Ein Modell, das zeigt, wie der Pageboy-Aufsatz in etwa hätte aussehen sollen.

Foto: Youtube/DidYouKnowGaming

Mario, Zelda und mehr: Der japanische Spieleriese Nintendo ist vor allem für seine Kultgames und Konsolen bekannt. Aber nicht unbedingt für seine Affinität zu alternativen Plattformen oder dem Internet, auch wenn in den letzten Jahren ein deutlicher Wandel eingesetzt hat.

Doch es hätte auch ganz anders kommen können. Vor 22 Jahren hegte man beim Hersteller offenbar Pläne, die ihrer Zeit weit voraus gewesen wären. Damals arbeitete man an einem Zusatz zum 1998 veröffentlichten Gameboy Color, der diesen ins anbrechende Onlinezeitalter hätte führen sollen.

Browsen, News, Messaging, Video

"Pageboy" heißt das nie realisierte Add-on, das der Games-Historiker Liam Robertson entdeckt hat. Über eine Drahtlosanbindung, wie sie damals einige Pager nutzten, hätte dieser den Gameboy Color um eine Reihe von Möglichkeiten erweitern sollen. Neben Kontaktaufnahme zwischen Gameboy-Besitzern und dem Versand von Bildern, die Nutzer mit Gameboy-Camera-Aufsatz schießen konnten, wollte man so auch internationale Nachrichten zugänglich machen sowie Webbrowsing und Internetsuchen ermöglichen.

DidYouKnowGaming?

Laut Aussagen von Personen, die 1999 einem Treffen von Nintendo of America und der für die Umsetzung des Pageboy gegründeten Gruppe Wizard beiwohnten, sah man sogar Potenzial für Livevideo-Übertragung. Drei Jahre lang arbeitete man an dem Konzept, um herauszufinden, ob sich der Pageboy technisch und profitabel umsetzen ließe, heißt es in einem Video von Robertson auf seinem Youtube-Kanal "Did You Know Gaming".

Netzwerkproblem

Während Nintendo von der Idee zu Beginn sehr angetan gewesen sein soll, kehrte letztlich aber Ernüchterung ein. Der Konzern sah die Stärke des Gameboy in seiner universellen Hardware, die es Menschen auf der ganzen Welt ermöglichte, die gleichen Spiele mit den gleichen Features zu spielen. Für den Pageboy ließ sich das aber so nicht realisieren.

Die größte Hürde für das Projekt soll die Funktechnologie gewesen sein, über die man die Pageboy-Dienste realisieren wollte. Entsprechende Netzwerke existierten damals nur in den USA und einzelnen anderen Ländern. Im Juli 2002 stellte man die Entwicklung des Gameboy-Netzwerkaccessoires schließlich ein.

Manche Pageboy-Ideen von Wizard sollten aber weiterleben. Der Versand von Nachrichten und Fotos wurde zu einem Feature der Nintendo-3DS-Handhelds. Das Livevideo-Format realisierte Nintendo in Form seiner "Nintendo Direct"-Präsentationen, in denen man neue Games ankündigt. (gpi, 27.12.2021)