Wer an Tablet-PCs denkt, der hat freilich in erster Linie Apples iPad-Modelle im Kopf. Aber das muss nicht so sein, denn auch aus der Android-Welt gibt es zahlreiche Alternativen. Eine davon ist das Xiaomi Pad 5, das auf "Geizhals.at" derzeit zu einem Straßenpreis von 399 Euro angeboten wird. Damit ist es um 20 Euro teurer als das von uns getestete und für gut befundene aktuelle iPad-Standardmodell. Was bekommt man hier also für sein Geld? Und in welcher Hinsicht können die Geräte miteinander konkurrieren?

Äußerlichkeiten und Anschlussfragen

Wer das Xiaomi Pad 5 auspackt und wendet, dem fällt gleich eine Besonderheit auf, die man bei anderen Geräten so nicht sieht: die Rückseite, die je nach Lichteinfall – ähnlich wie bei manchen Meeresmuscheln – in unterschiedlichen Farbtönen von Orange bis Grün schimmert. Das kann man mögen, man kann es auch kitschig finden – außergewöhnlich ist es auf jeden Fall. Alternativ zu diesem "Pearl White" ist das Gerät aber auch in schlichtem "Cosmic Gray" erhältlich. Das iPad ist hier anders: Es ist einfach schlicht, so wie man es halt kennt.

Was man im Gegensatz zum aktuellen iPad beim Xiaomi Pad 5 vergeblich sucht: einen Klinkenanschluss zum Anschließen von Kopfhörern. Dies ist heutzutage bei mobilen Geräten zwar längst kein Standard mehr – nützlich wäre es aber auf jeden Fall bei einem Tablet-PC, wenn man sich zum Filmeschauen mit einem kabelgebundenen anstatt mit einem Drahtlos-Kopfhörer verbinden will.

Foto: Der Standard/Stefan Mey

Dafür gibt es insgesamt vier (zwei auf jeder Seite) Stereolautsprecher für jene Menschen, die ihre Videos gerne laut anschauen – was im wohl häufigsten Anwendungsszenario, der eigenen Couch, gar nicht so ungewöhnlich sein dürfte. Im Test ergibt sich hier tatsächlich ein angenehmer Stereo-Effekt, sofern man nahe genug am Bildschirm sitzt. Und natürlich gibt es auch die Möglichkeit, Bluetooth-Kopfhörer anzuschließen.

Abgesehen davon befindet sich (im Hochkant-Modus betrachtet) ein Lautstärkeregler auf der rechten Seite des Geräts, der Ein/Aus-Schalter befindet sich an der oberen Kante. Geladen wird über das von so gut wie bei allen modernen mobilen Geräten (also: außer jenen von Apple) verwendete USB-C, der Anschluss befindet sich an der unteren Kante des Geräts. Mit einem Gewicht von 511 Gramm ist das Xiaomi-Gerät geringfügig schwerer als die Wifi-Version des aktuellen iPad (487 Gramm), was im mehrwöchigen direkten Vergleich aber kaum aufgefallen ist.

Punkt für Xiaomi: Bildschirm mit WQHD+

Beim Bildschirm handelt es sich um ein elf Zoll großes Display mit einer Auflösung von 1.600 x 2.560 (WQHD+), das entspricht 275 ppi. Damit schlägt man das iPad, das auf dem 10,2 Zoll großen (und somit kleineren) Display auf nur 264 ppi kommt. Die Bildwiederholungsrate liegt bei 120 Hz, was Apple bei dem günstigeren Modell nicht bietet. Die Helligkeit ist mit 500 Nit bei beiden Geräten gleich.

Foto: Der Standard/Stefan Mey

In der Praxis bedeuten diese Werte, dass das Xiaomi-Gerät beim Filmschauen eine Qualität bietet, die jener des iPad nicht nachsteht – und diese theoretisch in manchen Situationen sogar übertrifft, auch wenn das für Laien mit dem bloßen Auge oft nicht erkennbar sein dürfte.

Xiaomi- und Apple-Kamera: Gegensätzliche Interessen

Generell sind Tablet-PCs nicht die Geräte, mit denen man im Urlaub Fotos machen sollte; daher sei die Kamerafunktion an dieser Stelle nur kurz beschrieben. So kommt die Kamera des Xiaomi-Tablets auf der Rückseite mit einer Auflösung von 13 Megapixeln daher, was eine Videoqualität von 4K bei 30 Bildern pro Sekunde ermöglicht. Im Test macht die Kamera auch bei schlechten Lichtbedingungen gute Fotos, wie das folgende Bild zeigt, das abends ohne natürliches Licht im Schein einer Energiesparlampe gemacht wurde.

Foto: Der Standard/Stefan Mey

Gleiche Lichtsituation, andere Kamera: Das Bild der Frontkamera wirkt ein wenig kriselig, wenn die Lichtsituation schlechter wird. Das Wichtigste im Bild – also der Gesprächspartner in einem potenziellen Videocall – ist aber fehlerfrei dargestellt. Laut Hersteller löst die Frontkamera mit acht Megapixeln auf, was Videos in Full-HD bei 30 Bildern pro Sekunde ermöglicht.

Foto: Der Standard/Stefan Mey

Die Kameras des iPad drehen den Spieß übrigens um: Hier kommt die Frontkamera auf zwölf Megapixel Auflösung und die Rückkamera auf acht Megapixel – in 4K-Auflösung können aber beide Apple-Kameras nicht filmen.

Startprobleme und Datensammelei

Was im Xiaomi-Test beim ersten Hochfahren unangenehm aufgefallen ist: Beim Einrichten des Geräts reagierte der Touchscreen des Geräts extrem träge, auf Eingaben reagierte das Gerät teils gar nicht oder sehr langsam. So auffällig dieser Fehler aber war, so schnell war er auch wieder weg: Als das Gerät fertig eingerichtet und neu gestartet war, lief alles einwandfrei und ohne Ruckeln.

Jedoch fällt beim Xiaomi-Gerät ebenfalls auf, wie viel Bloatware – also unerwünschte, vom Hersteller vorinstallierte Software – bei diesem Gerät mit an Bord ist. So gibt es zwar ein Tool, das Sicherheit und Datenschutz auf dem Gerät gewährleisten soll – um dies zu ermöglichen, bittet Xiaomi aber zuerst darum, überhaupt Daten sammeln zu dürfen.

Auch ein "Mi Browser" als Alternative zu anderen Browsern ist vorinstalliert: Dieser soll zwar Funktionen wie den Download von Content aus sozialen Medien wie Whatsapp-Stories ermöglichen, bittet aber auch bei der Einrichtung um die Erlaubnis zum Sammeln von "notwendigen persönlichen Daten". Und auch das Einrichten eines "Mi Account" wird nahegelegt – mit der Option, diesen mit bestehenden anderen Accounts zu verknüpfen. Ob man diese Angebote jeweils annimmt, ist eine Frage der individuellen Datenschutzinteressen.

Das Xiaomi Pad 5 im Alltag

Im Alltag jedenfalls gilt für das Xiaomi Pad 5 Ähnliches wie für das iPad-Standardmodell: Es macht, was es soll. Filme lassen sich mit dem Tablet-PC wunderbar anschauen, die Bildqualität lässt keine Wünsche offen. Das Gleiche gilt für die Tonqualität.

Einen ganz anderen Zugang als bei Apple findet man bei Geräten dieser Art zum Thema Gaming. Denn während Streamingdienste wie der Gamepass Ultimate oder Geforce Now bei Apples Gerät nur über den Umweg des Safari-Browsers laufen, lassen sich hier die entsprechenden Apps installieren und laufen ohne Probleme: Im Test habe ich auch einen Controller per Bluetooth verbunden und ein wenig The Elder Scrolls: Skyrim auf dem Sofa gezockt – alles kein Problem. Wer hingegen auf dem iPad spielen möchte, dürfte wohl eher auf Apple Arcade setzen.

Der Akku des Xiaomi-Tablets kommt übrigens auf eine Kapazität von 8.720 mAh. Das ist geringfügig besser als beim Standard-iPad (8686 mAh) und ermöglicht im Alltag die mehrtägige Nutzung, ohne das Gerät aufladen zu müssen. Ein kleiner Richtwert: Nach einer halben Stunde "Master of the Universe" auf Netflix waren gerade einmal fünf Prozent des Akkus verbraucht.

Fazit: Eine Frage der Vorlieben

Ähnlich wie das iPad der aktuellen Generation macht auch das Xiaomi Pad 5, was es soll – das hat sich im Alltag gezeigt. Die Unterschiede sind teils eine Grundsatzfrage, teils handelt es sich um Details. So mögen sich manche Userinnen und User vielleicht nicht an das Apple-System binden wollen, anderen wiederum bereitet Xiaomis Bloatware Unbehagen.

Hardwareseitig ist Xiaomi der Konkurrenz unter anderem in puncto Display überlegen – wobei aber auch Apples Produkt recht wenig Wünsche offenlässt. Ähnliches gilt für den Sound, der bei Xiaomi spitze ist, aber auch beim iPad nicht negativ auffällt. Abstriche gibt es für den fehlenden Klinkenanschluss – aber auch das ist eher ein Detail, dessen Relevanz es individuell abzuwägen gilt. (Stefan Mey, 20.12.2021)

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Testgeräte wurden von Apple und Xiaomi zur Verfügung gestellt.