Caroline Kennedy soll neue US-Botschafterin in Australien werden. Der Senat muss ihre Ernennung noch bestätigen.

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Die USA haben eine Schwäche für politische Dynastien. Das gilt für das Weiße Haus genauso wie für diplomatische Missionen.

Während man in der US-Botschaft in Wien auf die neue Botschafterin Victoria Kennedy wartet, soll in Australien ein weiterer Spross des politischen Hochadels als Missionschefin dienen: Caroline Kennedy (64), letztes noch lebendes Kind des 1963 ermordeten Präsidenten John F. Kennedy. Der Name der Botschafterinnen wird Amerika dann nicht helfen, "Austria" von "Australia" zu unterscheiden.

Anders als ihre Tante in Wien – Victoria Kennedy ist die Witwe des 2009 verstorbenen JFK-Bruders Edward – verfügt Caroline Kennedy über persönliche Erinnerungen an den legendären Präsidenten. Als sie drei Jahre alt ist, übersiedelt die First Family ins Weiße Haus. Schnell wird Caroline zum Publikumsliebling: Ganz Amerika sieht zu, wie sie ihren mächtigen Vater zu Terminen begleitet oder auf Pony Macaroni über den Rasen des Weißen Hauses reitet.

Flucht vor hartnäckiger Presse

Allzu lang sollte die Idylle jedoch nicht währen. Caroline ist sechs, als ihr Vater erschossen wird. Als junge Frau entzieht sie sich auf der Flucht vor der Presse der Öffentlichkeit. Erst nach ihrem Studium an den Top-Universitäten Radcliffe und Columbia bricht die junge Juristin ihr Schweigen und widmet ihr Buch The Right to Privacy ("Das Recht auf Privatsphäre") den Opfern einer allzu neugierigen Öffentlichkeit.

1980 heuert die passionierte Fotografin im New Yorker Metropolitan Museum an. Dort lernt sie ihren Mann kennen, einen Künstler, mit dem sie drei Kinder hat.

Botschafterin in Tokio

Erst spät erwachen in ihr eigene politische Ambitionen. Barack Obama findet 2007 als demokratischer Shootingstar in der prominenten Tochter eine Fürsprecherin. Kurz erwägt sie den Einstieg ins Rennen um den New Yorker Senatssitz Hillary Clintons, die Außenministerin wurde, bevor sie Obama 2013 als Botschafterin nach Tokio entsendet. Dass sie in der Öffentlichkeit stets lupenrein linksliberale Positionen vertritt, dürfte ihr dabei ebenso wenig geschadet haben wie ihr Name, dem bis heute neben all der Tragik noch immer Glanz innewohnt.

Im Wahlkampf zog sie für Joe Biden ins Feld, begleitet vom Lied Sweet Caroline, zu dem Neil Diamond einst angeblich von ihr inspiriert wurde. Nun entsendet der Präsident die JFK-Tochter nach Australien, das seit dem umstrittenen U-Boot-Deal mit den USA an Bedeutung gewonnen hat. Zuvor muss der Senat ihre Ernennung bestätigen. (Florian Niederndorfer, 17.12.2021)