Die dritte Impfung braucht etwas Abstand, damit das Immunsystem reifen kann. Vier Monate sind ein guter Zeitraum.

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Omikron sorgt für Unklarheit, was die Booster-Impfung anbelangt. In Israel gab es einen ersten Todesfall mit der neuen Virusvariante. Es handelt sich dabei um einen Mann in den Sechzigern mit gravierenden gesundheitlichen Vorbelastungen, wie das Krankenhaus mitteilte. Nun empfiehlt ein Expertengremium des israelischen Gesundheitsministeriums einen weiteren Booster, also die vierte Impfung, für Personen über 60. Das Ministerium muss diese Empfehlung, die als Vorbereitung auf die fünfte Welle bezeichnet wird, erst bestätigen. Doch Premierminister Naftali Bennet spricht bereits von "großartigen Neuigkeiten, die uns helfen werden, die Omikron-Variante zu überwinden".

Europa ist zurzeit noch mit den Drittstichen beschäftigt, zuletzt wurde der Booster für alle bereits nach vier Monaten vom Nationalen Impfgremium (NIG) empfohlen. In Österreich sind auch schon knapp 3,5 Millionen Menschen dreimal geimpft, das sind rund 40 Prozent der Bevölkerung. Damit liegt Österreich EU-weit an erster Stelle bei den Boostern. Angesichts der hohen Infektiosität der Omikron-Variante fragen sich aber manche, ob der Booster noch früher Sinn mache.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) in Deutschland hat in ihren Empfehlungen jetzt den Mindestabstand zwischen zweitem und drittem Stich auf drei Monate reduziert. Auch die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA hat bereits bekanntgegeben, dass eine Booster-Impfung nach drei Monaten möglich ist. In Österreich fordert SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner als eine der Ersten, eine Verkürzung des Abstands auf drei Monate zu überlegen: "Die Omikron-Welle kommt fix. Die entscheidende Frage ist nur, wann und mit welcher Wucht sie uns treffen wird." Eine Verkürzung auf drei Monate würde helfen, "möglichst viele Menschen gegen eine Erkrankung mit Omikron zu schützen".

Reifendes Immunsystem

Doch bringt das immunologisch überhaupt etwas? So viel vorab: Man könne nicht "überimpfen", betont Christoph Steininger, Virologe an der Med-Uni Wien. Aber es ist die Frage, ob mehr eine Wirkung zeige: "In Deutschland wurde zuletzt sogar überlegt, den Booster überhaupt schon nach einem Monat zu geben. Da war man sich aber rasch einig, dass das nicht sinnvoll ist. Es gibt keine Daten, die dafürsprechen. Und ein Mehr macht die Immunantwort nicht automatisch besser."

Der Hintergrund: Das Immunsystem reift mit den Monaten, es wird nach jeder Impfung besser. Dafür braucht es aber Zeit. Steininger: "Im Normalfall dauert es ein halbes bis ein Jahr, bis die Antikörper richtig gut sind. Man kann sich das vorstellen wie ein Schlüssel-Schloss-Prinzip. Je länger die Antikörper reifen, desto besser passen sie in das Schlüsselloch." Wie lange diese Reifung bei Covid dauert, weiß man noch nicht. Der Booster, wie jetzt vom NIG empfohlen, ist gut, so Steininger, aber: "Es macht keinen Sinn, das Intervall weiter zu verkürzen oder ständig zu impfen, wenn man keine Daten hat."

Und der Virologe gibt zu bedenken: "Es ist auch eine Frage der Ressourcen. Außerdem ist eine breitere Grundimmunisierung enorm wichtig. Eine noch kürzere, häufigere Boosterung geht an der zentralen Aufgabe vorbei." (Pia Kruckenhauser, 22.12.2021)