Stefan Kraft und Kollegen sind mit guten Erinnerungen nach Oberstdorf gekommen.

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Oberstdorf – Österreichs Skisprung-Elite kehrt zum Auftakt der Vierschanzentournee an die Stätte ihrer heuer wertvollsten Erfolge zurück. Zwar gelangen im Dezember nach ca. 21-monatiger Pause die Comeback-Siege im Weltcup, doch in Oberstdorf hatten Stefan Kraft und Co. im Februar und März einen vollen WM-Medaillensatz abgeräumt. Der Salzburger kehrt mit guten Gedanken dorthin zurück, wo er sich Gold von der Großschanze, Silber mit dem Männer- und Bronze- mit dem Mixed-Team geholt hatte.

Bevor es am Dienstag (16.30 Uhr) in die Qualifikation geht, will sich Kraft speziell mit seinem Gold-Coup noch einmal so richtig in Stimmung bringen. "Bevor wir auf die Schanze fahren, werde ich mir das auf Youtube noch einmal anschauen", verriet der 28-Jährige am Montag bei einem Medientermin im ÖSV-Quartier in Sonthofen unweit von Oberstdorf. "Das tue ich eigentlich immer ganz gerne, meine weitesten Sprünge anschauen zur Einstimmung. Die Emotionen von damals sind noch sehr präsent."

Hohe Regenwahrscheinlichkeit

Nicht ganz so positiv stimmen den Skiflug-Weltrekordler allerdings die Wetterprognosen für die Qualifikation sowie den Wettkampf am Mittwoch (16.30 Uhr, live ORF 1). Bei einigen Plusgraden gibt es eine hohe Regenwahrscheinlichkeit. "Ich bin jetzt nicht der Regenspezialist, wenn die Spur ein bisschen stoppt und nicht ganz so wegzieht", erzählte Kraft. Zuletzt im zweiten Bewerb von Klingenthal habe er ein ähnliches Problem gehabt, womöglich für die Tournee aber doch daraus gelernt.

Recht locker geht Krafts Zimmerkollege Daniel Huber mit dieser Thematik um. Der 28-Jährige mag solche Bedingungen: "Es ist wie 'Wir ziehen in die Schlacht'. Wenn es die anderen vielleicht schon irgendwie anzipft, dann noch einmal das Schäuferl drauflegen und noch motivierter sein. Den Umständen, den Bedingungen, dem Wetter trotzen – das mag ich eigentlich ganz gerne." Er fühle sich grundsätzlich für die Tournee bereit, nur müsse er klaren und kühlen Kopf bewahren.

Zweckdienliche Zuversicht

Bei Philipp Aschenwald wiederum kommt schon alleine eine Vorfreude auf, wenn es auf die Schattenbergschanze geht. Da hatte er im Vorjahr die Qualifikation gewonnen, im Bewerb wurde er nach Halbzeitrang drei Achter. "Die Schanze liegt mir sehr, sehr gut", erzählte der Tiroler. "Auch wenn ich nicht ganz in Form war, ist der Knopf meistens in Oberstdorf aufgegangen. Ich bin in den letzten Jahren immer sehr gut reingestartet." Den Rhythmus gerade dieser Schanze könne er besonders gut aufnehmen.

Österreichs zweiter Saisonsieger neben Kraft ist Jan Hörl. Der erst 23-Jährige sieht dadurch sein Selbstvertrauen gestärkt. "Das war einfach eine Bestätigung, dass der Weg stimmt. Es war sehr emotional, ganz oben zu stehen." Obwohl er einer von sechs Weltcupsiegern dieser Saison ist, schätzt sich Hörl nicht als einer der Tournee-Favoriten ein: "Ich sehe mich eher als Jäger." Auch in der ÖSV-Equipe für Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen sind Manuel Fettner, Daniel Tschofenig und Ulrich Wohlgenannt.

Viele Sprünge

Um mehr Konstanz in die Leistungen zu bringen, hat die ÖSV-Crew vor Weihnachten zwei Tage auf dem Innsbrucker Bergisel Sprünge gesammelt. "Wir haben bei perfekten Bedingungen trainiert", erläuterte ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl. "Es hat jedem gut getan, in Ruhe und ohne Startnummer ein paar Sprünge zu machen. Die Qualität war sehr gut, es war sehr bereichernd." Der Tiroler ist zuversichtlich: "Ich glaube, dass wir gut dastehen und es eine sehr spannende, offene Tournee wird."

Einer der Favoriten ist jedenfalls der Weltcupführende Karl Geiger, 2020/21 Oberstdorf-Sieger und Tournee-Gesamtzweiter. Er fühle sich dem Druck, der auf ihm laste, gewachsen, sagte der Deutsche am Montag bei einem Medientermin. "Die Tournee ist schon lange auf der Agenda von mir", betonte er. Der Tiroler DSV-Bundestrainer Stefan Horngacher ist zuversichtlich: "Wir haben eine gute Voraussetzung, da das Team geschlossen sehr, sehr gut ist. Und daraus hat sich Karl herausgearbeitet."

Mehr Nennungen als erster Anwärter auf den "Goldenen Adler" erhält Ryoyu Kobayashi. Der Gewinner dreier Saisonbewerbe meinte, die wichtigen Dinge derzeit gut umsetzen zu können, hob aber auch Geigers Vorzüge hervor: "Er hat nicht viele Fehler, ist wirklich stark." Tournee-Titelverteidiger ist allerdings Kamil Stoch. Für ihn lief es diesen Winter noch nicht besonders, das solle sich nun aber ändern. "Ich werde versuchen, eine neue Geschichte zu schreiben", gab sich der Pole optimistisch. (APA, 27.12.2021)