Wann die Omikron-Welle so richtig durchstarte, sei ebenso offen wie die Auswirkungen auf die Spitalskapazitäten, heißt es aus Wien. Zuletzt sanken die Hospitalisierungszahlen österreichweit deutlich.

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Gleich nach den Weihnachtsfeiertagen widmen sich die Expertengremien in Österreich wieder dem Umgang mit der zu erwartenden fünften Corona-Welle durch die Omikron-Variante. Am Montagnachmittag ab 17 Uhr findet die nächste Sitzung der gesamtstaatlichen Covid-Krisenkoordination (Gecko) statt. Und zu besprechen gibt es durchaus Brisantes. Denn bereits über die Weihnachtsfeiertage ist die hochinfektiöse Omikron-Mutation in Wien zur dominierenden Variante geworden, wie es aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) am Sonntagnachmittag zum STANDARD hieß.

Beobachtet wurde das laut einem Sprecher des Stadtrats im Bereich des "relevanten Infektionsgeschehens". Konkret bedeutet das: positiv PCR-getestet mit einem CT-Wert unter 30 – und damit zum Testzeitpunkt noch infektiös. "Wir sind immer davon ausgegangen, dass sich Omikron rund um die Weihnachtsfeiertage durchsetzen wird. Das ist nun der Fall", sagte ein Sprecher von Hacker.

552 aktive Omikron-Fälle in Wien

Am Sonntag gab es in Wien insgesamt 552 aktive Omikron-Fälle. Zum Vergleich: Am Dienstag waren es noch 266 – also knapp weniger als die Hälfte. Innerhalb der Stadtregierung rechnet man mit noch mehr Fällen, da feiertagsbedingt Omikron-Werte bis zu zwei Tage verspätet eintrudeln. Laut Angaben der Stadt betrug der Omikron-Anteil unter den infektiösen aktiven Corona-Fällen am 19. Dezember – also vor genau einer Woche – rund 30 Prozent. Am Mittwoch vor Weihnachten wurde die 40-Prozent-Marke geknackt, am Stefanitag waren es dann bereits knapp über 50 Prozent.

In Wien geht man auch davon aus, dass trotz fehlender offizieller Zahlen die Omikron-Variante auch österreichweit dominant ist. "Es gibt überhaupt keinen Grund, davon auszugehen, dass das nicht in ganz Österreich bereits der Fall ist", heißt es aus dem Büro von Hacker. Dort wird das auch damit begründet, dass Wien die überwiegende Mehrheit aller PCR-Tests im Land durchführe und ein Virusvariantenmonitoring betreiben könne. In den vergangenen acht Tagen wurden 1,77 Millionen PCR-Tests ausgewertet, das waren nach Angaben aus Wien 72,2 Prozent aller PCR-Proben in Österreich.

Dass belastbare Zahlen zu Omikron fehlen, wurde zuletzt von den Sequenzierexperten Andreas Bergthaler und Ulrich Elling bemängelt. Laut dem aktuellen Variantenbericht der Ages mit Stand 23. Dezember wurden österreichweit erst 431 Omikron-Fälle bestätigt.

1.717 neue Fälle am Stefanitag

Die Entwicklung in puncto Omikron bedeutet auch, dass beim Abflachen der Neuinfektionskurve die Talsohle erreicht worden sein könnte – und erste Anzeichen der fünften Welle noch vor dem Jahreswechsel bevorstehen dürften.

Am Stefanitag wurden nur 1717 neue Fälle registriert, die Sieben-Tage-Inzidenz ging – bei deutlich weniger eingemeldeten Tests rund um die Weihnachtsfeiertage – leicht auf 166,9 Fälle pro 100.000 Einwohner zurück. In Wien und auch im Burgenland ist die Inzidenz hingegen bereits wieder ganz leicht im Steigen.

Markant sinkende Spitalszahlen

Gleichzeitig sinken die Hospitalisierungszahlen vor allem im Bereich der Normalbetten weiterhin deutlich. Am 30. November waren 2769 Normalbetten belegt, am Sonntag waren es noch 823. Im gesamten letzten Winter waren es nie so wenige, da betrug die Zahl der belegten Normalbetten immer über 1000.

Im Bereich der Intensivstationen wurde ebenfalls ein markanter Rückgang registriert. Am Stefanitag waren 383 Intensivbetten belegt – um 287 weniger als auf dem Höhepunkt der vierten Welle vor rund drei Wochen. In Wien rechnet man damit, dass der Abschwung in den Spitälern – anders als bei den Neuinfektionszahlen – "zumindest noch zwei Wochen so weitergehen wird".

Dafür seien auch die strengeren Wiener Maßnahmen mit geschlossener Gastronomie bis zum 20. Dezember mitverantwortlich, heißt es aus dem Ressort von Hacker. Das Personal in den Spitälern könne sich etwas erholen. Zudem gelte es, die Zahl der verbliebenen Corona-Fälle der Delta-Welle in den Spitälern vor dem Aufbäumen der Omikron-Welle so weit wie möglich zu verringern.

"Omikron infektiöser als Delta"

Wann Omikron so richtig durchstarte, sei aber ebenso offen wie die Auswirkungen auf die Spitalskapazitäten. "Wir wissen lediglich gesichert, dass Omikron infektiöser ist als Delta", sagt ein Sprecher von Hacker. Die dritte Impfung dürfte aber einen guten Schutz vor schweren Verläufen bieten.

Zuletzt hat das Covid-Beratungsgremium Gecko vor Weihnachten verschärfte Maßnahmen verkündet. So wird die Sperrstunde ab Montag um eine Stunde auf 22 Uhr vorverlegt – auch zu Silvester. Strengere Regeln gibt es auch für größere Treffen. (David Krutzler, 26.12.2021)