In Fieberbrunn (siehe Foto) und auch anderswo sind die Seilbahnen in Betrieb. Sorgen macht man sich nun wegen verschärfter Einreisebestimmungen.

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Für Österreichs Tourismusbetriebe gibt es kurz vor Beginn der umsatzstärksten Zeit im Jahr heiß-kalt. Die Einreise für Personen mit Wohnsitz in Österreich, aber auch für Urlaubsgäste ist ab sofort und bis auf weiteres nur noch mit 2G-plus-Nachweis möglich. Das heißt, zweifach geimpft oder genesen unter zusätzlicher Beibringung eines negativen PCR-Tests, der nicht älter als 72 Stunden sein darf. Insbesondere im Westen Österreichs mit traditionell hohem Anteil an ausländischen Gästen ist man bereits mit ersten Stornierungen konfrontiert.

Zwar sind Personen, die schon dreifach geimpft sind, von der Vorlage eines negativen PCR-Tests ausgenommen und müssen prohibitiv auch nicht in Quarantäne; aber bei dem vergleichsweise noch niedrigen Stand an Drittimpfungen in Europa sind doch überproportional viele Gäste von den verschärften Einreisebestimmungen betroffen.

"Nichts Positives gefunden"

"Ich habe mir die Regelung fünfmal durchgelesen und nichts Positives gefunden", sagt Bernhard Schmiedmaier vom Hotel Lindenhof in Bad Gastein. "Es kann nicht in unserem Interesse sein, die Verordnung herunterzubeten und dem Gast zu sagen, so ist es und aus. Wir sind Dienstleister und wollen Lösungen anbieten, wie man Urlaub unter Einhaltung aller Sicherheitsauflagen doch noch einigermaßen zumutbar machen kann."

Schmiedmaier, der das 21 Zimmer und ein Appartement große Boutiquehotel Lindenhof seit mittlerweile sechs Jahren als Pächter betreibt, hat sich in einem offenen Brief an Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP), Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) sowie die Wirtschaftskammer Österreich (WKO) als politische und die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) als freiwillige Interessenvertretung gewandt. Er habe das Gefühl, dass politische Entscheidungen getroffen werden, ohne dass man sich über die unmittelbaren Auswirkungen im Klaren ist. Deshalb sei es höchst an der Zeit, auch Personen in den Entscheidungsprozess einzubinden, die tagtäglich damit zu tun haben.

Die Stimmung in Österreichs Hotellerie war schon besser. Die verschärften Einreiseregeln könnte viele ausländische Gäste von ihren Urlaubsplänen in Österreich abbringen, wird befürchtet.
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Hotelier Schmiedmaier berichtet von einer Familie aus Hamburg, die in seinem Haus einen Urlaub vom 27. Dezember bis 2. Jänner gebucht hat. Beide Elternteile seien zweifach geimpft, die drei Kinder – sechs, neun und 14 Jahre alt – von Corona genesen.

Nach den neuen Einreisebestimmungen müsse Herr X am Tag der Einreise (Montag, 27. Dezember) negative PCR-Tests beibringen, die nicht älter als 72 Stunden sind. "In Deutschland besteht ab dem 24. Dezember mittags bis 27. Dezember morgens keine kostenfreie Möglichkeit, einen PCR Test durchzuführen", sagt Schmiedmaier. Somit könnte Herr X am Anreisetag aus Hamburg gar nicht abreisen, da die Auswertung des PCR-Tests bis zu 24 Stunden dauert. Zum Mindestpreis von 79,89 Euro pro Testperson (Ergebnis in 24 Stunden) oder zum Maximalpreis von 265,27 Euro pro Kopf und Nase (Ergebnis in drei Stunden) könnte Herr X seinen Urlaub eventuell antreten.

Sorgen auch wegen der Niederlande

Und die Möglichkeit, ohne PCR-Test einzureisen und bis zum Ergebnis des nachträglich gemachten Tests (in der Regel 24 Stunden) in Quarantäne zu bleiben? "Das erscheint potenziellen Urlaubern wie Herrn X wenig attraktiv," weiß Schmiedmaier aus vielen Gesprächen. Die Folge seien Stornierungen. Aus demselben Grund liefen auch die Telefone bei Kollegen in Tirol und Vorarlberg heiß.

Dort macht man sich auch zunehmend Sorgen, was Gäste aus den Niederlanden betrifft. Dort ist ein vierwöchiger, strenger Lockdown in Kraft getreten, wobei noch unklar ist, ob Auslandsreisen davon ausgenommen sind. Die Unsicherheit jedenfalls sei für das Urlaubsfeeling alles andere als zuträglich, sagen Touristiker. Zum Vergleich: In der letzten Wintersaison vor Corona (2018/19) hat die Statistik Austria insgesamt 72,9 Millionen Nächtigungen gezählt. Auf inländische Gäste entfielen 16,5 Millionen, auf Deutsche 26,9 und auf Gäste aus den Niederlanden 6,3 Millionen Übernachtungen.

(Günther Strobl, 20.12.2021)