Auch 2022 soll laut FH Campus wieder ein Masterlehrgang zu "Ganzheitlicher Therapie und Salutogenese" starten. Die ÖH fordert wissenschaftliche Evidenz für Lehrgänge ein.

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Vereinzeltes Kopfschütteln gab es hinter den Kulissen der FH Campus wegen des Lehrgangs "Ganzheitliche Therapie und Salutogenese" schon seit seiner Gründung vor vier Jahren. Denn auf dem Lehrplan stehen dort allerhand medizinische Ansätze, für deren Sinnhaftigkeit keine wissenschaftliche Evidenz besteht – von Homöopathie über Homotoxikologie bis Ayurveda. Ein STANDARD-Artikel über den Lehrgang samt Hintergrund zu den involvierten Akteuren und Institutionen sorgt nun aber für heftige und öffentliche Kritik der lokalen Studierendenvertretung.

Leokadia Grolmus, ÖH-Vorsitzende der FH Campus vom VSStÖ, sagt im Gespräch mit dem STANDARD: "Für uns stellt die Lehre am Stand der Wissenschaft einen unabdingbaren Bestandteil eines hochwertigen Studiums dar." Sie habe kein Verständnis dafür, dass ein Lehrgang, in dem die Vier-Säfte-Lehre oder Anthroposophie gelehrt werde, mit dem Grad "Master of Science" belohnt werde. Denn schließlich werde dieser Titel auch für die wissenschaftlich fundierte Studiengänge ihrer Hochschule vergeben. "Studierende aus diesen Disziplinen fürchten nun, dass auch der Ruf ihres eigenen Studiums beschädigt wird", erzählt Grolmus.

Gefährdete Errungenschaften

Sie fordert, dass sich die Verantwortlichen der FH des Problems rasch bewusst werden, um Erfolge der Vergangenheit nicht zu gefährden: "Die Akademisierung von Berufen war ein langer Weg für viele Disziplinen, die jetzt an der FH Campus gelehrt werden. Wenn diese prinzipielle Errungenschaft nun durch einen wissenschaftlich fragwürdigen Lehrgang in der Wahrnehmung relativiert wird, ist das verheerend."

Auch Katharina Becker, Studierendenvertreterin am Department der Gesundheitswissenschaften, drängt auf einen "verantwortungsvollen und reflektierten Umgang mit Wissenschaft" an der FH Campus. Zwar könnten laut Becker "bestimmte, nicht evidenzbasierte Heilpraktiken im Berufsalltag hilfreich sein", doch Grundpfeiler der Gesundheitswissenschaften müsse eben die wissenschaftliche Evidenz sein. (ta, 30.12. 2021)