Die EVN steigerte den Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr deutlich auf knapp 2,4 Milliarden Euro.

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Maria Enzersdorf – Dank Wertzuschreibungen bei Wasserkraftwerken in Bayern und Albanien hat der börsennotierte niederösterreichische Energieversorger EVN im abgelaufenen Geschäftsjahr 2020/21 den Nettogewinn um zwei Drittel gesteigert und will mehr Dividende an die Aktionäre ausschütten. Das Konzernergebnis wuchs um 63 Prozent auf 325 Millionen Euro, fürs neue Geschäftsjahr peilt man eine Bandbreite von 200 bis 240 Millionen Euro an. Die Dividende soll für 2020/21 von 0,49 auf 0,52 Euro je Aktie steigen.

Der Umsatz wuchs um fast 14 Prozent auf 2,395 Milliarden Euro – wegen des internationalen Projektgeschäfts, dank des Energievertriebs in Südosteuropa sowie höheren Netznutzungsentgelten. Auch mehr Stromerzeugung sowie höhere Strompreise wirkten sich beim Umsatz positiv aus, erklärte das Unternehmen am Donnerstag.

Drei Kernmärkte

In allen drei Kernmärkten – Österreich, Bulgarien, Nordmazedonien – sei das Geschäftsjahr von deutlich niedrigeren Temperaturen geprägt gewesen. Der durchschnittliche EEX-Börsepreis für Erdgas habe sich beinahe verdreifacht – wegen der generell höheren Gasnachfrage, niedrigeren Gasspeicherständen in Europa sowie covid-bedingten Nachfragerückgängen im Jahr davor, erklärte die EVN am Donnerstag.

Die Strom-Spotmarktpreise waren – wegen des markanten Anstiegs der Primärenergiepreise, aber auch aufgrund des ungünstigen Winddargebots – im Schnitt fast doppelt so hoch wie im Geschäftsjahr davor. Auf dem Terminmarkt lagen die Strompreise zum 30.9. um das Dreieinhalbfache über dem Vergleichswert des Vorjahres. Der Marktpreis für CO2-Emissionszertifikate lag fast 70 Prozent über dem Vorjahreswert.

Hohe Energiepreise

Für die heimischen Haushaltskunden dürften die Energiepreise aus Sicht der Regulierungsbehörde E-Control noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht haben. Obwohl die Preisanhebungen der letzten Monate hoch gewesen seien, seien die durch verschiedene Faktoren getriebenen Stromgroßhandelspreise noch nicht ganz bei den Endkunden angekommen, sagte E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch kürzlich. Die Branche erkenne aber, dass sie unter Beobachtung stehe.

Dort, wo schon Preissteigerungen bei Endkunden erfolgt seien – wie etwa in der Steiermark, Wien, Niederösterreich und dem Burgenland -, werde damit wohl einmal das Auslangen gefunden werden. Andere Anbieter würden aber möglicherweise noch die Preise anheben. Davon sei auszugehen, wenn man sich die Forwards ansehe.

Gas, Kohle und CO2

Verantwortlich für den Preisschub bei Strom waren Verteuerung bei Gas, Kohle und den CO2-Zertifikaten. Kohle verteuerte sich von 54 Euro pro Tonne vor einem Jahr auf nun knapp 100 Euro. Die Gaspreise stiegen zugleich von 25 auf 58 Euro pro Megawattstunde (MWh), die CO2-Preise von 30 auf 80 Euro je Tonne. Diese Year-ahead-Preise beziehen sich auf letztes Jahr für die Lieferung 2021 und dieses Jahr auf jene im Jahr 2022.

Viele Anbieter könnten günstige Preise für Neukunden nur noch schwer darstellen, deshalb gebe es neue Verträge zu höheren Preisen oder Kündigungen. Werde ein Anbieter insolvent (wie kürzlich Fulminant Energie mit 7.000 Kunden), sorge die E-Control dafür, dass Betroffene einen anderen Lieferanten zugeteilt bekommen. Auch wenn ein Anbieter den Markt verlässt, stehe niemand ohne Strom oder Gas da. (APA, red, 16.12.2021)