Dominic Thiem und seine Fans müssen sich noch ein wenig gedulden. Er könnte sich auf sein rechtes Handgelenk wieder voll verlassen. Es soll stärker als zuvor sein.

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Die Tennisfans können aufatmen, so sie atemlos auf gute Neuigkeiten gewartet haben. Dominic Thiems eigentlich für diese Woche geplantes Comeback wird sich nach aktuellem Stand nicht gravierend verzögern. Die Absage für die Mubadala World Tennis Championship in Abu Dhabi, eine Exibithion, in der er zunächst gegen den Schotten Andy Murry antreten sollte, hat keinen schwerwiegenderen Grund. Thiems Aufschlag bei den am 17. Jänner beginnenden Australian Open zu Melbourne ist fix eingeplant. Davor könnte der auf Weltranglistenplatz 15 abgerutschte Niederösterreicher noch das ATP-250-Turnier in Sydney bestreiten.

Schmerzfrei

"Ich bin schmerzfrei, hänge in den Trainings aber noch hinten nach. Ich habe entschieden, dass ich erst auf den Platz zurückkehre, wenn ich wieder zu hundert Prozent durchziehen kann", sagte der gegenwärtig in Dubai trainierende 28-Jährige am Donnerstag in einem Zoom-Meeting. Er sei aktuell bei etwa 80 Prozent, zeigte sich aber optimistisch, Anfang des Jahres in Sydney dabei sein zu können.

Zunächst aber gelte es, das verloren gegangene Selbstvertrauen ins Handgelenk wieder zurückzugewinnen. Dazu brauche es viele Stunden und Schläge auf dem Platz, sagte Thiem. Das Schwierige sei momentan, die Bewegung, bei der er sich am 22. Juni auf Mallorca die Verletzung zugezogen hatte, aus dem Kopf zu bekommen.

Das Handgelenk selbst schätzt der US-Open-Sieger von 2020 stärker als je zuvor ein. Er habe lediglich eine Blockade, gewissermaßen eine Handbremse im Kopf. Diese werde sich aber irgendwann im Training von selbst lösen, hofft Thiem, der aktuell nicht das nötige Vertrauen verspürt, mit der Vorhand voll durchzuziehen.

Frage der Matchhärte

Weil er noch nicht mit anderen Spielern trainiert und somit auch keine Trainingssätze gespielt hat, käme ein Match wie jenes gegen Murray noch zu früh. "Ich bin noch nicht ready für ein volles Match, es reicht noch nicht für zwei oder drei Sätze", sagte Thiem. Er könne aber immerhin mit jedem Tag seinen Trainingsumfang steigern. So gesehen sei alles im Plan.

Als positiven Nebeneffekt der Verletzungspause nimmt Thiem mit, dass er "Zeit für viele Sachen" hatte, die sich während der Tour nicht ausgehen. Zudem hofft er, dass die Pause dem Körper helfen könne, etwaigen Wehwehchen vorzubeugen. "Ich hoffe, dass ich stärker zurückkomme."

In jedem Fall sei es ein lehrreiches Jahr gewesen. Nach dem verlorenen Endspiel bei den ATP Finales 2020 gegen den Russen Daniil Medwedew war das Aus im Achtelfinale der Australian Open nicht gerade förderlich. Zumal in der dritten Runde eine epische Fünfsatzpartie gegen Lokalmatador Nick Kyrgios viel versprochen hatte. Ihr folgte die Dreisatz-Pleite gegen den Bulgaren Grigor Dimitrow mit dem finalen 0:6 als Tiefpunkt. Und gerade als Thiem wieder so richtig Hunger auf Tennis verspürte, passierte die Verletzung bei einem Vorbereitungsturnier auf Wimbledon.

Stil bleibt Stil

Um künftig Verletzungen am Handgelenk vorzubeugen, wäre ein schonender Spielstil vermutlich von Vorteil. Diesbezüglich ist der Zug aber abgefahren. Der kräfteraubende Stil sei eben sein Stil. "Ich glaube nicht, dass ich das ändern kann. Das ist festgefahren. Ich bin nur dann in der Lage mit den Besten mitzuspielen, wenn ich 100 Prozent da bin."

Immerhin könne er nach sechs Monaten ohne Match das "Protected Ranking" nutzen – ein "leicht positiver Nebeneffekt" der Absage von Abu Dhabi, der aber so nicht geplant gewesen ist, wie Thiem versicherte. Nichtsdestotrotz muss er sich nach seiner Rückkehr auf die Tour auf stärkere Kontrahenten zu Beginn der Turniere einstellen. "Es wird sicher ein steiniger Weg zurück, das Niveau ist sehr hoch. Aber ich habe mich in jüngeren Jahren auch raufarbeiten müssen, da habe ich es auch geschafft." Diesbezüglich habe er in den vergangenen Jahren Erfahrung an der Weltspitze sammeln können.

Wenn Thiem wieder auf die Turnierbühne zurückkehrt, möchte er seine Erwartungen nicht übertrieben hoch ansetzen. Auch weil es das erste Mal ist, dass er nach einer so langen Verletzungspause zurückkommt. Er hofft, die ersten Matches nach der Pause als gute Vorbereitung für die Australian Open mitnehmen zu können.

Daviscup weit weg

Mit der Planung über die Australian Open hinaus will sich Thiem aktuell nicht beschäftigen. Somit auch nicht mit einem Comeback im Daviscup. Österreich muss sich Anfang März unter dem neuen Kapitän Jürgen Melzer in Südkorea für die neuerliche Teilnahme am Finalturnier qualifizieren. Mit Thiem stünden die Chancen gut, aber "das ist noch sehr weit weg". (Thomas Hirner, 15.12.2021)