Schulden, Tod, Scheidung – international als die "drei Ds" (Debt, Death and Divorce) geläufig – haben als Alltagsfaktoren in der Maschinerie des Kunstmarktes immer Saison. Denn Nachlässe müssen unter Erben aufgeteilt sowie Verbindlichkeiten bedient werden. Mit dem Verkauf eines Kunstwerkes kann man theoretisch finanzielle Engpässe überbrücken. Praktisch ist das nicht immer der Fall, wie ein aktuelles Beispiel zeigt.

So plagen den ehemaligen FPÖ-Chef und Ex-Vizekanzler Heinz-Christian Strache wegen "horrender anwaltlicher Kosten" Geldsorgen, wie Ende November bekannt wurde. Daran dürfte auch der Verkauf seiner Memoiren "Das Ibiza-Attentat" nichts ändern. Die erste Auflage sei bereits vergriffen, ein Nachdruck beauftragt, informierte er jüngst via Facebook.

Heinz-Christian Strache vor seinem "Lieblingsbild" – einem Druck von Helmut Ditsch, der 2013 vom FPÖ-Klub angekauft wurde.

Kostspielige Verfahren

Ende August war er in erster Instanz nicht rechtskräftig wegen Bestechlichkeit zu 15 Monaten bedingter Haft verurteilt worden. Strache meldete "volle Berufung" gegen das Urteil an. Nun habe ihm die Staatsanwaltschaft seine "letzten Ersparnisse wie eine Lebensversicherung und ein Sparguthaben sichergestellt und eingefroren", wie er jetzt im STANDARD-Interview bestätigte.

Die "Ibiza-Falle" und daraus resultierende Ermittlungen und Verfahren hätten ihn "finanziell an den Rand des wirtschaftlichen und existentiellen Ruins" getrieben. So erläutert er neuerdings in einer Videobotschaft aus seinem Wohnzimmer vor einem prachtvollen Bild im Hintergrund: es zeigt eine Sequenz des Perito-Moreno-Gletschers in den südamerikanischen Anden und stammt von Helmut Ditsch. Wäre Strache wohl bereit, sich davon zu trennen? 2017 hatte er es in einem Ö3-Interview mit Claudia Stöckl als sein "Lieblingsbild" bezeichnet, bei dem er "eine unglaubliche Kraft spüre".

Gedruckt, nicht gemalt

Für eine in Öl gemalte Version in einem Format von 100 mal 140 cm würde ihm Otto-Hans Ressler, Inhaber eines Auktionshauses, einen Mindestverkaufspreis von 100.000 Euro anbieten. Bei der Versteigerung selbst brächte es womöglich auch mehr. Vorausgesetzt es wäre ein Gemälde.

Tatsächlich handelt es sich jedoch um einen Pigmentdruck auf Leinwand, immerhin mit der Signatur von Ditsch, den Strache im Laufe der Jahre mehrmals als "Lieblingskünstler" tituliert hatte. Eine indirekte Form von Vereinnahmung, gegen die sich Künstler nicht wehren können.

Sehr zum Leidwesen des Austro-Argentiniers, wie er im Gespräch mit dem STANDARD bekennt, denn dem Geschäft sei das alles andere als zuträglich gewesen. Den Druck habe er zusammen mit zwei weiteren 2013 an den FPÖ-Klub verkauft. Damaliger Kostenpunkt: 1990 Euro je Stück.

Zwei Exemplare mit unterschiedlichen Motiven hängen bis heute in den Klubräumlichkeiten, wie die FPÖ auf Anfrage bestätigt. Das dritte landete als Geburtstagsgeschenk im Wohnzimmer der Familie Strache. Ein Bild aus besseren Tagen quasi, denn nun herrscht bekanntlich Eiszeit. (Olga Kronsteiner, 24.12.2021)