Wie wohl Thomas Schmid die Weihnachtsfeiertage verbringt? Depressiv oder in "Eh schon alles wurscht"-Stimmung? Der Mann hat mit seinen Chats ein ganzes System zur Kenntlichkeit entstellt. Postenschacher, politische Interventionen, Korruption hat es in der Republik ja immer gegeben. Aber dass eine kleine, verschworene In-Group, die "fabulous slim-fit boys", sich so konzentriert die ganze Republik unter den Nagel reißen wollte (bzw. gerissen hat), das ist etwas Besonderes. Ihr "neuer Weg" war es, die alte Rot-Schwarz-Packelei durch den Machtmissbrauch von einigen wenigen zu ersetzen.

Dieser Mann hat mit seinen Chats ein ganzes System zur Kenntlichkeit entstellt.
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Aus der Tonalität von Schmids manisch abgesetzten elektronischen Nachrichten spricht eine Mischung von "Master of the Universe"-Gefühl, Mega-Zynismus und einem Bewusstsein der eigenen Grenzüberschreitung. Dieser ganze Zitatenreigen – von "Kriegst eh alles, was du willst" (Kurz an Schmid) über "Du bist Familie" (Blümel an Schmid) bis zu Schmids "Hure für die Reichen" – zeugt von puerilem Machtrausch.

Dass unter wohlwollender Beaufsichtigung des türkisen "Prätorianers" Thomas Schmid der reiche Mann Sigi Wolf einen Steuernachlass von 630.000 Euro bekam, ist sicher ein Trost für alle, die sich mit dem Finanzamt um Absetzbeträge raufen müssen. Aber man sollte ernsthaft überlegen, ob man an Thomas Schmid nicht das "Große Ehrenzeichen für Offenlegung der Slim-Fit-Republik" verleihen sollte. (Hans Rauscher, 23.12.2021)