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Foto: REUTERS/Heinz-Peter Bader

Es war einer der großen Schritte, um die heimische Gründerszene salonfähig zu machen, als die Startup 300 AG im Jänner 2019 an die Wiener Börse ging. Das Ziel der Linzer: Ein heimisches Ökosystem aufbauen. Um dies zu erreichen, beteiligte man sich unter anderem am Coworking-Space- Betreiber Talent Garden, kaufte die Crowdinvesting-Plattform Conda und Pioneers, den damaligen Veranstalter des gleichnamigen Start-up-Events. Nun berichten die beiden Szenemedien Brutkasten und Trending Topics mit Bezug auf eine Ad-hoc-Meldung von vergangener Woche, dass sich die Startup 300 AG von der Börse zurückzieht.

Schwache Aktie, geringe Marktkapitalisierung

Die Gründe für das Delisting der Startup 300 AG sind vielfältig. Unter anderem dürften die Entwicklung der Aktie und das Handelsvolumen nicht den Erwartungen entsprochen haben. So war eine Aktie der Startup 300 AG zum Börsengang noch zehn Euro wert gewesen, am Freitag nach Börsenschluss notierte sie bei 2,20 Euro – ein herber Verlust also für die Investoren der ersten Stunde.

Die Marktkapitalisierung der Startup 300 AG liegt zum aktuellen Stand bei 6,3 Millionen Euro. Das ist nicht nur weit weniger als die Bewertung zahlreicher anderer bekannter Start-ups, die nicht an der Börse notiert sind – es spiegelt auch nicht den Wert der eigenen Assets wider, wie Startup 300-Vorstand Michael Eisler in einem Gastbeitrag beim Brutkasten anführt: Dieser wird aktuell auf insgesamt rund 15 Millionen Euro geschätzt, dem gegenüber stehen fünf Millionen Euro an Verbindlichkeiten.

Kaum Handelsvolumen – aber hohe Kosten

Das Handelsvolumen betrug laut Eisler im laufenden Jahr nur noch 360.000 Euro – und dieses stehen dem Vorstand zufolge in keiner vertretbaren Relation zu den rund 100.000 Euro an internen und externen Kosten, die jährlich durch die Notierung an der Wiener Börse entstanden.

"Rückblickend würde ich glauben, dass eine Struktur mit rund 60 Mitarbeiter:innen und einem Gruppen-Umsatz von rund 7,3 Millionen Euro nicht in der Lage ist, einen adäquaten Teilnehmer der Börse darzustellen, wenn kein skalierbares Geschäftsmodell vorhanden ist, das ein Vorhalten entsprechender Ressourcen rechtfertigt und die Instrumente der Kapitalisierung nutzen kann", schreibt Eisler in dem Gastkommentar.

Aus für Pioneers Festival – Einbruch durch Corona

Auch verweist Eisler auf die "schmerzliche Einstellung des Pioneers Festivals", mit dem man 2019 einen Verlust von einer Million Euro eingefahren habe und auch 2018 nicht profitabel gewesen sei. Einige Konzerne seien als Sponsoren abgesprungen, die Unterstützung der öffentlichen Hand sei über die Jahre gesunken, im Gegenzug entstanden am Veranstaltungsort – der prestigeträchtigen Wiener Hofburg – Kosten in Höhe von 250.000 Euro.

Aktuell sorgt wiederum die Coronakrise für lange Gesichter, so konnte die Startup 300 AG im Jahr 2020 speziell bei Konzernkunden um 40 Prozent weniger Umsatz generieren. Ebenso wurde aufgrund der Coronakrise vorsorglich eine Wertberichtigung beim Coworking Space Talent Garden durchgeführt. Waytation, eine der rund 30 Beteiligungen der Startup 300 AG, musste Konkurs anmelden.

Zeitlich angesetzt ist das Delisting für den 18. März 2022. Der Schritt hat laut dem Bericht von Trending Topics auch für die Vorstände des Unternehmens, Bernhard Lehner und Michael Eisler, Konsequenzen: Ihre Bezüge sollen nun entsprechend den neuen Aufgaben angeglichen werden. (stm, 19.12.2021)