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Handwerken scheidet die Geister. Die einen finden darin meditative Entspannung, freuen sich, Neues zu schaffen, und können vor allem Pläne lesen. Andere können zwar einen Schraubenzieher halten, finden ihn aber nicht auf Anhieb; haben am Anfang Spaß, der ihnen nach dem zweiten Arbeitsschritt vergeht, und verlieren schnell die Geduld – zu dieser Gruppe gehöre ich. Wie nervig die Kombination aus schlechter Anleitung, ungeduldigem Gemüt und dem Talent, alles zunächst falsch zusammenzubauen, sein kann, habe ich erst unlängst wieder erlebt. Der Einbau der neuen Duschwand hat meinem Nervenkostüm alles abverlangt. Und zu allem Übel auch den kompletten Sonntagabend beansprucht. Wie immer hat der Zusammenbau nämlich viel länger als die dafür kalkulierten zwei Stunden gedauert.

Fehlen nur noch die Fugen

Ich übernehme teilweise Verantwortung für die Murkserei, aber nur, solange es die Hersteller auch tun. Zugegeben, zur billigsten aller Duschwände zu greifen hat eben die Konsequenz, dass die Qualität der einzelnen Materialien auch in billigem Zustand ist.

Das Nervigste war aber die miese Anleitung. Angeleitet hat sie – außer Wutanfälle – nämlich gar nichts. Keine anständigen Erklärbilder, keine Nummerierung der Arbeitsschritte, keine Beschreibung der Bauteile; dafür Abbildungen, die zeigen, wie es nicht aussehen soll. Natürlich ohne zu erklären, wie Fehler zu vermeiden sind. Wer allerdings lange genug alle möglichen Varianten durchprobiert, wird belohnt: Vier Stunden später, nachdem beide Türknaufnoppen einmal falsch und einmal richtig montiert worden sind, ist das Werk vollbracht. Freude und Erleichterung sind groß. Fehlen nur noch die Fugen. Aber so schwer kann das ja nicht sein. (Julia Beirer, 17.12.2021)