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Viele Eukalyptus-Baumarten sind nicht mehr nur in Australien, sondern in vergleichbaren anderen Regionen zu finden. Dadurch wird die Pflanzenwelt global immer homogener.
Foto: AP Photo/Martin Meissner

Die Jahrhunderte des intensiven Austausches zwischen den verschiedensten Weltregionen sowie das weltweite Schrumpfen der Artenvielfalt vor allem in den vergangenen Jahrzehnten lässt die Pflanzenwelt immer einheitlicher werden. Selbst in weit voneinander entfernten Gegenden treffe man mittlerweile eine recht ähnliche Flora an, so lautet das Ergebnis einer Studie im Fachmagazin "Nature Communications".

Insgesamt hat sich das Team, dem auch Franz Essl und Bernd Lenzner vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Uni Wien angehörten, die Zusammensetzung von Pflanzen in 658 Regionen weltweit in Datenbanken über die Zeit hinweg angesehen. So analysierte das Forschungsteam, wie viele Pflanzen in einer Region auch in anderen Gebieten vorkommen. Zudem wurde das Ausmaß der Verwandtschaft der Pflanzenarten an einem bestimmten Ort bestimmt. Weiters schätzte man den Einfluss des Menschen und die natürliche Tendenz zur Vereinheitlichung ab.

Folgen des Imperialismus

Klar sei, dass Pflanzen vor allem in Regionen leichter Fuß fassen, in denen ähnliche Bedingungen herrschen, wie an ihrem angestammten Ort. So etwa, wenn sie von gemäßigten Zonen der nördlichen Hemisphäre in gemäßigte Zonen auf der Südhalbkugel gelangen. Dementsprechend finden sich Zonen mit starken Tendenzen zur Homogenisierung vor allem in Australien und Neuseeland, aber auch im südlichen Afrika, Südamerika oder zu einem gewissen Grad auf früher isolierteren Inseln. Besonders empfänglich für solche Neophyten sind Regionen mit einer sehr einzigartigen Flora.

Außerdem haben der Forschungsgruppe zufolge auch frühere und weiter bestehende politische Verbindungen ihre Spuren hinterlassen: Frühere Kolonien wurden in Sachen Pflanzenwelt der einstigen Kolonialmacht immer ähnlicher. "Die Kolonialmächte schleppten in ihre ehemaligen Kolonien auch Pflanzenarten ein – entweder absichtlich als Handelsware oder als Nutzpflanze, aber auch unabsichtlich", so Lenzner in einer Aussendung.

Aber auch innerhalb von Staatenbünden schreite die Vereinheitlichung mitunter munter voran, wie etwa innerhalb der USA. Intensive politische Verbindungen seien insgesamt ein Treiber der Vereinheitlichung.

Superkontinentale Verhältnisse

Manche Fachleute sind der Ansicht, dass sich die Welt mehr oder weniger einem Zustand annähern könnte, der mit einem einzigen Kontinent und dessen Flora vergleichbar ist. Angelehnt an den einstigen Superkontinent Pangaea gibt es Befürchtungen, dass die einst sehr unterschiedliche Pflanzenwelt in eine Art "Neues Pangaea" münden könnte. Dafür gebe es der Studie zufolge tatsächlich Hinweise, schreibt die Forschungsgruppe in ihrer Arbeit.

Sie geht außerdem davon aus, dass sich die beobachteten Effekte in den kommenden Jahrzehnten noch verstärken werden. Die negativen Konsequenzen eines solchen Prozesses seien allerdings noch weitgehend unbekannt. "Wir brauchen effektivere Schutzmaßnahmen gegen die fortschreitende Verschleppung gebietsfremder Pflanzen, um die Einzigartigkeit unserer Lebensräume zu erhalten", sagt Essl. (APA, red, 15.12.2021)