Auch in der Corona-Krise schlug die Icom-Präsidentin einen verbindenden Ton an – provokante Kritik liegt Leidl fern.

Foto: Lukas Beck

In den letzten Jahren hat sich die Ökologie zum wahren Steckenpferd der Museumschefin entwickelt. 2014 übernahm Bettina Leidl die Leitung des Kunst Haus Wien und machte es zum ersten "grünen Museum" Österreichs. Auch als Präsidentin von Icom Österreich (International Council of Museums) setzte sie sich für Nachhaltigkeit in Kunsteinrichtungen ein. Dabei agierte sie nie missionarisch, blieb immer diplomatische Vermittlerin. Auch als Sprecherin in der Corona-Krise schlug sie einen verbindenden Ton an – eine provokante Kritikerin ist Leidl nicht.

Diese Eigenschaft könnte ihr in ihrer nächsten Funktion zugutekommen. Wie am Freitag bekannt wurde, wird die Kulturmanagerin ab 14. Februar 2022 die Geschäftsführung des Wiener Museumsquartiers (MQ) übernehmen. Und sie folgt somit dem Leiter Christian Strasser nach, dessen Vertrag mit Ende des Jahres einvernehmlich ausläuft. Zehn Jahre lang leitete er das MQ.

Immer wieder drangen interne Uneinigkeiten zwischen den einzelnen Akteuren nach außen. Erst vor einer Woche hatte der Direktor des Leopold-Museums, Hans-Peter Wipplinger, in einem Interview mit dem "Kurier" die zunehmende Bespielung der Fassaden und Höfe im MQ unter Strasser als "Jahrmarkt" kritisiert. Hier kann Leidl nun ihre ausgleichende Art einsetzen und zwischen den rund 60 Kultureinrichtungen vermitteln.

Karriere im SPÖ-Umfeld

Neu ist der 1962 in Vöcklabruck geborenen und in Salzburg aufgewachsenen Leidl das Quartier jedenfalls nicht. Nach ihrer Tätigkeit bei KÖR, der Kunst im öffentlichen Raum GmbH, war sie von 1997 bis 2011 kaufmännische Geschäftsführerin der Kunsthalle Wien. 2007 wechselte die studierte Politikwissenschafterin und Betriebswirtin kurzzeitig ins Kabinett der ehemaligen Unterrichtsministerin Claudia Schmidt (SPÖ), kehrte jedoch nach nur zwei Tagen in die Kunsthalle zurück.

Als gegen den damaligen Direktor Gerald Matt unter anderem wegen des Verdachts der Untreue ermittelt wurde, verteidigte Leidl ihn bis zuletzt loyal. Das Verfahren lief auch gegen sie, wurde jedoch gänzlich eingestellt. Nach Matts Abgang verließ 2011 auch sie das Haus und setzte ihre Karriere in Einrichtungen der rot dominierten Stadtregierung fort.

Drei Jahre leitete sie die Kreativagentur Departure, bis sie ans Kunst Haus Wien wechselte. Die Besetzung im MQ stellt nun die nächste Station dar – mit einer weiteren Wiener Institution, der die gut vernetzte Managerin in diesem Fall fünf Jahre lang vorstehen wird. In einer ersten schriftlichen Stellungnahme kündigte Leidl bereits an, das Quartier "ins Digitale zu erweitern und klimaneutral zu machen". (Katharina Rustler, 17.12.2021)