Zwergspinnen eröffnen zahllose neue Möglichkeiten für Wortspiele, wenn es darum geht, sich abzubuckeln.

Foto: Yuri KADOBNOV / AFP

Wien – In Österreich gibt es Zwergspinnen mit zwei Typen von Männchen: Die einen sind unscheinbar aber früh reif, um Weibchen zu begatten, die anderen entwickeln einen imposanten Hinterhauptbuckel, der sie zu Meisterkopulierern macht. Diese Verwandlung verdanken sie einem riesengroßen Männlichkeits-Supergen, berichtet ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift "Nature Ecology and Evolution" veröffentlicht.

Das Männlichkeits-Supergen der drei Millimeter kleinen "Oedothorax gibbosus" Spinnen umfasst 168 mögliche Einzelgene und ist mehr als drei Millionen "Buchstaben" (Basenpaare) lang, so die Forscher um Frederik Hendrickx vom Königlichen Belgischen Institut für Naturwissenschaften in Brüssel. An ihrer Untersuchung war auch Stephan Köstlbacher vom Zentrum für Mikrobiologie und Umweltsystemwissenschaften der Universität Wien beteiligt. Manche davon sind bereits aus anderen Lebewesen als Sexualentwicklungsgene bekannt, wie etwa das Doppelgeschlechts-(Doublesex-)Gen.

Frage des Buckels

Nur Männchen mit dem äußerst auffälligen Buckel am Hinterhaupt tragen dieses Supergen. Vor diesem Höcker befindet sich auch eine kleine, mit Härchen besetzte Einbuchtung. "Diese Struktur produziert Drüsensekrete, die den buckeltragenden Männchen ermöglichen, schon zuvor besamte Weibchen zu begatten", schreiben die Forscher.

Sie können demnach die vorangegangenen Anstrengungen ihrer unscheinbaren Artgenossen durch außerordentliche Kopulationsfähigkeiten zunichtemachen. Diese werden aber schneller geschlechtsreif und haben deshalb zu Beginn der Paarungssaison einen Vorteil beim weiblichen Geschlecht. (APA, 23.12.2021)