Sabine Gollnhuber verwandelt ihr Zuhause in Bad Tatzmannsdorf jedes Jahr in ein Weihnachtsspektakel. Ab 16 Uhr gehen die 700.000 Lämpchen an – die Starkstromleitung macht es möglich.

"Ich habe mich schon als Kind im Disneyland mit dem Weihnachtsvirus infiziert. Weihnachtsdekoration habe ich immer schon gesammelt. Der eigentliche Zündfunke war aber die Geburt unseres älteren Sohnes, zu der ich zwei Weihnachtsfiguren geschenkt bekam. Mein Mann hatte dann nur zwei Möglichkeiten – mitziehen oder ausziehen. Er hat sich Gott sei Dank für Ersteres entschieden!

Sabine Gollnhuber mit Hund King Louie vor ihrem Haus.
Foto: Pilo Pichler

Als ich das Dach unseres Hauses zum ersten Mal gesehen habe, wusste ich, dass ich eine Rentierkutsche draufstellen will. Wir haben es 1996 gekauft und aus- beziehungsweise umgebaut. Ursprünglich wollte ich es auf 600 Quadratmeter Wohnfläche erweitern. Geworden sind es 400, das ist für mich und meinen Mann immer noch zu groß seit dem Auszug unserer beiden Söhne. Immerhin teilen wir uns den Platz mit drei Hunden und fünf Katzen.

Unser Garten ist 5.000 Quadratmeter groß. Mit der Zeit ist er immer weihnachtlicher geworden. Etwa 10.000 Euro investieren wir pro Jahr in neue Figuren. Mittlerweile fangen wir schon Anfang August zum Schmücken an. Es ist wirklich Knochenarbeit! Ich krieg immer zum Geburtstag von meinen besten Freundinnen und Freunden einen Tag ihres Lebens geschenkt, an dem sie uns helfen. Dann wird Vlies genagelt. Denn durch unseren Garten verlaufen hunderte Meter davon, die mit 12.000 Nägeln fixiert werden müssen.

Der Lieblingsplatz von Sabine Gollnhuber: der Esstisch.
Foto: Pilo Pichler

Mittlerweile verwenden wir hauptsächlich LED-Beleuchtung, damit wir mit dem Stromverbrauch runterkommen. Wir haben trotzdem einen Anschlusswert von mehr als 21.000 Watt nur für die Deko. Insgesamt haben wir rund 700.000 Lämpchen, die mit 26 Zeitschaltuhren in mehreren Etappen ab kurz nach 16 Uhr eingeschaltet werden. Früher haben wir das noch alles auf Knopfdruck und gleichzeitig gemacht, aber das geht nicht mehr, weil dann die Sicherungen fliegen würden.

Wir haben drei Schaltkästen und eine externe Starkstromleitung, die uns jedes Jahr angeschlossen wird. Wenn nicht gerade Lockdown ist, stehen die Leute um drei viertel vier schon am Zaun und warten, dass es losgeht. In normalen Jahren kommen am Tag mehrere Hundert Menschen von überall her, die als Eintritt für den guten Zweck spenden.

Ihr Zuhause teilen sich die Gollnhubers mit drei Hunden und fünf Katzen.
Foto: Pilo Pichler

Mit unseren Nachbarn haben wir da ein Riesenglück. Es hat sich noch nie einer über die Beleuchtung oder die Musik aufgeregt. Aber am 24. Dezember drehen wir die Musik natürlich ab und sperren zu, damit alle ruhige Weihnachten haben.

In normalen Jahren ist am 6. Jänner Schluss. Heuer bleiben wir vielleicht wegen des Lockdowns im Dezember länger offen. Am folgenden Tag werden die Figuren jedenfalls rasch abgebaut. Sie müssen erst gewaschen werden und trocknen. Dann ist immer das ganze Haus vollgestellt, und ich bewege mich wie bei einem Slalom durch die Räume. Bis wir alles verstaut haben, ist es meistens schon Mai. Dann haben wir maximal drei Monate weihnachtsfrei, bevor es wieder losgeht.

Am 24. Dezember wird es ruhiger – dann wird die Musik abgedreht, damit die Nachbarn Weihnachten genießen können.
Fotos: Pilo Pichler

In dieser Zeit arbeiten wir am Lieblingsprojekt meines Mannes, unserem fünf Meter tiefen Schwimmteich. Er ist viel Arbeit, aber auch ein Lebensraum für viele Tiere. Wir haben Molche, Schlangerln, und im Frühjahr, wenn die Enten zurück zum Neusiedler See fliegen, parken sie sich oft kurz hier ein. Mein Lieblingsplatz ist das ganze Jahr über der Esstisch. Von hier aus kann ich die Vögel beobachten. Ich verfüttere in der Woche 200 Meisenknödel, manchmal hört man da draußen sein eigenes Wort nicht mehr vor lauter Gezwitschere.

Mein Mann würde unseren Wohnstil wohl als 'einfach, elegant und doch geschmacklos' bezeichnen. Ich sammle gern, die Kinder hätten es gern ein wenig leerer. Meine Walt-Disney-Tassen-Sammlung habe ich darum mittlerweile verräumt. Normalerweise ist es in unserem Haus noch weihnachtlicher dekoriert. Aber ich hatte heuer noch keine Zeit. Ein paar Tage sind es ja noch.

Wenn Weihnachten vorbei ist, konzentrieren sich die Gollnhubers wieder auf ihren fünf Meter tiefen Schwimmteich.

Ich hab in meinem Zuhause gerne viele Leute um mich herum. Es war immer schon mein Traum, ein eigenes Disneyland zu gestalten. Gedanklich habe ich daran immer schon gebaut und geplant. Darum werden wir damit weitermachen, solange wir können.

Manchmal, wenn mir die Finger beim Aufbauen fast abfrieren und mir alles wehtut, denk ich mir schon: 'Eigentlich bist du schön blöd!' Aber ein bissl einen Pecker muss jeder haben!" (20.12.2021)