Wer Studium oder Schule abbricht, verdient im Schnitt weniger als jemand, der das nicht tut.

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Wien – Wer seine Ausbildung abbricht, hat meist instabilere Jobs und ein geringeres Einkommen als Personen mit einem erfolgreichen Abschluss, zeigt das aktuelle bildungsbezogene Erwerbskarrierenmonitoring (Biber) der Statistik Austria. Schon der Einstieg ins Berufsleben ist für Bildungsabbrecher grundsätzlich schwerer: Wer eine Ausbildung abschließt, sucht kürzer nach Arbeit und ist mehr Tage pro Jahr erwerbstätig. Nur bei den AHS gibt es kaum einen Unterschied zwischen Abschluss und Abbruch.

Auch beim Einkommen macht sich der Abschluss in den meisten Fällen bezahlt: 18 Monate nach dem Abbruch einer Lehre verdient man etwa im Median rund 2.000 Euro brutto und damit um 200 Euro weniger als Personen mit erfolgreichem Lehrabschluss. Bei den berufsbildenden mittleren Schulen (BMS) liegt der Unterschied bei 300 Euro (1.700 gegenüber 2.000), bei den berufsbildenden höheren Schulen (BHS) immer noch bei 100 Euro (2.000 gegenüber 2.100).

Große Differenz bei Gesundheitsberufen

Bei den Hochschulen kommen Studienabbrecher im Median auf rund 2.700 Euro und damit 400 weniger als Absolventen. Allerdings gibt es hier große Unterschiede je nach Ausbildungsfeld: Während bei "Informatik und Kommunikationstechnologie" ein Abbrecher mit 3.400 Euro im Median nur 100 Euro weniger bekommt als eine Person mit abgeschlossenem Studium, sind es im Ausbildungsfeld "Gesundheits- und Sozialwesen" (dazu gehört auch das Medizinstudium) mit 2.600 Euro um stolze 2.100 weniger als bei erfolgreichem Abschluss.

Nur im Falle des Gymnasiums verdienen Absolventen und Abbrecher im Median dasselbe: Personen mit AHS-Matura als höchstem Bildungsabschluss verdienen 1.700 Euro, AHS-Abbrecher ebenso. Allerdings beginnen an AHS auch acht von zehn nach der Matura eine weitere Ausbildung (in der Regel ein Studium), nach der sie ein höheres Einkommen erwarten können. Zum Vergleich: Nach einer Lehre entscheiden sich gerade einmal vier Prozent für eine weitere Ausbildung, an den BMS sind es 42 Prozent, an den BHS 46.

Besonders hohes Risiko

Die sogenannte Biber-Untersuchung zeigt außerdem erneut auf, dass es jene, die nach Absolvieren der Schulpflicht keine weitere Ausbildung besuchen, in Österreich am Arbeitsmarkt besonders schwer haben. 18 Monate nach Abschluss einer Hauptschule, Neuen Mittelschule, AHS-Unterstufe, Sonderschule oder Polytechnischen Schule befinden sich acht Prozent in keiner formalen Ausbildung (untersucht wurde der Werdegang von Absolventen und Abbrechern der Schuljahre 2008/09 bis 2017/18 über zwei Jahre hinweg).

Jugendliche, die nach Ende der Schulpflicht keine weitere Ausbildung besuchen, brauchen allerdings mit fast sieben Monaten besonders lange, bis sie ihren ersten Posten finden. Im zweiten Jahr nach dem Abschluss sind sie im Schnitt nicht einmal zwei Monate des Jahres erwerbstätig, durchgehend erwerbstätig sind von den Pflichtschulabsolventen gerade einmal acht Prozent. Gleichzeitig ist das Arbeitslosigkeitsrisiko extrem hoch, nach 18 Monaten sind 53 Prozent der jungen Frauen und 76 Prozent der jungen Männer beim AMS vorgemerkt. Wer einen Job findet, verdient wenig: Über die gesamte Beobachtungsperiode haben Männer 18 Monate nach dem Pflichtschulabschluss im Median rund 1.200 Euro brutto verdient, Frauen sogar nur 800 Euro. (APA, 23.12.2021)