Der Webstuhl wird nur als Sitzgelegenheit beim Plaudern benutzt.

Foto: Matthias Heschl

Dieses Stück sei "nur von Frauen zu spielen", rät oder verlangt die Dramatikerin Enis Maci in den Instruktionen für Bataillon. Das Wiener Schauspielhaus kommt dem nach, in ausgebeulten Kleidern sitzen vier Darstellerinnen eingangs auf einem großen hölzernen Webstuhl und plaudern. Wie Geschwüre drücken sich die Polster durch den Stoff und sind wohl als Anspielung auf eine später vorkommende, von ihrem Vater "Krebsgeschwür" genannte römische Kaisertochter zu verstehen. Sie wurde wie viele "aufsässige" Frauen aus den Familien der Kaiser auf die Gefängnisinsel Pandataria verbannt, entkam dort aber als Einzige wieder.

Sie ist nur eine von weit über einem Dutzend Frauen, die in Bataillon auftreten oder erinnert werden, denen Unrecht getan wurde oder die sich durch Mut und Tatkraft hervorgetan haben. Die antike Penelope, die einen neuen Mann heiraten soll, obwohl sie nicht will, ist darunter, die Computervordenkerin Ada Lovelace, namenlose Ukrainerinnen, die ihren Söhnen an der Front Tarnumhänge nähen. Oder die zum Spottobjekt gewordene Monica Lewinsky, die wir hier als Friseurgehilfin kennenlernen, die den Schneid besaß, in einer Doku ihre Geschichte mit Bill Clinton selbst zu erzählen. "Du bist so schön, wenn du erzählst", lautet eine zentrale wiederkehrende Zeile.

Möglichst viele Frauen am Wort

Erzählen bedeutet die Macht haben, deshalb sollen in Bataillon möglichst viele Frauen zu Wort kommen oder zumindest vorkommen. Engagierte zwei Seiten umfasst das Quellenverzeichnis und eignet sich gewiss als feministisches Nachschlagewerk. Praktisch zerfällt das Stück jedoch leider zur eher disparaten Collage.

Die Regie von Milena Michalek macht es nicht besser. Gewebt wird auf dem Webstuhl (Bühne von Laura Stellacci) jedenfalls den ganzen Abend nicht. So weit, so gut: Er wird als Klischee weiblicher Aufgaben beklettert, getreten. Mit körperlichen Verrenkungen und exzentrischer Artikulation versucht man auch sonst, dem Text Plastizität zu geben.

Nur führt das zu nichts. Einer der Frauen will ein Ausdruck nicht korrekt über die Lippen kommen, das dauert zudem noch viel zu lang, als dass es noch lustig wäre. Im zweiten Teil der eineinhalb Stunden wird zunehmend geschrien und, als hätte die Regie kapituliert, chaotisch herumgerannt. Als die davon müden Darstellerinnen eine "Pause" brauchen, muss der Webstuhl für die Parodie eines Klavierkonzerts herhalten. Eine neue Art Gemeinschaft schwebt all dem vor. Man erkennt gute Absichten und Regieideen, als Stück überzeugt das aber nicht. (Michael Wurmitzer, 3.1.2022)