OK, Zoomers. Wer von der glorreichen Rückkehr ins lange vermisste Büro geträumt hat, ist wohl spätestens mit dem jüngsten Lockdown und der Omikron-Variante mit Katerstimmung aufgewacht.

Tatsache ist, dass wir erstens noch länger mit pandemisch verordnetem Homeoffice leben werden. Dass zweitens das Büro post Corona nicht mehr das Büro prä Corona sein wird. Und dass drittens unser Arbeitsplatz daheim vom Provisorium zur dauerhaften Einrichtung aufgerüstet werden muss.

Dazu ein paar Tipps – im Wissen, dass es vom Singlehaushalt bis zur Patchworkfamilie, von kleinen Wohnungen bis zum Haus mit Gartenhütte unzählige Situationen gibt, die nur jede und jeder für sich optimieren kann. Das Firmenbüro wird dabei nicht verschwinden, aber es wird sich wandeln – bestenfalls zum Treffpunkt mit Offsite-Atmosphäre und zur Ressource in Ergänzung zum Homeoffice.

Schlechtes Setting führt dazu, dass Videocalls ermüden. Dabei ist Abhilfe leicht und günstig.
Foto: APA/REUTERS/CIRO DE LUCA

Blickkontakt

Video ist in unserer digitalen Toolbox das wichtigste Werkzeug geworden. Erstaunlich, wie nach fast zwei Jahren von Zoom und Co Menschen am Bildschirm noch immer grotesk entstellt erscheinen: einstürzende Neubauten im Hintergrund, weil die Kamera von unten aufnimmt. Geköpfte oder Entkörperte, weil durch die Kameraposition unten oder oben abgeschnitten wird. Eine schwarze Silhouette, weil das Gegenüber im Gegenlicht sitzt. Die Liste lässt sich fortsetzen, nicht zuletzt mit technischen Mängeln.

Schlechtes Setting führt dazu, dass Videocalls ermüden. Dabei ist Abhilfe leicht und günstig. Das wichtigste Zubehör ist ein Notebookständer, damit die Kamera auf Augenhöhe und die Perspektive des Hintergrunds gerade ist. Displays mit integrierter Kamera brauchen meist einen Untersetzer für die richtige Höhe.

Gelegentlich bewusst in die Kamera zu schauen, statt auf den Bildschirm zu starren, gibt das Empfinden von Augenkontakt. Und wenn wir die Kamera im Notebook oder Display ein wenig von uns wegrücken, sitzen wir unserem Gesprächspartner nicht mit 50 Zentimetern Abstand gegenüber – eine unangenehme Nähe, die es in keinem Meeting geben würde.

Bekannte Bücherwand

Der richtige Hintergrund für den Videocall ist wie die richtige Kleidung fürs Büro. Nur am Anfang von Homeoffice war es unterhaltsam, plötzlich in die Privatsphäre von Kollegen, Chefinnen oder Kunden Einblick zu nehmen. Eineinhalb Jahre später sind Videocalls selbstverständlicher Teil unserer Arbeit geworden und brauchen sachliche Inszenierung, "business casual" statt T-Shirt und Strandfoto.

Wer dazu keinen geeigneten Hintergrund daheim hat, kann sich mit einem billigen Roll-up oder virtuellem Hintergrund behelfen. Keine exotischen Tiere oder Destinationen, sondern das Bild eines Meetingraums, eines Büros, einer Bücherwand oder die Unschärfe-Einstellung des Videotools. Apropos richtige Kleidung: Die gibt es auch für Zoom-Meetings. Man nimmt sich und sein Gegenüber damit ernster als in Jogginghose.

Das Licht ist die halbe Miete für gute Calls. Gutes Tageslicht (von vorne oder von der Seite) oder helle Raumbeleuchtung reichen in der Regel. Bei schwierigen Lichtverhältnissen ist eine am oberen Bildschirmrand montierte Ringleuchte eine einfache Lösung, die für gute, gleichmäßige Ausleuchtung sorgt und an verschiedenen Standorten verwendet werden kann.
Gelegentlicher Ortwechsel ist übrigens ein gutes Rezept gegen Ermüdungserscheinungen daheim: Auch im "alten" Büro war man kaum den ganzen Tag am eigenen Schreibtisch, sondern wechselte zwischen Schauplätzen.

Schnelles Netz

Gegen die Zoom-Müdigkeit gehört neben diesen richtigen Einstellungen auch die Gesamtausstattung. Leistungsfähiges Internet: Zwar ist man vom Angebot am Wohnort abhängig – nicht überall gibt es starkes Kabel- oder Glasfaserinternet. Aber meist gibt es Upgrade-Möglichkeiten, etwa die Ergänzung eines DSL-Anschlusses durch einen mobilen Internetanschluss, der ausschließlich für Homeoffice verwendet wird. Oder auch zwei mobile Router von zwei unterschiedlichen Netzbetreibern. WLAN in der Wohnung hat oft Lücken, hier lohnt sich die Investition in aktuelle "Mesh-Router" für guten Empfang.

Ein Meter Distanz zur Kamera oder mehr – um einander im Bildausschnitt ähnlich wie im Besprechungsraum gegenüberzusitzen – schafft eine wesentlich entspanntere Atmosphäre im Videocall. Damit dies gut funktioniert, sind Bluetooth-Tastatur und Maus angenehm.
Ein großes Display, ein zweiter Bildschirm oder sogar ein zweites Gerät (Tablet) sind nützlich, um sowohl die Videokonferenz anzuzeigen als auch Notizen machen zu können. Bluetooth-Kopfhörer und Mikro mit Geräuschunterdrückung geben Bewegungsfreiheit und guten Ton.

Drucker und Drehstühle

In den meisten Büros stehen irgendwo Laserdrucker, die Unmengen an Dokumenten erzeugten, die wenig später ins Altpapier wanderten. Zu Hause erfüllen diese Funktion meist Tintendrucker, die wenig in der Anschaffung und viel in Tintenpatronen kosten. Die Lösung für das Homeoffice: So weit wie möglich papierlos arbeiten. Oder: Tintendrucker mit preisgünstigen Tintenbehältern statt teuren Druckerpatronen. Selbst wenn noch ein Inkjet-Drucker mit Patronen vorhanden ist, lohnt sich bei gesteigertem Druckvolumen der Umstieg in kurzer Zeit.

Sitzen Sie übrigens gut? Es gibt auch wohnliche, ergonomische Drehstühle in unterschiedlichen Preisklassen, die keine Büromonster sind. Und der Tisch, an dem Sie daheim arbeiten, sollte sich vom Provisorium in eine gute, dauerhafte Arbeitsinsel verwandeln.
All das kostet Geld. Und die bisherigen Bestimmungen über die steuerliche Absetzbarkeit von Homeoffice sind bestenfalls ein erster Schritt dies zu würdigen. Arbeitgeber wissen sehr genau, was ein Arbeitsplatz kostet – viele haben in ihren Budgets Ersparnisse aufgrund hybrider Arbeitsformen bereits einkalkuliert. Wer nicht gänzlich auf seinen Kosten sitzenbleiben will, sollte die persönliche Kalkulation ins nächste Gehaltsgespräch mitbringen. Und mit dem Betriebsrat dazu einen längeren Videocall einplanen. (Helmut Spudich, 4.1.2022)