Eine schöne Glitzerwelt, die in Linz nur punktuell strahlte.

Barbara Pálffy

Linz – Die Theater sollten im Hinblick auf das Stimmungstief bitte mehr Komödien spielen, regte Eva Blimlinger im STANDARD an. Im roten Linz ist der Appell der grünen Kultursprecherin gehört worden. Man spielt zwar nicht Molière, aber immerhin Musical: Priscilla, Königin der Wüste. Die Protagonisten, zwei Dragqueens und eine Transe, kleiden sich ähnlich fantasievoll und farbenfroh wie die famose Frau Blimlinger aus Austria – sogar noch ein bisschen mehr. Die Kostüme von Adam Nee waren denn auch jenes Element der Inszenierung von Christoph Drewitz, das bei der Premiere am Landestheater Linz am meisten poppte.

Federboas, Glitzerfummel und Hot Pants sind in Oberösterreich wohl gerade ausverkauft. Auf der Bühne (Andrew D. Edwards) herrschte hingegen meist eine Ödnis, die zwar leidlich an die Wüstengegenden des australischen Outbacks erinnerte, stimmungsmäßig aber lediglich an die Sexyness von Selbstgebasteltem herankam. Mangelerscheinungen auch bei der Lautstärke: Die Band DJ Ridoo & The Kangaroos tschackerte (Leitung: Tom Bitterlich) meist im Seniorenheim-Mezzoforte dahin, die Stimmen der Sängerinnen und Sänger wurden noch zurückhaltender verstärkt: schade. Und so strampelten sich Ensemble und Solisten im Messehallencharme der Bühne ab wie verrückt, um doch noch Stimmung aufkommen zu lassen.

Aber das Verrückte geschah: Weite Teile des Publikums zeigten sich entschlossen, sich allen Widernissen zum Trotz zu amüsieren. Und die drei schminkaffinen Busreisenden von Sydney nach Alice Springs? David Arnsperger gab die Bernadette mit damenhafter Dezenz, Karsten Kenzel war ein braver Tick, und Gernot Romic gab den Adam mit bissigem Humor, beinharten Muckis – und so stimmgewaltig wie die drei immer wieder vom Schnürboden herabschwebenden Diven (Daniela Dett, Judith Jandl, Hanna Kastner). Um es mit Dame Edna zu sagen: Happy New Year, possums! (Stefan Ender, 4.1.2022)