Größere Familientreffen werden heuer eher gemieden – vor allem die älteren Menschen bevorzugen kleinere Feiern.

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Linz – Wegen Corona wird Weihnachten nur im engsten Familienkreis gefeiert, größere Familienfeiern finden wegen Corona nicht statt. Dieser Aussage schließen sich 30 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher in einer in dieser Woche durchgeführten Umfrage der Paul Lazarsfeld Gesellschaft an. Es sind besonders die Befragten im Alter von 60 und mehr Jahren, die kleinere Familienfeiern bevorzugen. In dieser Altersgruppe stimmen 46 Prozent der Aussage zu – und 38 Prozent der Seniorinnen und Senioren sagen auch, dass sie generell mit weniger Leuten feiern werden. In der Gesamtbevölkerung sind es immerhin 27 Prozent.

Auflagen haben wenig Einfluss

In derselben Umfrage wurde auch erhoben, ob die staatlichen Auflagen zu Weihnachten und zu Silvester zu einem veränderten Verhalten führen würden. Zwei Drittel sehen sich von Auflagen ausdrücklich nicht eingeschränkt – 28 Prozent aber doch. Hier sind es vor allem die jüngeren Befragten, die sich in höherem Maße eingeschränkt fühlen.

Jeder Fünfte sagt, dass er oder sie einen PCR-Test mache, bevor es zu einem weihnachtlichen Treffen geht, vor Silvesterfeieren (soweit diese überhaupt stattfinden) planen das zwölf Prozent. Von den Menschen, die man zu Weihnachten oder zu Silvester zu treffen vorhat, erwartet nur jeder Neunte, dass diese sich ebenfalls testen lassen. Die Testbereitschaft steigt mit höherem Bildungsstand der Befragten – und sie ist in Wien fast doppelt so hoch wie in kleinen Landgemeinden.

16 Prozent nennen Corona auch als Grund, warum sie zu Weihnachten nicht in die Kirche gehen.

Wichtiges Frohes Fest

In einer anderen Umfrage hat das Market-Institut für den STANDARD die Bedeutung des christlichen Glaubens und der Kirche in der Corona-Krise erhoben. Dabei stimmten fünf Prozent völlig und weitere 14 Prozent überwiegend der Aussage zu, dass das Weihnachtsfest für sie in der Corona-Krise wichtiger geworden ist als in anderen Jahren. Andererseits sagen sechs Prozent, dass sie sich gerade jetzt völlig (weitere acht Prozent teilweise) von der Kirche abgewendet hätten.

Der STANDARD hat seit Ostern des Vorjahres auch mehrfach fragen lassen, ob die Kirche in Österreich und der Papst in Rom gut auf Corona reagiert hätten.

Schlechte Noten für die Kirche

Im April 2020 gaben noch acht Prozent der Kirche ein "Sehr Gut", aktuell sind es nur noch drei Prozent. Ähnlich sank die Bewertung des Papstes. Allerdings stimmen weiterhin 15 Prozent völlig und 21 Prozent überwiegend der Aussage zu, dass Gott "in schweren Zeiten wie der Corona-Krise" wichtig wäre.

Als Form der Befragung wurde eine Benotung nach dem Schulnotensystem gewählt: "Aktuell ist Österreich und viele andere Länder von der Corona-Krise erfasst. Hier sehen Sie nun einige Aussagen zu Glauben und Kirche in Zeiten der Corona-Krise: Wie sehr stimmen Sie diesen Aussagen zu? Sagen Sie mir dies bitte mit einer Schulnote von 1 bis 5, 1 bedeutet stimme voll und ganz zu, 5 bedeutet stimme ganz und gar nicht zu."

  •  Die höchste Zustimmung – mit der Note 2,52 – gab es zu der Aussage "Durch die Corona-Krise machen sich mehr Menschen Gedanken über den Tod".
  • An zweiter Stelle kommt: "Priester sind wichtige Seelsorger für lebensbedrohlich erkrankte Menschen" – Gesamtnote 2,61. Zu Beginn der Krise, in der Karwoche 2020, lag die Note bei etwas besseren 2,41. Die höchste Zustimmung kommt von erklärten ÖVP-Wählern mit 2,29.
  • Nur zwei Prozent stimmen voll der Aussage zu, dass sie wegen Corona öfter beteten – Gesamtnote für das Beten: 4,15.

Dass das die Medien beherrschende Thema Corona dazu geführt hat, dass Skandale in der Kirche jetzt weniger Beachtung finden, wird von beinahe der Hälfte der Bevölkerung so wahrgenommen. Allerdings meint nur jeder Zehnte, dass die Kirche diese Zeit zumindest ein wenig genutzt hätte, um die Skandale aufzuarbeiten. (Conrad Seidl, 24.12.2021)