Um bei der Jagd erfolgreich zu sein, müssen Wölfe eine Intuition dafür entwickeln, wie sich ihre Beute bewegt. Bei Hunden ist es ähnlich, wie eine aktuelle Studie zeigt: Beobachten die Vierbeiner etwas Unerwartetes, eine physikalische Unmöglichkeit, reagieren sie darauf mit Zeichen der Aufmerksamkeit, wie Christoph Völter und Ludwig Huber vom Clever Dog Lab (Messerli Forschungsinstitut) der Veterinärmedizinischen Universität Wien berichten.

Die Forscher schließen daraus, dass zumindest manche Hunde – so wie der Mensch ab dem sechsten Lebensmonat und nahe Verwandte wie Schimpansen – eine Art praktisches Verständnis von Ursache und Wirkung besitzen.

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Damit ein Border Collie den Ball in der Luft erwischt, muss er intuitiv erfassen können, wie sich das Objekt bewegt.
Foto: REUTERS/Tom Jacobs

Surrealistische Videos

Die beiden Verhaltensforscher setzten für ihre Untersuchung 14 erwachsene entsprechend trainierte Border Collies, Labrador Retriever und Mischlinge nacheinander vor einen Bildschirm und zeigten ihnen zwei Videos. Dabei mussten die Tiere ihren Kopf auf eine Kinnstütze legen, mit Bick auf einem Computerbildschirm und ein Eye-Tracking-System.

Im Ersten Film stieß eine rollende Billardkugel auf eine andere und wurde durch den Aufprall gestoppt, woraufhin die andere losrollte – ganz den Newtonschen Bewegungsgesetzen entsprechend. Das zweite Video dagegen war "surrealistisch": Die erste Kugel stoppte plötzlich und lange bevor sie die andere erreicht hatte, trotzdem kullerte diese los, als wäre sie getroffen worden.

Unerwarteter Stopp

Beim zweiten Video verharrten die Hundeblicke länger auf der ersten Kugel, die offensichtlich grundlos zum Stillstand gekommen war, so die Forscher. Außerdem waren ihre Pupillen weiter geöffnet, was ein Zeichen von erhöhter Aufmerksamkeit und Erstaunen ist.

Die Reaktion lässt darauf schließen, dass die Vierbeiner etwas beobachtet habe, mit dem sie nicht gerechnet hatten, schreiben die Wissenschafter im Fachjournal "Biology Letters". Das heißt nicht, dass Hunde unbedingt die Gesetze der Physik verstanden hätten, sagte Völter. Aber es deute auf ein implizites Verständnis von Ursache und Wirkung und ihrer physischen Umgebung hin. Unklar sei noch, wie Hunde solche unerwarteten Ereignisse verarbeiten und wie sie damit umgehen. (red, APA, 22.12.2021)