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Das uns bekannte Flugobjekt Parker Solar Probe untersucht die Atmosphäre der Sonne.
Bild: Steve Gribben/Johns Hopkins APL/NASA via AP

Besonders heiß ist es nun für eine Nasa-Sonde geworden, die sich das Zentrum unseres Sonnensystems genau ansieht: "Parker Solar Probe" hat die Grenze zur äußeren Atmosphäre der Sonne passiert. Die sogenannte Sonnenkorona ist wesentlich heißer als die Plasmaoberfläche der Sonne, die wir von der Erde aus als ihre Grenze wahrnehmen. Warum das so ist, gehört zu den Fragen, die die Mission beantworten soll. Die Sonde ist ihr nun jedenfalls so nah gekommen wie keine andere: Sie hat ihre eigenen Rekorde, die sie regelmäßig seit dem Jahr 2018 aufstellt, gebrochen.

Nach Angaben der US-Raumfahrtbehörde hat die Sonde als erstes Raumschiff unseren zentralen Stern berührt. Die Grenze zur Atmosphäre wird als "Alfvén critical surface" bezeichnet: Bis hierhin gibt es Plasmamaterial, das noch immer in einer Millionen Kilometer langen Verbindung zur Sonne steht. Ab hier gilt Plasma, das die Sonne dauernd komplett verlässt, als Sonnenwind. Wo diese Grenze eigentlich genau liegt, war bisher unklar, doch der Nasa zufolge gibt es nun Indizien dafür, dass die Parker Solar Probe (PSP) sie überschritten hat und mit Plasma in Berührung gekommen ist, das noch mit der Sonne zusammenhängt.

NASA Goddard

"Monumentaler Moment"

In der Sonnenkorona – deren Leuchten man von der Erde aus bei einer totalen Sonnenfinsternis sehen kann – habe die Sonde Partikel und Magnetfelder untersucht und dafür beispielsweise ein wenig Plasma eingesammelt, teilte die Nasa am Dienstag mit. Der erste Flug durch die Sonnenkorona habe nur wenige Stunden gedauert, weitere Flüge seien geplant.

Nasa-Manager Thomas Zurbuchen sprach von einem "monumentalen Moment" und einer "bemerkenswerten Leistung": "Dieser Meilenstein wird uns nicht nur tiefere Einsichten in die Entstehung der Sonne und ihren Einfluss auf das Sonnensystem liefern, sondern all das, was wir über unseren eigenen Stern lernen, wird uns auch mehr über Sterne im Rest des Universums beibringen."

1,5 Millionen Grad Celsius

Die im August 2018 gestartete Parker Solar Probe war bereits wenige Monate später so nah an die Sonne herangekommen wie kein anderes Raumschiff zuvor. Damals war die Sonde näher als 42,7 Millionen Kilometer an die Sonne herangerückt und hatte damit den im April 1976 aufgestellten Rekord der deutsch-amerikanischen "Helios 2"-Sonde gebrochen. Seitdem näherte sich die Parker Solar Probe der Sonne noch weiter – aktuell auf etwa 7,9 Millionen Kilometer – und kreist nun in großen elliptischen Bahnen um sie herum.

Bis zum Missionsende 2025 soll die Sonde auf etwa 6 Millionen Kilometer Abstand zur Sonnenoberfläche herankommen.
Foto: NASA's Goddard Space Flight Center/Mary P. Hrybyk-Keith

Geschützt von einem fast zwölf Zentimeter dicken Karbonpanzer, der ein besonderes Hitzeschild bildet, soll die rund 7.000 Kilogramm schwere Sonde von der Größe eines Kleinwagens mehr Hitze und Strahlung aushalten müssen als je ein Flugkörper zuvor. Sie reist durch Material, das Temperaturen von mehr als 1,5 Millionen Grad Celsius hat.

Das Nasa-Forschungsteam verspricht sich von der bis 2025 angesetzten Mission Erkenntnisse darüber, warum die Korona um ein Vielfaches heißer ist als die Oberfläche der Sonne und somit auch über die Funktionsweise von Sternen. Die Daten könnten zudem künftige Weltraumwettervorhersagen genauer machen: Extreme Wetterzustände im All können durch ihren Einfluss auf Satelliten nicht nur für Telekommunikationsprobleme sorgen, sondern auch für Satellitenschäden sorgen. (red, APA, 15.12.2021)