Mit Airpods, Homepods und Apple Music bleibt der US-Konzern ein wichtiger Player im Musik-Business.

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Der Markt für Musik-Streaming ist hart umkämpft. Neben Marktführer Spotify, das bereits über 381 Millionen Kunden – davon 172 Millionen zahlende Abonnenten – verfügt, mischt Google mit Youtube Music und Amazon mit eigenen Angeboten mit. Auf der Seitenlinie lauern Anbieter wie Tidal, der mit besonders guter digitaler Musikqualität lockt. Größter Spotify-Konkurrent ist und bleibt aber Apple, das je nach Schätzungen um die 100 Millionen zahlende Apple-Music-Kunden haben soll.

Nachdem der Konzern mit der Kombination iPod/iPhone und iTunes den digitalen Musikmarkt über viele Jahre dominierte, zog mit Beginn des Streaming-Zeitalters der schwedische Herausforderer Spotify praktisch mühelos an Apple vorbei. Dass der US-Konzern den Streaming-Zug fast verpasste und nun immer noch Aufholjagd spielen muss, hatte wohl auch wirtschaftliche Gründe. Der Verkauf von digitalen Songs und Alben blieb lange Zeit zu lukrativ, um ihn gegen eine monatliche Flatrate eintauschen zu wollen.

Musik bleibt Teil der Apple-Geschäftsphilosophie

Dass es Apple mit Musik weiterhin ernst meint, ist unbestritten. Die Airpods-Kopfhörer (zum STANDARD-Test) verkaufen sich wie die warmen Semmeln, und mit dem Homepod Mini hat der Konzern nun auch im Consumer-Lautsprecher-Bereich einen Fuß in der Tür. Bleibt noch Apple Music, das anders als Spotify nur als kostenpflichtiges Streaming-Service verfügbar ist. Für den gleichen Preis wie bei der schwedischen Konkurrenz (9,99 Euro pro Monat) bekommt man allerdings ein paar gute Zusatzfunktionen.

So setzt Apple seit längerem auf eine bessere, hochauflösende Musikqualität und bietet mit Spatial Audio bzw. Dolby Atmos auch räumliche Abmischungen für Musik an. Der 3D-Sound ist zwar nur bei ausgewählten, vor allem neueren Produktionen verfügbar und kann noch nicht immer restlos überzeugen. Für zukünftige Entwicklungen ist Apple nicht zuletzt durch die eigene Hardware aber gut aufgestellt.

Punkten konnte Apple zudem lange Zeit mit inkludierten Songtexten. Zumindest hier zog Spotify vor kurzem nach. Auf exzellente Audioqualität muss man beim schwedischen Streaming-Dienst hingegen weiterhin warten. Den hohen Nutzerzahlen tat dies bisher allerdings keinen Abbruch.

Abgespecktes Apple Music Voice

Um die preisliche Einstiegsbarriere zu senken, lockt Apple seit kurzem mit einem günstigen neuen Abomodell, das auch in Österreich und Deutschland verfügbar ist. "Apple Music Voice" nennt sich das Ganze und bietet um nur 4,99 Euro im Monat Zugriff auf alle 85 Millionen Songs und 30.000 Playlists der Plattform. Für den Kampfpreis muss man allerdings einige Abstriche machen.

Zum einen kann der Dienst nur über Apple-Geräte genutzt werden, außerdem erfolgt die Steuerung ausschließlich über den Sprachassistenten Siri. Auf 3D-Audio, Songtexte, verlustfreie Qualität und Downloads zur Offline-Nutzung muss man verzichten. Während die meisten Abstriche angesichts des günstigen Einstiegspreises zu verschmerzen wären, erscheint die vorgeschriebene Steuerung über Siri nicht gerade als die beste Idee.

Sprachsteuerung macht wenig Spaß

Abgesehen davon, dass Sprachassistenten zur Bedienung von elektronischen Geräten und Diensten für viele immer noch eine unangenehme Hürde bedeuten, genießt Apples Siri im Vergleich zu Googles und Amazons Systemen nicht unbedingt den besten Ruf. Das zeigte sich sowohl im STANDARD-Test des Homepod Mini, fiel nun aber auch beim Ausprobieren von Apple Music Voice auf.

Mit dem Homepod Mini besitzt auch Apple einen smarten Lautsprecher, der über Siri bedient werden kann.
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Alben und Interpreten ausschließlich über Sprache auswählen zu können ist umständlich. Wenn Siri etwa das jüngste Album von Alanis Morissette "Such Pretty Forks in the Road" so ausspricht, dass das erste Wort auf Deutsch wiederholt wird, bleibt man etwas ratlos zurück. Irgendwelche von Apple kuratierten Playlists aufzurufen ist nett. Und auch, dass Radiosender live abgespielt werden können, ist ein Pluspunkt.

Wer gezielt Musik hören möchte und dafür auch die App zum Suchen braucht, wird mit dem neuen Abo aber wenig anfangen können. Wer Geld sparen will, nimmt hingegen eher in Kauf, beim Gratis-Account von Spotify ein paar Werbeclips hören zu müssen. Apple Music Voice ist also weder gratis noch besonders benutzerfreundlich. Dass damit neue Kunden gewonnen oder Spotify User abgeworben werden können, erscheint äußerst fraglich.

Künftig wird Apples Streaming-Dienst aber davon profitieren, dass der Konzern verstärkt Pakete mit mehreren Services anbietet. Bei Apple One etwa können Kunden um 15 Euro monatlich nicht nur Music, sondern auch die Videostreaming-Plattform Apple TV+, das Spiele-Abo Arcade und 50 Gigabyte Online-Speicher nutzen. Alles in allem zählte Apple zuletzt 745 Millionen Abonnenten, die zumindest einen kostenpflichtigen Dienst in Anspruch nehmen. (Martin Stepanek, 26.12.2021)