Der Notruf erreichte die Einsatzkräfte in der Nacht auf Freitag kurz nach 2.00 Uhr. "Da es sich um ein Holzgebäude handelte, stand es schnell in Vollbrand und brach dann zusammen", berichtete ein Feuerwehrsprecher.

Foto: SYSTEM CHANGE NOT CLIMATE CHANGE

Nachdem in der Nacht auf Freitag eine selbstgebaute Hütte im Protestcamp gegen den Bau der Wiener Stadtstraße in Flammen aufging, verdichten sich die Hinweise auf einen gelegten Brand. Die Spuren seien zwar noch nicht ausgewertet, der ausgebildete Polizeihund habe allerdings an mehreren Stellen auf Brandbeschleuniger angeschlagen, sagt Polizeisprecher Markus Dittrich. Dazu kommen zahlreiche Zeugenaussagen und die Einschätzung der Brandexperten. "Es liegt sehr nahe, dass hier ein Brand gelegt worden ist", sagt Dittrich. Ermittelt würde trotzdem in alle Richtungen.

Die Umweltschützer, die die Hütte errichtet haben, sind sich indessen sicher, dass der Brand gelegt wurde. In einer Presseaussendung schildert eine der acht Jugendlichen, die sich zum Zeitpunkt des Feuerausbruchs in der Hütte befanden, das Erlebte: "Ein paar von uns beginnen sofort zu schreien, noch ist nicht klar, was passiert, bis ein Aktivist neben mir aufspringt und die Türe aufreißt und schreit, dass wir alle sofort raus müssen. (...) Neben unseren Schuhen fließt eine Flüssigkeit, aus der das Feuer aufsteigt. (...) Wir wissen, dass es Benzin ist. Ich rieche es", schreibt sie.

Psychologische Betreuung

Die Hütte brannte in Folge vollständig ab. Es wurde niemand verletzt. Welche psychischen Auswirkungen der Anschlag auf die Aktivistinnen und Aktivisten, zu denen auch 16- und 17-Jährige gehören, hat, sei laut einer Aussendung von "Lobau bleibt!" aber noch nicht absehbar. "Für alle Betroffenen wurde psychologische Hilfe bereitgestellt", hieß es.

Die Umweltschützer halten auch nach dem Aus für den Lobau-Tunnel weiter zwei Areale besetzt – eines in der Nähe der Seestadt Aspern und ebenjenes in Hirschstetten. Sie wollen auch die sogenannten Stadtstraße, die die Seestadt mit der Südosttangente verbinden soll, verhindern. Lena Schilling, einer der Sprecherinnen der Besetzung, übte Montag auch Kritik an Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). Dieser habe die lebensbedrohliche Tat bisher nicht verurteilt.

"Dass Bürgermeister Ludwig diese furchtbare Gewalttat verharmlost, macht uns fassungslos", so Schilling. Ein Sprecher Ludwigs wies den Vorwurf auf APA-Anfrage zurück. Der Bürgermeister habe den Vorfall nicht verharmlost, wurde versichert. (jop, 3.1.2021)