Der Pressesprecher wurde Mitte Dezember in Minsk festgenommen.

Foto: Leonhard Foeger

Mehr ist zwei Wochen nach der Festnahme des Pressesprechers von A1 Belarus, Nikolaj Bredelew, und einem erniedrigenden "Geständnisvideo" bleiben viele Fragen weiterhin offen. Bredelew, dem Vertreter des Regimes von Alexander Lukaschenko Weitergabe von Personendaten vorwerfen, war laut der belarussischen Zeitung "Nascha Niwa" aus unbekannten Gründen zu 15 Tagen Arrest verurteilt worden. Während sein aktueller Status unklar ist, setzt das Regime eine Kampagne gegen A1 fort.

Obwohl die 15 Tage, über die "Nascha Niwa" mit Verweis auf Bredelews Mutter Tatjana berichtet hatte, abgelaufen sind, ist von einer etwaigen Freilassung des Pressesprechers nichts bekannt. Trotz der Kontakte der österreichischen Botschafterin in Minsk, Aloisia Wörgetter, zu Tatjana Bredelewa, lagen am Montag auch im Außenministerium in Wien keine diesbezüglichen Informationen vor. Das belarussische Branchenmedium dev.by hatte am Freitag mit Verweis auf anonyme Quellen aber auch darüber berichtet, dass Bredelew während seines Arrests womöglich von seinem Arbeitgeber entlassen worden sei. Beim österreichischen Mutterkonzern von A1 Belarus wollte man am Montag auf APA-Nachfrage diesen Medienbericht nicht kommentieren.

Statements

Ein Sprecher der A1 Telekom Austria Group klärte gleichzeitig jedoch über ein auf Twitter diskutiertes Verschwinden einer Stellungnahme zur Causa auf. Das Medium dev.by hatte beobachtet, dass ein A1-Statement vom 10. Dezember, in dem die Festnahme von Bredelew erstmals kommentiert worden war, nicht mehr auf der österreichischen Konzernhomepage aufscheint. Bei diesem Statement habe es sich nicht um eine Pressemitteilung gehandelt, sondern um eine Nachricht auf Twitter, die aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit für Journalisten temporär online gestellt und in sozialen Medien verlinkt worden sei, erläuterte der Konzernsprecher in Wien. "Der Tweet ist nach wie vor online verfügbar, das war er immer und das wird er auch bleiben", erklärte er. Das Verschwinden der Stellungnahme von der Homepage, die auch von Medien übernommen worden war, habe keinen weiteren Hintergrund, betonte er.

In Belarus selbst gab es indes keine Indizien für eine Entspannung für die Tochter des österreichischen Konzerns, der zu 28,42 Prozent im Besitz der Republik Österreich steht. Regimenahe Propagandisten setzten ihre öffentliche Kampagne gegen A1 Belarus fort und rufen die Bevölkerung dazu auf, Verträge mit A1 zu kündigen.

"Geständnisvideo"

Am 23. Dezember wurde zudem ein "Geständnisvideo" mit einer mutmaßlichen Mitarbeiterin von A1 veröffentlicht, die sich selbst bezichtigte, im Sommer 2020 unter dem Einfluss von Telegram-Kanälen an "Massenunruhen" beteiligt gewesen zu sein. Tags zuvor hatte zudem Lukaschenko, der im Zusammenhang mit Wahlfälschungen im August 2020 vom Westen nicht mehr als Staatsoberhaupt anerkannt wird, die Causa bei einem Auftritt öffentlich erwähnt: "Vor kurzem ist bei A1 der Pressesprecher verhaftet worden. Der war eine zentrale Figur bei ihnen. Er griff auf Daten zu und hat sie weitergeleitet", sagte Lukaschenko, der laut Aussagen eines belarussischen Spitzenbürokraten Anweisung zur Ergreifung von "schärfsten Maßnahmen" in Bezug auf den Konzern gegeben haben soll. (APA, 27.12.2021)