Millionen Deutsche sollen künftig von der angekündigten Mindestlohnerhöhung profitieren.

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Berlin – Mehr als jeder fünfte abhängig Beschäftigte in Deutschland arbeitet im Niedriglohnsektor. Rund 7,8 Millionen Jobs werden unterhalb der Niedriglohnschwelle von 12,27 Euro brutto je Stunde entlohnt, wie das Statistische Bundesamt am Montag zu der im April erstellten Verdiensterhebung mitteilte. Das entspreche einem Anteil von 21 Prozent. Im Vergleich zu 2018 sei die Zahl um knapp 250.000 gesunken.

Zum Niedriglohnsektor zählen nach der hier verwendeten internationalen Definition alle Beschäftigungsverhältnisse, die mit weniger als zwei Drittel des mittleren Verdienstes (Median) entlohnt werden.

Im Koalitionsvertrag hat die neue deutsche Bundesregierung vereinbart, den gesetzlichen Mindestlohn auf zwölf Euro pro Stunde anzuheben. Demnach würden 7,2 Millionen Beschäftigte im Niedriglohnsektor von dieser geplanten Erhöhung der gesetzlichen Lohnuntergrenze profitieren, hieß es dazu. Das entspreche einem Anteil von 92 Prozent. Zu den übrigen acht Prozent gehören mit Praktikantinnen und Praktikanten sowie Minderjährigen auch Personengruppen, die zwar zum Niedriglohnsektor zählen, bei denen eine Mindestlohnerhöhung aber nicht unmittelbar zu einer Verdienststeigerung führen würde.

Corona-Effekt wegen Kurzarbeit

Den leichten Rückgang der Anzahl von Niedriglohnempfängern um eine Viertelmillion im Vergleich zu 2018 führen die Statistiker auch auf einen Corona-Effekt zurück: Im April 2021 waren aufgrund der Pandemie viele Beschäftigte zu 100 Prozent in Kurzarbeit. Sie wurden in der Verdiensterhebung nicht berücksichtigt, da sie ausschließlich Kurzarbeitergeld erhielten. "Es ist davon auszugehen, dass der Anteil der Niedriglohnempfängerinnen und -empfänger in dieser Beschäftigtengruppe überproportional hoch gewesen wäre", so die Statistiker.

Für die Erhebung wurden die Angaben von 58.000 Betrieben zu Verdiensten und Arbeitszeiten von rund 7,5 Millionen abhängig Beschäftigten ausgewertet. (APA, 20.12.2021)