Die Not in Dosen: Zivilschutzexperten empfehlen, nicht zu hamstern, sondern vernünftige Vorräte anzulegen.

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Der Leitsatz vergangener Generationen war schon längst in Vergessenheit geraten: "Kluger Rat – Notvorrat". Die Supermarktregale voll, der Lieferdienst allzeit bereit, und zur Not bleibt noch der Weg in einen gut befüllten Tankstellenshop. Wer also braucht da noch ein Rex-Glas-Lager im Keller?

Bevorratung ohne Hysterie

Doch in unsicheren Zeiten neigt der Mensch durchaus zu einem verstärkten Sicherheitsdenken. Und es steigt die Lust an der Vorratshaltung. Aber was ist sinnvolles Vorsorgen – und wo beginnt die Hysterie? Es gilt, den Grat zwischen durchdachter Bevorratung und obskurer Prepper-Philosophie zu meistern.

Hilfreich kann da ein Blick auf die Homepage des österreichischen Zivilschutzverbands sein. Dort will man Eigenverantwortung und Eigenvorsorge ohne Panik vermitteln – und versucht mit einem Zehnpunkteplan ohne große Angstmache zu sensibilisieren. Geraten wird dazu, einen Vorrat für 14 Tage anzuschaffen:

1) 1,5 Liter Trinkwasser pro Tag und Person;

2) Lebensmittel, die zumindest ein Jahr haltbar sind (2.500 Kalorien pro Tag und Person);

3) eine stromunabhängige Kochgelegenheit im Haushalt, etwa einen Gaskocher, Brennpaste oder einen Gartengrill;

4) neben Trinkwasser auch Wasser für die Hygiene und zum Kochen;

5) Hygieneartikel wie Müllbeutel, Plastikteller und Plastikbesteck;

6) Batterieradios;

7) vollständige Hausapotheke und Verbandskasten;

8) etwas Bargeld, gut versperrt und im Eigenheim versteckt;

9) vollständige Dokumentenmappe, im Idealfall wasserdicht verpackt;

10) im Ernstfall ist das Wichtigste sowieso die Nachbarschaftshilfe.

Natürlich steht es jedem offen, den Weg zum Survivalprofi zu wählen. Das Geschäft mit dem Überleben boomt. So reicht das Angebot des deutschschweizerischen Unternehmens Sichersatt vom veganen Notvorrat (239 Euro) über ein spezielles Beerenpaket (289 Euro) bis zum über 80 Kilo schweren "Familienangebot Classic" (1.199 Euro).

Bunker und Kraftriegel

Im oberösterreichischen Gmunden hat sich die Seba Selbstschutzzentrum Gmunden GmbH ganz dem Thema Sicherheit verschrieben. Geboten werden über 20 Jahre lang haltbares Brot, Wasserpackerln, die man sogar mit dem Auto überfahren kann, und ein dehydrierter Querschnitt österreichischer Hausmannskost. Möglich ist auch die massive Sicherheitsvariante mit einem Bunkerbau im Eigenheim.

Seba-Chef Manfred Schuster steht im STANDARD-Gespräch auch ganz offen dazu, ein Profiteur der Krise zu sein: "Das Geschäft läuft in Krisenzeiten logischerweise immer besser." Aktuell sei der Ansturm enorm. "Die Lieferzeiten sind lang, da die Hersteller kaum mit dem Produzieren nachkommen", erläutert Schuster. Zu ihm ins Geschäft würden "ganz normale" Leute kommen. "Keine Menschen mit übertriebener Panik oder Angst. Auch keine esoterischen Weltverschwörer. Einfach Menschen mit einem normalen Sicherheitsbedürfnis."

Neu im Sortiment hat Manfred Schuster übrigens einen Weizen-Kraftriegel: "Alles auf natürlicher Basis. 200 Gramm, 700 Kalorien. Da reichen zwei Stück pro Tag." (Markus Rohrhofer, 22.12.2021)