In Zügen wird viel vergessen oder verloren. Von Reisegepäck über Bekleidung bis hin zu Musikinstrumenten und Autoreifen.

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Wien – Wer unabsichtlich etwas im Zug liegen lässt, hat dieses Etwas entweder vergessen oder verloren. Bei 19.000 Gegenständen war das heuer der Fall, wie die ÖBB am Mittwoch bekannt gab. Wobei, ein kleiner Teil davon könnte auch absichtlich vergessen worden sein: Wer bitte vergisst oder verliert denn beim Bahnfahren Autoreifen?

Die Rangliste der meistzurückgelassenen Gegenstände im Zug führen wie jedes Jahr Taschen, Koffer und Rucksäcke an, 5.200 waren es seit Anfang des Jahres. Mit Abstand folgen 2.800 pekuniäre Fundstücke wie Bargeld, Wertpapiere und Bankkarten. Man mag es nicht glauben, aber an dritter Stelle kommen schon Bekleidungsstücke, 1.900 Fahrgäste haben wohl erst bemerkt, dass sie Jacken, Pullis, Socken und dergleichen liegen gelassen haben, als es sie fröstelte. Klassiker in der ÖBB-Fundstelle sind auch Ausweise und Dokumente, immerhin 1.500 Stück haben sich heuer bisher angesammelt; knapp gefolgt von 1.200 Schlüsseln.

Gitarren, Geigen und eine Orgel

Wie jedes Jahr gibt es auch kuriose Fundstücke, bei denen man sich fragt, warum sie nicht sofort jemandem abgegangen sind, darunter eine Zahnprothese, Gehhilfen, Gehstöcke, Krücken, aber auch elf Kinderwägen und 104 Fahrräder. Musiker sind beim Zugfahren mit ihren Gedanken offensichtlich auch oft woanders als bei ihren Instrumenten, wie 37 Gitarren, 16 Trompeten, 13 Geigen und eine elektrische Orgel beweisen. Zu den eingangs erwähnten Autoreifen passen auch im Zug gefundene Schneeketten.

Für das "Lost & Found"-Servicecenter der ÖBB spielt es jedenfalls keine Rolle, ob die Fahrgäste vergesslich oder unachtsam sind. Die zwanzig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich darum, dass die Gegenstände wieder zurück zu ihren Besitzerinnen und Besitzern kommen. In rund einem Drittel der Fälle funktioniert das auch. Die neue digitalisierte Verlusterfassung und Fundsuche soll diese Erfolgsquote wesentlich steigern. Ab sofort lässt sich Verlorenes nun online melden, suchen, wiederfinden und zurückgeben.

14 Tage im Fundbüro

In der Regel bleiben Fundstücke 14 Tage bei einer der sieben "Lost & Found"-Stellen der ÖBB. Danach werden die Gegenstände an zuständige Magistrate und Gemeinden übergeben. Dokumente landen immer gleich dort.

Wer auf der Suche nach dem verschwundenen Pausenbrot ist, braucht sich nicht ins Fundbüro bemühen. Verderbliches Vergessenes wird entsorgt. Auch bei gesuchten Gegenstände, deren Wert weniger als zehn Euro ausmacht, stehen die Chancen schlecht. (Michael Simoner, 29.12.2021)