Gerry Foitik fordert wegen Omikron weitreichende Konsequenzen.

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Während Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) und Gesundheitsexperten am Dienstag zwar ernste, aber noch keine alarmierenden Prognosen bezüglich Omikron präsentiert haben, sieht Gerry Foitik, Bundesrettungskommandant des Roten Kreuzes, die Notwendigkeit drastischer Maßnahmen. Selbst im Best-Case-Szenario seien die Herausforderungen gewaltig, schrieb er auf Twitter – etwa wenn zu viele Menschen gleichzeitig nicht arbeiten können, weil sie infiziert zu Hause bleiben müssen. Foitik zufolge könnte das 30 Prozent aller Arbeitnehmer betreffen.

Omikron-To-do-Liste

Seine To-do-Liste bezüglich Omikron sieht deswegen vor, dass es eine Maskenpflicht in Innenräumen geben sollte, wie es Foitik schon öfter vorgeschlagen hat. Auch Veranstaltungen soll es nur noch mit Masken geben. Außerdem fordert er klare Grenzwerte, die einen neuerlichen Lockdown einleiten – etwa eine Inzidenz von 800. In den Schulen braucht es laut Foitik Lüftungskonzepte, 2G plus müsse darüber hinaus so weit wie möglich umgesetzt werden.

Am Mittwochmittag wiederholte Foitik im Ö1-"Mittagsjournal" seine Vorschläge. Vor allem die dritte Impfung sei entscheidend. Hier gehe es nun um Aufklärung und Information, damit sich noch möglichst viele Menschen impfen. Zu den möglichen Ausfällen im Arbeitsbereich: "Darauf müssen sich Betreiber von Betrieben, die kritisch sind für die Infrastruktur, vorbereiten." Wenn sich die Variante "explosionsartig" verbreite – und danach sehe es auch –, dann werde das Contact-Tracing nicht mehr funktionieren, sagt Foitik.

Die Regierung ist von strengeren Maßnahmen derzeit noch weit entfernt. Ende der Woche werde der Lockdown für Ungeimpfte evaluiert, sagte Mückstein am Dienstag. Ob es nach Weihnachten angesichts der Omikron-Variante einen neuen Lockdown für alle brauche, ließ er unbeantwortet. Der Gesundheitsminister und die Expertinnen und Experten appellierten, sich impfen zu lassen, vor allem der dritte Stich sei gegen Omikron wichtig.

Hacker: Verlängerte Quarantäne bis Jänner sinnvoll

Das betonte am Mittwochmorgen auch der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) im Ö1-"Morgenjournal". Die Weihnachtszeit sei in der Phase der Ausbreitung einer neuen Variante "natürlich ein bisschen ein Dilemma". Aber es sei gut und solle auch sein, dass sich Menschen in dieser Zeit treffen. Wichtig sei es dabei, sich per PCR zu testen, auch als geimpfte Person.

Die derzeit strengeren Quarantäneregeln – 14 Tage ohne Möglichkeit, sich freizutesten, auch für Geimpfte und Genesene – würden Sinn ergeben, meint Hacker. Es sei "vernünftig und schlau zu versuchen, den Anstieg flach zu halten". Das werde sich dann aber relativ schnell erledigen, Hacker rechnet hier mit Ende Dezember beziehungsweise Mitte Jänner, dann sei auch die verlängerte Quarantäne angesichts der größeren Ausbreitung von Omikron obsolet. In Wien seien derzeit 50 Klassen in Quarantäne – eine laut Hacker überschaubare Anzahl bei insgesamt 11.000 Schulklassen. Aber natürlich seien Kinder Leidtragende, das sei "die ganze Zeit" so gewesen. Deswegen gelte es nun, "dass wir alle miteinander so rasch wie möglich die dritte Impfung haben".

Neos wollen Krisenstab

Auf Bundesebene fordern die Neos einen Corona-Krisenstab nach deutschem Vorbild – und nennen dafür auch Namen. Bundesrettungskommandant Foitik soll demnach für die Kommunikation verantwortlich sein, wenn es nach den Pinken geht. Er solle der "Erklärbär" sein. Oberste Krisenmanagerin solle hingegen die ehemalige Vizekanzlerin Susanne Riess werden. Angesichts von Omikron müsste man vorausschauend planen und Präventionskonzepte erarbeiten, meinte Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger.

Die ehemalige FPÖ-Politikerin Riess ist derzeit Vorstandsvorsitzende der Bausparkasse Wüstenrot. Außerdem sollten Experten aus unterschiedlichen Disziplinen – Epidemiologen, Virologen, Psychologen, Ökonomen – im Krisenstab gemeinsam die notwendigen Maßnahmen erarbeiten, schlagen die Neos vor. Der Verfassungsdienst solle einbezogen werden, um sicherzustellen, dass die Maßnahmen verfassungskonform sind.

Riess auf Abstand zur FPÖ, aber nicht zu Haider

Die ehemalige FPÖ-Chefin Riess fiel zuletzt mit Kritik an den Freiheitlichen auf. In einem Interview mit dem "Kurier" sagte sie vor zwei Wochen: "Ich halte die Politik von Herbert Kickl für verantwortungslos und verstehe auch nicht, dass man dagegen nicht mehr unternehmen kann." Sie sei außerdem "überzeugt, unter Jörg Haider hätte es so eine Politik nicht gegeben". "Gänsehaut" habe sie anlässlich der Rede von der FPÖ-Abgeordneten und -Gesundheitssprecherin Dagmar Belakowitsch bei einer Maßnahmen-Demo bekommen: "Sie ist für mich die weibliche Inkarnation der schlimmsten Figuren."

Riess und Foitik wollen nicht

Riess selbst lehnt einen Wechsel in einen möglichen Krisenstab ab. Auf Anfrage meinte sie in einem Statement, dass sie einen Fulltime-Job habe und für so eine Funktion nicht zur Verfügung stehe. Auch für Foitik stelle sich die Frage nicht, er sei Bundesrettungskommandant des Roten Kreuzes. Es gebe schon einen Pandemiemanager im Land – den Gesundheitsminister. (Lara Hagen, 15.12.2021)