Die Familie Lässig lebt musikalisch vor, dass man besser durchs Leben geht, wenn man das Gemeinsame vor das Trennende stellt.

Foto: Jules Stipsits

Wer sich Familie Lässig nennt, begibt sich in Bringschuld. Man kann nicht in so einer Familie spielen und ein fester Oasch sein, geht nicht. Die heimische Band kann diesbezüglich auf Karmapunkte auf der Habenseite verweisen, ist negativen Zuschreibungen also unverdächtig. Schließlich fand sie erstmals zusammen, um für einen guten Zweck gemeinsam zu musizieren. Es war 2014, als diese unverwandte Verwandtschaft im Wiener Stadtsaal für die Flüchtlingshilfe Purple Sheep ein paar Cover-Songs spielte. Das gefiel nicht nur dem Publikum, es fühlte sich selbst bei den handelnden Personen gut an.

Es folgte ein erstes Album, und ein paar Familienauf- und -umstellungen später erscheint nun das zweite Werk. Es heißt Eine heile Welt! und insistiert auf das Rufzeichen im Sinne einer Forderung an sich selbst, wenigstens im eigenen Wirkungskreis dafür zu sorgen, dass nicht alles oasch ist. Diese Gefahr zu bannen rücken für die aktuelle Besetzung folgende Personen näher zusammen: Manuel Rubey, Tausendsassa Gerald Votava, die Musikerin Clara Luzia mit Gattin Catharina Priemer-Humpel, Boris Fiala und der Spezialist für eh alles, Günther Paal alias Gunkl. Der spricht auch gleich die Eröffnungsworte des Albums: "Ich will eine heile Welt, die eine Weile hält."

Keine Floskel

Das ist als Mission-Statement natürlich zu unterzeichnen, und dementsprechend motiviert ist die Familie Lässig, die ob ihrer Zusammensetzung schon All-Star-Band und Supergroup genannt wurde. Gut gemeint, nur das Sich-über-andere-Stellen ist etwas, das die Gruppe nicht toll findet. Ihre Lieder nehmen das in der Politik zur Floskel verkommene Ansinnen, das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen, ernst, leben es gewissermaßen vor.

Und die Musik ist so etwas wie der Beweis, dass das der bessere Weg durchs Leben ist. Der helle Gesang von Luzia in dem Song Catharina scheint allein schon das Vermögen zu besitzen, die graue Nebeldecke eines Unter-null-Jänner-Tages zu durchbrechen. Ein schönes Lied, in dem sich der Titel auf Veltliner reimt.

Musikalisch ist die Familie im eingängigen Indie-Pop verwurzelt. Progressiv-Schlager ohne Bedürfnis, das Publikum mit übertriebener Virtuosität irritieren zu wollen. Es ist Musik mit Herz und Hirn – wenngleich ein Lied wie Mein Herz ist korrupt zeigt, was passiert, wenn beides auslässt und stattdessen der Geifer übernimmt. Für die im Dialekt vorgetragenen Songs tritt Gerald Votava ans Mikro und fährt das Tempo zur Betonung einzelner Silben herunter – das steht der Chronologie des Albums gut an. Gut und schön und demnächst auf großer Fahrt: Bring your family! (Karl Fluch, 29.12.2021)