In der Pandemie wurden weniger Babys gezeugt als ursprünglich angenommen.

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Wien – Heiraten liegt wieder im Trend, Frauen werden später Mütter, und sie bringen weniger Kinder auf die Welt: Diese Entwicklungen setzen sich weiter fort, wie der am Dienstag präsentierte Bericht "Familie in Zahlen 2021" ("FiZ") zeigt – wenngleich sie bei Betrachtung eines längeren Zeitraums nicht immer gleichmäßig verlaufen sind.

Durchgeführt wurde die Untersuchung zu den Themen Geburten und Fertilität, Haushalts- und Familienformen, Erwerbstätigkeit und Kinderbetreuung vom Österreichischen Institut für Familienforschung an der Universität Wien. Gefördert wurde die Publikation aus Mitteln des Bundeskanzleramts, wo die Agenden Frauen, Familie, Jugend und Integration von Ministerin Susanne Raab (ÖVP) ressortieren.

Die Daten stammen aus dem Jahr 2020, sie zeigen Veränderungen in der vergangenen Dekade. Sie umfassen also auch Jahr eins der Pandemie, das wiederum Neuerungen brachte. So zeigt die Studie: Die Anzahl der Geburten war 2020 niedriger als 2019, allerdings auch niedriger als in allen fünf Jahren zuvor. Sie war allerdings auch höher als vor zehn Jahren. Von 2011 bis 2016 stieg die Zahl der Geburten, seither ist sie wieder im Fallen begriffen.

Weniger Babys und Ehen

Der Corona-bedingte Geburteneffekt wäre ausgehend von Februar 2020, in dem die ersten Covid-19-Krankheitsfälle in Österreich gemeldet wurden, gegebenenfalls neun Monate nach Pandemiebeginn und damit ab November 2020 erkennbar. Die Studienautoren haben die Entwicklung zwischen Jänner bis Oktober und November/Dezember in den Jahren 2019 und 2020 verglichen. Ergebnis: Für Jänner bis Oktober zeigte sich ein Geburtenrückgang von minus 1,1 Prozent zwischen 2019 und 2020.

Bezogen auf November/Dezember, wenn die Zeugung also im ersten Lockdown stattgefunden haben muss, betrug das Minus zwischen 2019 und 2020 4,1 Prozent. Im gesamten Jahr wurden von 2019 auf 2020 um 1,6 Prozent weniger Babys auf die Welt gebracht. Noch deutlicher verhinderte die Pandemie Hochzeiten und Scheidungen. 2018 verzeichnete man im Zehn-Jahres-Vergleich mit 46.468 Ja-Sager-Paaren gar einen Höchststand. 2019 waren es knapp weniger Hochzeiten, 2020 mit 39.662 deutlich weniger. Die Zahl der Scheidungen wiederum verzeichnete 2020 einen deutlichen Rückgang. Zuvor war sie von 2010 bis 2013 gesunken, ab dann schwankte sie nur mehr wenig.

1,44 Kinder pro Frau

Das Heiratsalter nimmt konstant zu, ebenso wie das Alter von Müttern bei der Geburt ihres ersten Kindes: Dieses bekamen sie 2020 im Schnitt mit 30 Jahren und damit um 1,5 Jahre später als Mütter im Jahr 2010. Das niedrigste durchschnittliche Erstgebäralter (seit 1955) war 1973 mit 22,8 Jahren, seither ging das Alter fast durchgehend hinauf. Durchschnittlich bringt Frau Österreicherin mit Stand 2020 rechnerisch 1,44 Kinder auf die Welt. (Anna Giulia Fink, 4.1.2022)