Das Drucken der Außenmauern mit Beton dauerte nur zwölf Stunden, zudem soll es 15 Prozent an Kosten im Vergleich zu herkömmlichen Baumethoden gespart haben.

Foto: Habitat for Humanity

Nach jahrelanger Entwicklung und Bau ist in den USA nun erstmals ein Familienhaus aus dem 3D-Drucker bezogen worden. Umgesetzt worden war das Projekt in Virginia von der gemeinnützigen Organisation Habitat for Humanity und dem 3D-Gebäudedruck-Spezialisten Alquist 3D, wobei der Druck der Mauern lediglich zwölf Stunden gedauert haben soll.

Ebenfalls beteiligt an der Umsetzung waren das Virginia Center for Housing Research und die Myers-Lawson School of Construction. Laut Habitat handelt es sich um das erste komplett bezugsfertige Haus dieser Art in den USA. Der Bau wurde über Spenden, eine Crowdfunding-Kampagne sowie ein Charity-Golfturnier finanziert.


Hier ist auch der Innenraum des Hauses zu sehen.

Beton statt Holz

Bereits am 21. Dezember erfolgte die Einweihung. Es handelt sich um eine Frau namens April, die gemeinsam mit ihrem 13-jährigen Sohn und ihrem Hund das Gebäude mit rund 111 Quadratmetern Wohnfläche, zwei Badezimmern und drei Schlafzimmern beziehen wird. Während in der Gegend eigentlich Häuser aus Holz typisch sind, wurden die Wände dieses Hauses aus Beton gedruckt. Das soll nicht nur 15 Prozent Baukosten gespart haben, man verspricht man sich auch mehr Widerstandskraft gegen Hurrikans sowie bessere Isolierung und damit auch niedrigere Energiekosten.

Die sichtlich gerührte Neo-Eigentümerin arbeitet in einem nahe gelegenen Hotel und hatte sich zuvor über das Käuferprogramm von Habitat angemeldet und 300 Freiwilligenstunden geleistet, die eine Qualifikationsvoraussetzung waren. Einen Teil dieser Zeit verbrachte sie auf der Baustelle ihrer neuen Bleibe. Sie wird nun über die Feiertage in das 3D-gedruckte Haus umziehen. Das Unternehmen, das sich auf den Verkauf von Häusern an Menschen mit niedrigen und mittleren Einkommen spezialisiert, gewährte ihr eine zinslose Hypothek, die über 20 bis 30 Jahre abbezahlt wird.

Für die frischgebackene Hausbesitzerin April (Bildmitte mit ihrem Sohn) ging nach eigener Aussage ein Traum in Erfüllung.
Foto: Habitat for Humanity

3D-Drucker in der Küche

Das Haus beinhaltet auch ein smartes Monitoring- und Steuersystem von Virginia Tech, das über einen Raspberry Pi-Minirechner gesteuert wird. Es soll dazu beitragen, die Energiekosten niedrig und das Raumklima angenehm zu halten. In der Küche ist außerdem ein 3D-Drucker installiert. Der Besitzerin werden dafür Dateien zur Verfügung gestellt, die Modelle für verschiedene Ersatzteile wie Türknäufe und Lichtschalterabdeckungen beinhalten.

Während es für ein 3D-gedrucktes Familienhaus eine US-Premiere war, war es das aber nicht für gedruckte Häuser generell. Schon im März zog erstmals jemand in ein Tiny House, also eine kleinformatige Bleibe für den Bedarf von ein bis maximal zwei Personen. Es handelte sich dabei um eine von 500 Bleiben des Community-First-Village-Projekts in Texas. Bezogen wurde sie vom Langzeitobdachlosen Tim Shea. (gpi, 28.12.2021)