Ein Selfie mit dem neu entstandenen Vulkan ist beliebt.

Foto: Stefanie Ruep

Häuser wurden komplett von der Lava verschüttet.

Foto: Stefanie Ruep

Die Plätze auf der Terrasse der Kirche La Sagrada Familia werden knapp. Dicht gedrängt stehen die Touristen auf der Mauer, um einen Blick auf den verstummten Vulkan zu erhaschen. Seit dem Ausbruch am 19. September ist die kleine Kirche in Tajuya auf der Insel La Palma der Aussichtspunkt für Vulkantouristen. Fernsehstationen berichten live vor Ort. Im Hintergrund ist die neue Erhebung im Gebirgszug Cumbre Vieja zu sehen, die auf der kanarischen Insel für viel Leid gesorgt hat.

"Letzte Woche hat er Tschüss gesagt mit viel Lava, Asche und Magma", sagt ein Einheimischer zu den Zuschauern. Seit 13. Dezember ist der noch namenlose Vulkan auf der spanischen Insel La Palma nach drei Monaten verstummt. Er spuckt kein Feuer mehr. Am Samstag verkündete Julio Pérez von der Regionalregierung der Kanaren, dass der Ausbruch beendet sei.

Zwei Lavazungen haben sich bis ins Meer vorgeschoben und ganze Dörfer unter sich begraben.
Foto: Stefanie Ruep

Die rot glühende Lava, die rund 3000 Häuser unter sich begraben hat, ist zu einem kilometerbreiten schwarzen Band in der Landschaft geworden. Das Dorf Todoque und Teile von La Laguna verschwanden unter einer teils 50 Meter dicken Lavaschicht. Derzeit steigt nur noch Rauch über dem Krater auf.

Es weht schwarzer Staub

In der Hauptstadt Santa Cruz de La Palma erinnert der schwarze Staub an den Ausbruch. Bei jedem Windstoß weht einem der feine Sand in die Augen. Am frühen Morgen bestimmt das Kehren die Geräuschkulisse in den Einkaufsstraßen der Altstadt. Verkäufer schwingen den Besen am Eingang, um ihre Geschäfte vom schwarzen Sand zu säubern. In Auslagen wird darauf hingewiesen, dass mit einem Einkauf Betroffenen geholfen werde. Lavasteine, die sonst an Touristen verkauft werden, sind um 50 Prozent herabgesetzt.

Der Ausbruch hat auch zu einem Zusammenbruch des Tourismus geführt. Einige Anbieter haben sich jedoch an die neue Situation angepasst. Die Agentur Isla Bonita Tours hat etwa von Wanderausflügen auf Vulkantourismus umgestellt. Einen Monat nach dem Ausbruch hat der Reiseveranstalter Anfragen für Ausflüge bekommen und diese dann auch angeboten. Ein Guide fährt die Gäste zu den Stellen mit der besten Aussicht auf den Vulkankrater und erzählt vom Ausbruch und den Folgen.

Schaulustige aus ganz Europa

Auch Reiseanbieter aus Teneriffa karren die Besucher mit der Fähre und Bussen nach La Palma. Der Tourismus auf der Insel erholte sich gerade von den Folgen der Corona-Krise, dann kam der Vulkanausbruch. Nun kommen vor allem Schaulustige aus ganz Europa auf die Insel, auch viele Spanier vom Festland nutzten verlängerte Wochenenden, um den Ausbruch zu sehen. Doch die Touren gleichen die entfallene Wintersaison bei weitem nicht aus.

Umsatzeinbußen im Tourismus sind für viele Inselbewohner das geringste Problem. 7000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen und in Sicherheit gebracht werden. Jene, deren Häuser nicht komplett von der Lavaschicht verschüttet wurden, fangen langsam an, den schwarzen Staub zu beseitigen, sofern sie in die Sperrzone im Süden der Insel vorgelassen werden. (Stefanie Ruep aus La Palma, 24.12.2021)