Das außergewöhnlich warme Winterwetter über Silvester und im neuen Jahr mit zweistelligen Plusgraden setzt vor allem den Insekten zu. Bei Schmetterlingen, Wildbienen oder Käfern kann das warme Wetter dazu führen, dass sie ihren Stoffwechsel immer wieder ankurbeln, erklärt die Ökologin Gudrun Fuß vom Naturschutzbund Oberösterreich. Sie verbrauchen damit viel Energie, die sie so gut wie nicht ersetzen können, weil Futter für Blütenbesucher zurzeit Mangelware ist. Die Honigbienen hingegen würden von den Imkern gut betreut werden.

Für Schmetterlinge ist das warme Winterwetter problematisch, weil sie ihren Stoffwechsel ankurbeln, was Energie kostet.
Foto: Stefanie Ruep

Aber auch andere Tiere, die Winterruhe halten, könnten die ungewöhnlich milden Temperaturen in die Bredouille bringen, weil sie langsam aufwachen, wenn das Thermometer im Winter länger im zweistelligen Bereich bleibt. Ansteigende Temperaturen würden zu Hormonausschüttungen führen, die dem Körper signalisieren, der Winter sei zu Ende und das Frühjahr beginne, erläutert Fuß. "Der Kreislauf wird aktiviert, lebenserhaltende Maßnahmen fahren hoch aus dem heruntergefahrenen Biorhythmus. Das verbraucht viel Energie und Fettreserven", betont die Ökologin. Sei nicht genügend Futter vorhanden, könne dieser Verlust nur schwer ausgeglichen werden.

Einmalige Aussetzer könnten Igel zum Beispiel jedoch durchaus gut überstehen. Eichhörnchen würden immer wieder einmal aufwachen, um die angelegten Futterverstecke aufzusuchen, sagt Fuß.

Kein Alarmismus für Ernte

Wer in den letzten Tagen Amphibien wie den Feuersalamander angetroffen hat, die eigentlich in den kalten Monaten in einer Winterstarre verharren, muss noch nicht beunruhigt sein. "Das ist nicht ungewöhnlich", sagt die Ökologin. Auch Kröten seien oft bald im Jahr aktiv.

Der Igel verkraftet ein Aufwachen aus der Winterruhe ganz gut.
Foto: APA/dpa/Armin Weigel

Für die Ernte kann ebenso Entwarnung gegeben werden, sagt Ferdinand Lembacher von der Landwirtschaftskammer Österreich. Die paar warmen Tage seien zu früh für Alarmismus. Derzeit gebe es wohl keine Auswirkungen auf die Landwirtschaft. "Nur wenn das warme Wetter über Wochen andauert, besteht die Gefahr, dass die Knospen frühzeitig zu blühen beginnen", sagt Lembacher. Bei einer darauffolgenden Kälteperiode könnten die Knospen, etwa vom Wein oder von Obstbäumen, erfrieren. Es sei es jedoch noch zu früh im Jahr und die Pflanzen noch in der Knospenruhe. Auch im Ackerbau sehe er derzeit keine Auswirkungen, sagt der Generalsekretär der Landwirtschaftskammer.

Die milde Wetterlage mit Höchsttemperaturen von mehr als zehn Grad Celsius wird laut Prognose der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) am Mittwoch durch eine kältere Periode abgelöst. Mit dem Abschied der Warmfront wird es trüb und nass.

Im Bergland und im Süden soll es am Mittwoch phasenweise kräftig regnen. Noch kältere Luftmassen erreichen das Land am Donnerstag mit zeitweisem Schneefall und Sonnenschein. Bis zum Freitag sinkt die Schneefallgrenze auf bis zu 400 Meter. Am Vormittag gibt es am Freitag noch ein paar sonnige Abschnitte, vor allem in Richtung Osten. (Stefanie Ruep, 4.1.2022)