Die Infektionszahlen sollen wegen Omikron wieder in die Höhe schnellen. Auf den Intensivstationen wird vorerst bis Mitte Jänner mit weiter sinkenden Zahlen gerechnet.

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Großbritannien hat am Dienstag mit fast 130.000 Neuinfektionen an einem Tag einen neuen Corona-Rekordwert aufgestellt, dabei sind hier Fälle in Schottland und Nordirland noch gar nicht enthalten. Polen meldet 15.571 Infektionen und 794 Tote in den vergangenen 24 Stunden, in Frankreich betrug der neue Rekordwert 180.000 Fälle in 24 Stunden – und auch dieser wird nicht lange Bestand haben. Die Omikron-Welle hat mit beispielloser Wucht und Geschwindigkeit Europa erfasst, und auch in Österreich werden die bisherigen Spitzenwerte wohl bald überboten.

Mehr als 15.000 Fälle pro Tag im Jänner

Davon geht jedenfalls das Covid-Prognosekonsortium des Gesundheitsministeriums aus. "Im Laufe des Jänners", so heißt es in der aktuellen Prognose der Experten vom Mittwoch, wird der bisherige Höchststand von rund 15.000 Neuinfektionen pro Tag überschritten. Am Mittwoch waren es 3.251 Fälle. Nach den Weihnachtsfeiertagen am Montag, wo allerdings auch weniger getestet wurde, waren es noch halb so viele.

Die Talsohle zwischen der abklingenden Delta-Welle und der bevorstehenden Omikron-Wand ist durchschritten. In Wien ist die infektiöse Omikron-Variante schon dominant: Zuletzt haben sich die Fälle der Mutante in Wien in nur zwei Tagen mehr als verdoppelt, wie es aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) zum STANDARD hieß. Bis Dienstag waren es insgesamt 1.330 Omikron-Fälle in Wien. Nur in der Hauptstadt werden aktuell auch alle positiven Tests auf Omikron hin überprüft. Das Prognosekonsortium rechnet damit, dass "insbesondere in Wien" die Zahlen weiter steigen werden.

Omikron in Ischgl

Auch bei dem am Montag bekannt gewordenen Ischgler Kitzloch-Fall wurde mittlerweile Omikron festgestellt. Als Konsequenz trat das übliche Prozedere in Kraft: Die Absonderung von engen Kontaktpersonen wurde von der Polizei durchgeführt. In dem während der ersten Phase der Pandemie in die internationalen Schlagzeilen geratenen Lokal war ein Servicemitarbeiter positiv getestet worden.

Am Mittwoch erhöhte sich die Sieben-Tage-Inzidenz österreichweit leicht auf 174 Fälle pro 100.000 Einwohner. Diese soll laut Prognose bis zum kommenden Mittwoch aber nun deutlich ansteigen: Die Bandbreite reicht von 230 bis 370 Fällen – was einen Sieben-Tage-Schnitt zwischen 2.900 und rund 4.800 Neuinfektionen bedeuten würde.

Weiterer Rückgang auf Intensivstationen erwartet

Im Bereich der Intensivbettenbelegung wird kurzfristig weiter von einem positiven Trend nach unten ausgegangen. Die Experten erwähnen in diesem Zusammenhang den in Großbritannien beobachteten "Rückgang der Virulenz der Omikron-Variante gegenüber der Delta-Variante". Wie stark sich dieser Effekt bemerkbar macht, ist aber noch offen. Die Belagsprognose sei mit Vorsicht zu genießen.

In den Bandbreiten der Wahrscheinlichkeitsmodelle wird aber auch im schlechtesten Fall bis 12. Jänner von 276 belegten Intensivbetten ausgegangen. Das wären deutlich weniger als aktuell: Am Mittwoch wurden 353 Corona-Intensivpatientinnen und -patienten verzeichnet – vor einer Woche waren es noch 106 belegte Intensivbetten mehr.

Schaumgebremstes Silvester

Neben dem möglichen Rückgang der Virulenz spielt aber natürlich auch der Verlauf der Erkrankung eine Rolle: Infizierte, die erkranken, kommen erst zeitverzögert auf die Normal- und Intensivstationen der Spitäler. In Großbritannien steigt mit den Rekordinfektionszahlen auch wieder die Zahl der Krankenhauseinweisungen, wie Premierminister Boris Johnson am Mittwoch bestätigte. Allerdings würden die Booster-Impfungen zu deutlich milderen Verläufen führen und "behutsame" Silvesterfeiern ermöglichen.

Hierzulande geht Silvester hingegen mit deutlichen Restriktionen über die Bühne. Die aktuelle Corona-Sperrstunde 22 Uhr gilt auch am letzten Tag des Jahres, Take-away kann aber über Mitternacht hinaus angeboten werden. Zuletzt gab es einen Fortschritt beim dritten Stich: Aktuell sind mehr als 40 Prozent der Gesamtbevölkerung geboostert. Noch haben aber keine 75 Prozent der Bevölkerung einen ersten Stich erhalten.

Bundesregierung diskutiert Impfprämie

Um die Quoten zu heben, wird eine Impfprämie wahrscheinlicher. Dieser zeigte sich Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) nicht abgeneigt: Alles, was dazu beiträgt, mehr Menschen zum Impfen zu bringen, sei "ein positives Signal", sagte er der APA. Ähnlich äußerte sich Innenminister Gerhard Karner (ÖVP), und auch aus dem Gesundheitsministerium hieß es, dass verschiedene Lösungsansätze diskutiert werden sollten.

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner hatte zuvor einen 500-Euro-Gutschein für Geboosterte gefordert: Dieser soll dann ausgegeben werden, wenn eine Durchimpfungsrate von 90 Prozent erreicht ist. Den Vorstoß von Rendi-Wagner bezeichnete Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) in "Oe24" als "plausibel". Den Vorschlag könne man "in der Regierung durchspielen", es müssten Experten damit befasst werden. Laut Franz Leisch, dem Elga-Geschäftsführer, könnten die Gutscheine über das Elga-System abgewickelt werden. (David Krutzler, 29.12.2021)