LENA KREUNDL (24) aus Steyr ist Profischwimmerin. Anfang Dezember wurde sie sechsfache Staatsmeisterin auf der Kurzbahn.
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Meine Infektion liegt inzwischen ein Jahr zurück. Die Krankheit war nicht schlimm, ich war grippig, hatte leichten Husten. Nach drei Monaten verspürte ich in einem Wettkampf zum ersten Mal ein Brennen in der Lunge. Plötzlich schmerzte beim Schwimmen ein einfacher Atemzug. Es fühlte sich in etwa so an, wie wenn man bei eisigen Temperaturen laufen geht. Dazu war ich erschöpft, komplett ausgelaugt, als ob ich meine Akkus nicht aufladen könnte. Mir war ständig heiß, obwohl meine Körpertemperatur im normalen Bereich war.

Heute kommen die Symptome in Wellen. Als Sportlerin kann ich körperliche Probleme eigentlich gut deuten. Long Covid ist aber schwer einzuordnen, weil die Symptome über solch einen langen Zeitraum auftreten. Es beschäftigt mich, mein Kopf ist nicht frei. Die Rückmeldung meines Körpers stimmt nicht: Ich bringe gute Leistungen, obwohl ich mich nicht fit fühle – und umgekehrt. Das ist frustrierend. Mein Körper verbleibt im Stand-by-Modus, ich kann nicht über die Grenzen gehen.

Die Olympischen Spiele in Tokio habe ich verpasst. Eigentlich war ich auf einem sehr guten Weg. Die Infektion war nicht der einzige Grund, aber ein Puzzleteil.

Mit der Zeit fand ich heraus, dass ein Dampfbad meiner Lunge guttut. Die warme und feuchte Luft dürfte sich positiv auswirken. Mein Körper ist mein Werkzeug. Ich mache alles für den Sport, setze alles daran, dass das System funktioniert. Aktuell wurschtle ich mich durch. Die Situation ist fordernd, aber ich muss sie akzeptieren. Ich bin insgesamt gelassener geworden.

ROBIN SEIDL (31) aus Velden zählt mit seinem Partner Philipp Waller zu den 25 besten Teams in der Weltrangliste im Beachvolleyball.
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Als Sportler ist man einen leicht kränklichen Zustand gewöhnt. Wenn wir zu Turnieren fliegen, verspüren wir Jetlag, sind in Zimmern oder in Flughäfen mit Klimaanlagen und kommen dort mit Viren in Kontakt. Das Gefühl, ich könnte die Welt zerreißen, kommt nur ganz selten vor. Wenn bei der Europameisterschaft 2020 bei mir nicht Covid diagnostiziert worden wäre, hätte ich wohl auch gespielt – und hätte auch Leistung bringen können.

Während der Krankheit war ich verunsichert über die möglichen Folgen. Ich schlief schlecht, hatte nachts Albträume und fragte mich: Was passiert mit meiner Lunge? Ich war verwundert, dass Long Covid so einschneidend sein kann für mein Leben. So müde, schlapp und energielos habe ich mich noch nie zuvor gefühlt. Ich musste mir eingestehen: Mein Körper ist einfach fertig.

Ich habe eine Vorstufe von Asthma, mein Lungenvolumen ist nicht so groß wie bei anderen Sportlern. Das hat sich fortgesetzt, man hat es mit Covid in Verbindung gebracht. Tests zeigten aber, ich hatte die gleichen Werte wie vor der Erkrankung. Umso mehr ich trainierte, umso besser ging es mir wieder.

Interessant ist, dass mir meine Ärzte vor kurzem – rund eineinhalb Jahre nach der Infektion – wieder zu denselben Untersuchungen geraten haben. Sie sorgen sich, dass mein Herz oder meine Lunge durch Covid doch beschädigt wurden. Das bringt mich wieder zum Nachdenken. Ich hoffe, ich habe nicht übertrainiert, nicht zu viel riskiert und mich zu sehr auf mein Körpergefühl verlassen. Ich bin froh, wenn ich die Checks hinter mir habe und weiß, dass alles in Ordnung ist.

DORINA KLINGER (23) aus Frauental an der Laßnitz ist Blockspielerin und gilt als große Zukunftshoffnung im österreichischen Beachvolleyball.
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Zu Trainingsbeginn nach meiner Infektion war nichts so wie davor. Ich fühlte mich ganz anders. Schon einfachste Dinge, zehn Minuten Rad fahren oder lockeres Laufen, waren anstrengend.

Wir sind Leistungssportlerinnen, das sollte eigentlich nichts ausmachen. Danach lag ich aber den ganzen Tag im Bett. Ich verspürte eine extreme Müdigkeit, die sich sehr lange gezogen hat. Wir hatten Angst, dass das nicht mehr weggeht.

Man will es einfach nicht wahrhaben. Ich dachte mir: Ich bin jung und fit. Trotzdem hat es mich fünf Tage heftig erwischt. Dazu kommen Symptome über eine längere Zeit, die mental nur schwer zu verarbeiten waren.

Als Leistungssportlerin bin ich es gewohnt, über meine Grenzen zu gehen, ein Training einfach durchzuziehen. Es war schwierig dazuzulernen. Mein Körper konnte nicht mehr, ich wollte aber weitermachen. Es war wichtig herauszufinden, wann ich Ruhe brauche. Man muss der Erholung Zeit geben.

Meine Ärztin sagte mir, es würde nicht Wochen, sondern Monate dauern, bis ich mich wieder zu hundert Prozent fit fühle. Die erste Zeit war frustrierend, weil so wenig Fortschritt erkennbar war. Man muss positiv bleiben, sich langsam zurückarbeiten und geduldig bleiben. Es dauerte fast zwei Monate, bis wieder ein normaler Trainingsumfang möglich wurde. In der Halle ging es uns gut, bei Turnieren litten wir mehr als üblich unter der Hitze. Das machte alles schlimmer.

Wir hatten aber eine positive Sichtweise, verloren nie den Glauben, wieder normal spielen zu können. Das hat uns mental geholfen.

RONJA KLINGER (21) ist Dorinas Schwester, Verteidigungsspielerin und das jüngste Mitglied im österreichischen Beachvolleyball-Nationalteam.
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Mit der Diagnose Covid kam ein mentaler Einbruch. Ich war auf dem Weg zurück, hatte zuvor eine Operation an der Schulter mit gutem Heilungsverlauf. Für unser Trainingslager zur Vorbereitung auf die neue Saison brauchten wir einen Test. Plötzlich kam die Schocknachricht: Ich habe Corona.

In der ersten Woche hatte ich heftige Symptome. Ich konnte nicht schlafen, hatte Schüttelfrost, Reizhusten und hohes Fieber. Danach kam eine Trägheit, die lange anhielt. Das war schlimm für den Kopf.

Rund drei Wochen nach der Infektion stand unser erstes Training auf Sand an. Wir gingen am Vorabend früh ins Bett, wollten gut vorbereitet und ausgeschlafen sein. Ich machte erste Schläge, um mich aufzuwärmen; ein paar Schritte nach links, ein paar Schritte nach rechts – und ich war erledigt. Ich musste das Training nach 30 Minuten abbrechen. Wir sind nach Hause gefahren und haben uns drei Stunden hingelegt. Der Körper hat das noch nicht verkraftet. Zum Vergleich: Normalerweise trainieren wir fünf Stunden am Tag.

Die Unsicherheit hatte ich immer im Hinterkopf. Auf Turnieren spielen wir bei hohen Temperaturen und hoher Luftfeuchtigkeit. Da fällt es ohnehin manchmal schwer, ordentlich Luft zu bekommen. Nach den ersten Turnieren wurde es besser, dann schwanden auch meine Sorgen wegen Langzeitfolgen.

Durch die Erkrankung lernte ich, noch mehr auf meinen Körper zu hören. Wenn es nicht gut läuft, fahren wir die Belastung in der Trainingssteuerung herunter. In diesem Punkt war die Infektion für mich ein Gamechanger.

(Lukas Zahrer, 31.12021)