Kurz vor dem Weihnachtsfest gibt Patek Philippe noch einmal ordentlich Gas. Zunächst überraschte die Manufaktur vergangene Woche mit einer speziellen Nautilus 5711 aus Edelstahl: Deren Zifferblatt ist im typischen Türkis des Schmuckherstellers Tiffany gehalten und auf 170 Stück limitiert. Eine Zahl, die an die mittlerweile 170 Jahre währende Zusammenarbeit der beiden Häuser erinnert.

Bemerkenswert daran ist vor allem: Es handelt sich wohl um die letzte Edition des Kultmodells. Schließlich ist längst beschlossen, dass die 5711 nicht mehr gebaut wird. Dem Hype um die Nautilus tut dies selbstverständlich keinen Abbruch. Was sich am besten an folgender Begebenheit darstellen lässt: Eingepreist ist die Tiffany Nautilus mit 52.635 Dollar, umgerechnet 46.730 Euro. Für das erste Exemplar, das über das Auktionshaus Phillips Anfang der Woche versteigert wurde, blätterte ein Bieter allerdings satte 6,5 Millionen Dollar hin. Immerhin mit gutem Gewissen: Der gesamte Erlös geht an die Naturschutzorganisation Nature Conservancy.

Starker Schlag

Diese Woche setzte Patek Philippe noch einen drauf, dieses Mal in technisch-akustischer Hinsicht: Deren Forschungsabteilung Advanced Research hat nämlich ein komplett neues mechanisches System zur Verstärkung des Klangs für Uhren mit Schlagwerk entwickelt. Das sogenannte Fortissimo-(ff-)Modul besteht aus einem flexibel gelagerten Klanghebel und einem Schwingplättchen aus durchsichtigem Saphirglas. "Im Vergleich zu anderen Minutenrepetitionen und unabhängig vom Gehäusematerial erzeugt das Modul einen deutlich verstärkten Klang", verspricht man.

Minutenrepetition Ref. 5750P_001 Advanced Research
Foto: Patek Philippe

Was steckt dahinter? 1989 erlebten Minutenrepetitionen mit dem Automatikkaliber R 27 ihr großes Comeback bei der Manufaktur. Das Uhrwerk diente als Basis für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Advanced-Research-Abteilung, die nach einem Weg suchten, die Lautstärke des Zeitschlags auf rein mechanische Weise zu verstärken, ohne dabei die akustische Qualität zu beeinträchtigen.

"Lautsprecher" aus Saphirglas

Nach mehreren unterschiedlichen Forschungsansätzen beschlossen die Spezialisten, die Konstruktion des Basiswerks beizubehalten. Auf der Brückenseite, also der dem Handgelenk zugewandten Seite, fügten sie ein Modul hinzu, das wie ein Lautsprecher funktioniert. Anders als bei herkömmlichen Lautsprechern erfolgt die Verstärkung des Klangs jedoch nicht über eine flexible Membran. Stattdessen besitzt das System, für das Patek Philippe drei Patente angemeldet hat, ein Schwingplättchen aus synthetischem Saphirglas von 0,2 Millimeter Dicke. "Dank seiner Winkelbewegungen ermöglicht dieses frei bewegliche Plättchen eine deutlich bessere Klangausbreitung in der begrenzten Größe einer Armbanduhr", heißt es.

Für dieses System mussten die Entwickler sowohl bei der Konzeption als auch bei der Fabrikation einige Hürden nehmen: Für die Klangübertragung von den Tonfedern der Minutenrepetition zum Schwingplättchen aus Saphirglas wurde ein System mit einem Klanghebel aus Stahl entwickelt, der in der Mitte des Schwingplättchens befestigt ist. Das andere Ende dieses Klanghebels, dessen Form an eine Stimmgabel erinnert, besitzt eine flexible Aufhängung von 0,08 Millimetern Stärke.

Die Rückseite der Minutenrepetition Ref. 5750P_001 Advanced Research
Foto: Patek Philippe

Sobald die Hämmerchen die Tonfedern anschlagen, werden deren Schwingungen an den Klanghebel übertragen, der sie wiederum an das Schwingplättchen überträgt und eine Verstärkung des Klangs bewirkt. Die Winkelbewegungen des Schwingplättchens versetzen die Luftschichten ober- und unterhalb des Saphirglases in Schwingung, wodurch ein deutlich lauterer Klang entsteht, fanden die Tüftler heraus.

Akustische Herausforderung

Aber damit nicht genug: Zusätzlich zum diesem Fortissimo genannten Verstärkersystem wurde ein neues System zur Klangverbreitung entwickelt. Bei einer klassischen Minutenrepetition versetzen die Schläge der Hämmerchen auf die Tonfedern die Uhr als Ganzes in Schwingung. Der Klang verbreitet sich über das Gehäuse, das Deckglas und den Gehäuseboden aus Saphirglas. Das Gehäusematerial hat einen großen Einfluss auf den Klang. Roségold gilt hier als das geeignetste Edelmetall für sehr gute Klangverbreitung, während Platin aufgrund seiner höheren Materialdichte die größere akustische Herausforderung darstellt.

Blick ins verbesserte Werk: Patek-Philippe-Kaliber PP R 27 PS.
Foto: Patek Philippe

Die Minutenrepetition mit dem Fortissimo-Modul besitzt einen Isolierreif aus Hightech-Verbundmaterial, der das Verstärkersystem akustisch vom Uhrwerk abkoppelt. Der Klang wird erst an den Klanghebel und dann zum Schwingplättchen geführt und ausschließlich durch vier Öffnungen in einem Titanreif bei 12, 3, 6 und 9 Uhr verbreitet. Die Klangwellen treten anschließend durch einen feinen Spalt zwischen dem Gehäuseboden und dem Mittelteil aus der Uhr. Ein Staubfilter schützt das Uhrwerk, ohne den Klang zu beeinträchtigen.

Der Vorteil des Moduls: Der Klang ist immer perfekt, und zwar ganz unabhängig vom Gehäusematerial. Das am Gehäuseboden befestigte Modul ermögliche es zudem, den Klang des Schlagwerks aus sechsmal größerer Entfernung zu vernehmen, wie der Hersteller verspricht: Die verstärkte Minutenrepetition soll auch in 60 Metern Entfernung genauso deutlich zu hören sein wie eine klassische Minutenrepetition in einer Distanz von zehn Metern.

Mit vier neuen Patenten wird diese neue Technik in einer Uhr mit Minutenrepetition, Referenz 5750 Patek Philippe Advanced Research, vorgestellt. Die Sonderedition in Platin ist auf 15 Uhren limitiert. Eingepreist ist der klingende Zeitmesser mit 590.000 Schweizer Franken. Da dürften bei so manchem Sammler schon die Alarmglocken klingeln. (max, 15.12.2021)