Die Aufnahmeprüfungen für das Medizinstudium gingen 2021 mit Covid-Schutzmaßnahmen über die Bühne. Auf das Hochschulbudget der kommenden drei Jahre wirkt sich die Corona-Pandemie auch aus: Die medizinischen Universitäten erhalten ein deutliches Plus vom Bund.

Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

Die Verhandlungen sind abgeschlossen, die Leistungsvereinbarungen zwischen Bund und allen 22 öffentlichen Universitäten unterzeichnet: In den nächsten drei Jahren stehen den Hochschulen vom Bund 12,3 Milliarden Euro – und damit 1,3 Milliarden Euro mehr als in der vorangegangenen Periode – zur Verfügung. Das ist ein Plus von 12,5 Prozent für das Universitätsbudget in den Jahren 2022 bis 2024. Und es sei "mehr Geld als je zuvor", wie Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) am Montag betonte.

Auf die Hochschulen verteilt, liegt die Erhöhung zwischen rund neun und knapp 17 Prozent. Am besten gehen die medizinischen Universitäten aus den Verhandlungen. Jene in Wien, Graz und Innsbruck erhalten im Schnitt rund 14 Prozent mehr Budget. Diese Hochschulen hätten einen "besonderen Stellenwert", erklärte Polaschek: "Auch als Basis für die zukünftige Gesundheitsversorgung in Österreich." Nicht zuletzt die Corona-Pandemie habe deutlich gemacht, dass in diesem Feld mehr Schwerpunkte gesetzt werden müssen. Das größte Plus, nämlich 16,9 Prozent, verzeichnet die Medizinische Universität Graz.

60 neue Medizinstellen

Der Fokus auf den medizinischen Bereich soll sich auch im Betreuungsverhältnis an den Hochschulen widerspiegeln. Von rund 60 neuen Professuren, die in den aktuellen Leistungsvereinbarungen für die kommenden drei Jahre vorgesehen sind, entfällt die Hälfte auf die medizinischen Universitäten in Wien (zwölf), Graz und Innsbruck (je sechs) sowie auf die Medizinische Fakultät der Universität Linz und die Veterinärmedizinische Universität Wien (jeweils drei). Aktuell gibt es jedes Jahr 1740 neue Medizinstudienplätze, die Zahl der Anfängerinnen und Anfänger soll bis 2028 auf 2000 ausgebaut werden.

Die neuen Stellen sind verbunden mit einem weiteren Punkt im Medizinpaket der Bundesregierung: dem neuen Ignaz-Semmelweis-Institut. Dieses hatte vergangenes Jahr bereits der ehemalige Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) angekündigt. Es soll nach dem Vorbild des deutschen Robert-Koch-Instituts als Ansprechpartner für die Bereiche Epidemiologie, Infektiologie sowie Public Health fungieren. Faßmann betonte Anfang Dezember, das geplante Institut werde in Zukunft auch die Politik einschlägig beraten. Dadurch werde man "für ausgewählte medizinische Herausforderungen der kommenden Zeit gerüstet" sein.

Neues Institut

Zudem werde an dem Semmelweis-Institut, das den Sitz zwar in Wien haben, aber an allen medizinischen Universitäten tätig sein soll, Grundlagenforschung und Forschung zu klinischer Infektiologie betrieben. Im kommenden Jahr sollen die Berufungsverfahren für neue Professuren starten.

Mit der anderen Hälfte der Professuren sollen vor allem die Mint-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) gestärkt werden, um dort das Betreuungsverhältnis zu verbessern. Die aktuellen Leistungsvereinbarungen beinhalten für alle Hochschulen ein Verschlechterungsverbot. Heißt: Das Niveau im aktuellen Betreuungsverhältnis muss gehalten werden – zuletzt waren in den Vereinbarungen über die Periode von 2019 bis 2021 rund 360 neue Professuren oder äquivalente Stellen vorgesehen.

Ein weiterer Schwerpunkt soll in den kommenden Jahren auf die Digitalisierung gelegt werden. Hierbei habe die Coronavirus-Pandemie – inklusive der Phasen des Distance-Learnings – zu einem regelrechten Schub geführt, wie Polaschek betonte. Digitale Lehr- und Lernformate sollen nun weiterentwickelt werden. Ziel müsse sein, "aus der Umstellung zu lernen und die Möglichkeiten des digitalen Lernens optimal zu nutzen".

Ein Drittel mehr Geld

Bereits in den vergangenen Jahren hat sich das Universitätsbudget erhöht: Von 2013 bis 2024 liegt die Steigerung bei rund einem Drittel. Von den insgesamt 12,3 Milliarden Euro, die die Unis zur Verfügung haben, werden 11,1 Milliarden über die Leistungsvereinbarungen vergeben. Die restlichen 1,2 Milliarden Euro entfallen etwa auf Bauvorhaben. (Oona Kroisleitner, 4.1.2022)