Bei der Kontrolle der Fahrscheine wird versucht, den pandemiebedingten nötigen Abstand zu halten, versprechen die Wiener Linien.

Foto: Wiener Linien

"Die Premium-Einzelfahrt um 105 Euro", nennt Geschäftsführerin Alexandra Reinagl im unverkennbaren Humor der Wiener Linien das, was man in Wien ausfasst, wenn man beim Fahren ohne gültiges Ticket erwischt wird. ""Mit unseren täglichen Kontrollen im Netz sorgen wir dafür, dass das Öffi-System fair bleibt. Deshalb bekommen all jene, die wir ohne Ticket antreffen, unser mit Abstand teuerstes Ticket ausgestellt." Wer einmal beim Fahren ohne gültigen Fahrschein erwischt wurde, weiß aber auch, wie zuvorkommend die Wiener Linien oft beim ersten Vergehen mit ihren, na, nennen wir sie in dem Fall Nichtkunden umgehen.

Weniger Fahrkarten als weniger Fahrgäste

Und auch deren Anzahl sank im Jahr 2021. Zumindest wenn man die absoluten Zahlen betrachtet. Anteilig an allen Öffi-Nutzern stieg der Anteil der Passagiere ohne gültigen Fahrausweis nämlich von zwei Prozent 2020 auf 2,7 Prozent 2021. Und das bei einem pandemiebedingt doch sehr deutlichen Rückgang der Fahrgastzahlen. Im noch normalen Jahr 2019 benutzen täglich 2,2 Millionen Menschen die Öffis in Wien. 2021 waren es um 44 Prozent weniger.

Auch die Anzahl der Kontrollen nahm leicht ab. Wurden 2020 noch 3,2 Millionen Fahrgäste kontrolliert, waren es 2021 ziemlich genau drei Millionen. Bis zu 100 Kontrolleurinnen und Kontrolleure sind übrigens täglich im Netz der Wiener Linien unterwegs.

"Niedriges Niveau"

Bei den Wiener Linien sieht man den Anstieg entspannt und spricht davon, dass der "Anteil der Personen ohne gültiges Ticket auf sehr niedrigem Niveau" bleibe. Peter Hanke (SPÖ), Stadtrat für Finanzen, Wirtschaft, Arbeit, Internationales und eben auch die Wiener Stadtwerke, kommentiert die Zahlen ebenfalls gelassen: "Wien hat eines der weltweit besten Öffi-Netze, und das zu einem sehr günstigen Preis. Es freut mich daher, dass dieses tolle Angebot von den Fahrgästen fast ausschließlich mit einem gültigen Ticket genutzt wird."

Ähnlich sieht die Situation übrigens in Graz aus. Auch bei der Graz Holding spricht man von einem "niedrigen Niveau", obwohl der Wert im Vergleich zu 2020 und 2019 anstieg. Waren es damals rund 3,1 Prozent der Fahrgäste, die ohne Fahrausweis erwischt wurden, waren 2021 3,7 Prozent der rund 630.000 kontrollierten Fahrgäste ohne gültiges Ticket unterwegs. In Linz hingegen sind die Zahlen konstant, berichtet die Linz AG, und liegen bei rund 3 Prozent.

78 Millionen gefahrene Kilometer

Im internationalen Vergleich mag Berlin da noch mithalten. Dort werden laut Recherche der Wiener Linien ebenfalls rund drei Prozent der Fahrgäste beim Fahren ohne Fahrschein erwischt, in Hamburg oder Frankfurt seien es rund fünf Prozent, in Paris gar deren zehn.

Eine weitere Bilanz des Jahres 2021 veröffentlichten die Wiener Linien zum Jahresbeginn: die der gefahrenen Strecke. Mit mehr als 1.000 Fahrzeugen legten die Öffis in Wien 78 Millionen Kilometer zurück. Nach deren eigener Berechnung wurden so 550.000 Tonnen CO2 durch stehen gelassene Autos eingespart. Die meisten Kilometer legen bei den Wiener Öffis mit 39,5 Millionen Kilometern die Busse zurück. Die Straßenbahnen schaffen 23,3 Millionen Kilometer, die U-Bahnen 15,2. Kontrolliert wird übrigens überall. (Guido Gluschitsch, 3.1.2021)