Von Osten bis Westen herrscht momentan positive Aufbruchstimmung, denn die Touristen sind zurück. Fragt sich nur, wie lange.

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Sofern es das Infektionsgeschehen zulässt, kommen die Leute von nah und fern, um das österreichische Pistenangebot zu nutzen. Das erkennt man an einem aktuellen Blick auf die Skigebiete. In den Wintersport-Hotspots tummeln sich massig Menschen auf den und abseits der Pisten.

Zum Beispiel in Lech am Arlberg: Ein Lokalaugenschein zeigt, dass bis auf die vorgeschriebenen Masken vor und in den Liften kein großer Unterschied zur Vor-Corona-Zeit besteht. Die Gondel rauf zum Rüfikopf ist bummvoll, ebenso der Zubringerlift. Abstand? Nein, danke. Die Lokale sind bis zum letzten erlaubten Platz gefüllt, wer drinnen nichts bekommt, hält sich davor auf. Das Personal weist auf Maskenpflicht hin und kontrolliert Impfnachweise – wer keinen hat, wird weggeschickt.

Skilehrer-Cluster

Doch Omikron ist auf dem Vormarsch. In St. Anton etwa tat sich ein Cluster unter Skilehrern mit mindestens 21 positiv Getesteten auf. Zuvor gab es einen Cluster mit mehr als 20 Infizierten in Kirchberg im Bezirk Kitzbühel. Um der Entwicklung entgegenzutreten, will das Land vor allem ausländische Skilehrer boostern. Denn viele von ihnen hätten noch nicht die dritte Impfung erhalten, hieß es in einer Aussendung des Landes.

Aufseiten der Tourismusbranche gibt es dennoch ein Aufatmen. "Wir liegen bei einer Auslastung von rund 50 Prozent, unsere Angst waren 30. Deswegen sind wir mit der Situation durchaus zufrieden", sagt ein Sprecher des Tourismusverbands St. Anton am Arlberg im Gespräch mit dem STANDARD. Er sei beeindruckt, was die Gäste alles auf sich nehmen würden (Anm.: PCR-Tests etc.), um auf Skiurlaub fahren zu können. Aus Europa seien die üblichen Nationen gut vertreten, das Publikum aus Übersee fehle jedoch.

Streitpunkt Skifahren

Gesellschaftlich gesehen ist das Thema Skifahren kein ganz einfaches mehr. Viele ärgert es, dass Skilifte auch während der Lockdowns liefen. In sozialen Medien wird dieser Ärger zu Markte getragen. Befürworter und Gegner liefern sich dann virtuelle Wortgefechte, was als Freiluftsport gelten darf und was nicht sowie was anderen ermöglicht gehört, wenn Leute Ski fahren dürfen.

Unabhängig von digitalen Debatten über etwaiges Juchhe im Schnee wuselt es auf den Pisten im Salzburger Pinzgau. In Saalbach treiben sich Gäste aus ganz Europa auf den Pisten herum – besonders in der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr habe es sich massiv abgespielt, berichtet ein Liftmitarbeiter.

Positiv überrascht zeigt man sich auch ein paar Kilometer weiter in Kaprun: "Die Verschärfungen gegenüber den Niederlanden, Norwegen, Dänemark und Großbritannien führten zu einigen Stornierungen. Dadurch, dass zwölfjährige Kinder aus Deutschland beim Heimkommen doch nicht in Quarantäne müssen, hat sich das halbwegs ausgeglichen", sagt die Leiterin der Skischule Oberschneider. Die Auslastung liege bei 60 Prozent.

Weniger Lehrer

Das bestätigt auch ein Blick auf die dortigen hoch gelegenen Pisten: Auf dem Kitzsteinhorn sind die Skigruppen auch bei widrigen Bedingungen unterwegs. Wenig Sicht und starker Wind sind auf dem Kitz keine Seltenheit. Genaue Zahlen, verglichen mit der Zeit vor Corona, könne man in der Skischule nicht nennen, doch sei nur halb so viel Lehrpersonal wie sonst beschäftigt.

Nicht nur im Westen schnallten Menschen die Ski an. Im Dezember hätten 100.000 Personen die niederösterreichischen Skigebiete besucht, sagte Landesrat Jochen Danninger (ÖVP) am Sonntag. Die Seilbahnbetriebe seien zufrieden.

Nix ist fix

Mit einem Problem kämpfen sowohl im Osten als auch im Westen alle: der Unsicherheit. Bis Ende der Woche ist die Buchungslage durch die Bank gut, danach wird es dünn. Touristiker gehen davon aus, dass die Menschen spontan reagieren werden, je nachdem, wie es mit der Virussituation weitergeht. Am Donnerstag tagt der neue Krisenstab Gecko, um weitere Maßnahmen zu planen. Auf die Entscheidungen des Stabs warten aber nicht nur Skifans und Liftbetreiber gespannt. (Andreas Danzer, 4.1.2022)