um die immer schwierigere Überwachung des iranischen Atomprogrammes vom Tisch. Teherans Zugeständnis wurde öffentlich, nachdem Deutschland, Frankreich und Großbritannien ein mögliches Scheitern der festgefahrenen Wiener Verhandlungen über die Rettung des Atompaktes mit dem Iran aus dem Jahr 2015 in den Raum gestellt hatten.

Offene Fragen

In der Werkstatt in Karadsch westlich von Teheran werden moderne Zentrifugen zur Anreicherung von Uran hergestellt. Die Technologie ist sowohl für Atomreaktoren als auch für Atomwaffen relevant. Im Juni war eine der vier Kameras zerstört worden. Der Iran machte einen Sabotageakt seines Erzfeindes Israels verantwortlich, entfernte die Kameras und gestattete den IAEA-Inspektoren anschließend nicht, diese zu ersetzen.

Zusätzlich versucht die IAEA seit Monaten, dass weitere Inspektionsbeschränkungen rückgängig gemacht werden. Zudem solle Teheran offene Fragen zur Vergangenheit seines Atomprogrammes beantworten. IAEA-Chef Rafael Grossi hoffte in einer Stellungnahme auf "weitere konstruktive Gespräche" zur Lösung dieser Fragen.

Der Streit um die Überwachungskameras drohte, die ohnehin stockenden Gespräche zur Rettung des Atomabkommens von 2015 zum Scheitern zu bringen. Die Vereinbarung steht seit längerem auf der Kippe. Europäische Diplomaten sagten zuletzt, man steuere "rasch auf das Ende der Straße" zu. Sie warfen der Islamischen Republik eine Aushöhlung des Abkommens vor. Der Iran wiederum beschuldigte die westlichen Staaten, ein Schwarzer-Peter-Spiel zu betreiben. Am Mittwoch betonte ein Sprecher des Außenministeriums in Teheran zudem, das Land werde eine Einmischung in sein – ebenfalls beanstandetes – Raketenprogramm sowie seine Verteidigungsfähigkeiten nicht zulassen.

Reaktion auf Austritt der USA

Bei den gegenwärtig in Wien laufenden Gesprächen versuchen Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Russland und China zwischen dem Iran und den USA zu vermitteln. Washington stieg 2018 aus dem Atomabkommen aus. Als Reaktion auf neue US-Sanktionen ignorierte Teheran vereinbarte nukleare Beschränkungen, die die Entwicklung von Atomwaffen verhindern sollen.

Die USA forderten den Iran am Dienstag auf, in Wien wieder auf die Abmachungen des Atomdeals einzuschwenken: "Der Iran muss erst einmal Ernsthaftigkeit am Tisch zeigen und kurzfristig wieder zur Einhaltung des Abkommens kommen", sagte die amerikanische UN-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield im Sicherheitsrat. Irans Botschafter Majid Takht-Ravanchi wies die Vorwürfe zurück: "Machen Sie keinen Fehler, wir stellen keine Vorbedingungen oder neue Bedingungen." Der Iran wolle lediglich zu den im Abkommen vereinbarten Zugeständnissen zurückkehren. (APA, red, 15.12.2021)