Der Schnee ist da, aber nicht alle Urlaubswilligen dürfen kommen. Das ärgert die Touristik. Aber auch sonst sind die Reisesperren zunehmend umstritten.

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So schnell kann es gehen mit Omikron. Nach nicht einmal zwei Wochen ändert Deutschland seine Einreisebestimmungen wieder. Erst Mitte Dezember hatte Berlin wegen der Ausbreitung der Omikron-Variante das gesamte Vereinigte Königreich als Virusvariantengebiet eingestuft, und damit die Einreise massiv erschwert. Nun stellt man fest: Omikron grassiert auch in Deutschland, die Eintragung des Virus lässt sich durch Reisebeschränkungen also nicht mehr bremsen.

Das zuständige Robert-Koch-Institut reagierte am Montag: Die Insel ist nun wieder als gewöhnliches Hochrisikogebiet eingestuft, Einreisen nach Voranmeldung und mit 3G-Nachweis also ohne Quarantäne möglich. Auch die Gebiete des südlichen Afrika streicht Berlin von der Liste. Für die deutschen Behörden gibt es derzeit daher keine Virusvariantengebiete mehr.

Komplizierte Regelungen

In Österreich sieht man die Situation anders. Zwar hat auch in der heimischen Statistik mit Montag Omikron die bisher dominante Delta-Variante überholt. Die Reisebeschränkungen gelten aber weiterhin. Neben zehn Staaten des südlichen Afrika (Angola, Botswana, eSwatini/Swasiland, Lesotho, Malawi, Mosambik, Namibia, Sambia, Simbabwe und Südafrika) und Großbritannien sind außerdem drei Schengen-Länder betroffen: Dänemark, die Niederlande und Norwegen.

Und die Regelungen sind nicht ganz unkompliziert. Neben einer Registrierung ist ein negativer PCR-Test nötig, der nicht älter als 72 Stunden sein darf. Dann muss man allerdings immer noch für mindestens fünf Tage in Quarantäne, bevor man sich freitesten kann. Für Reisende mit Booster-Impfung gibt es allerdings wiederum eine Ausnahme. Sie können auf die Quarantäne verzichten, wenn sie einen PCR-Test mitbringen, der nicht älter als 48 Stunden ist.

Sind diese Regelungen noch sinnvoll? Derzeit, heißt es auf Anfrage des STANDARD im Gesundheitsministerium, gebe es dazu keine anderslautende Entscheidung. Konkret heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme: "Wie auch schon bisher, finden anhand der aktuellen Infektionslage laufend Anpassungen der Einreiseverordnung und der damit verbundenen Länderlisten statt. Derzeit wird die Lage gerade evaluiert. Entsprechende Änderungen werden rechtzeitig präsentiert und veröffentlicht."

Forschung besorgt

Grundsätzlich, so ist von Expertinnen und Experten immer wieder zu hören, können Reisebeschränkungen in der Pandemie ihren Sinn haben: dann, wenn es von einer neuen Krankheit oder einer neuen Variante nur wenige Fälle gibt, die in einem eng begrenzten Gebiet zu finden sind. Zwar ist auch dann eine völlige Verhinderung neuer Infektionen unwahrscheinlich, die Verbreitung kann allerdings reduziert werden, sodass eine mögliche Welle erst später auftritt. Ist diese aber schon da, und Virus oder Variante sind bereits im Land, ist der Sinn von Reisesperren sehr begrenzt.

Die Einreisesperren zahlreicher Länder in der nördlichen Hemisphäre hatten Anfang Dezember auch für großen Ärger unter südafrikanischen Staaten gesorgt. Diese hatten zuvor schnell und transparent vor der Verbreitung der Omikron-Variante gewarnt und die Reisesperren als Bestrafungsaktion empfunden. Forschende warnten in diesem Zusammenhang, Staaten könnten durch die Maßnahmen davon abgehalten werden, auch künftig offen zu kommunizieren.

In Österreich hatte auch die Tourismusbranche Kritik an den Maßnahmen geübt. Am Flughafen Innsbruck hatte die Regelung am Stefanitag für chaotische Szenen gesorgt, als etwa hundert britischen Urlaubern erst nach ihrer Ankunft mitgeteilt wurde, dass sie den neuen Anforderungen für die Einreise nicht genügten. Die Stadt Innsbruck machte die angeblich späte Weiterleitung entsprechender Informationen durch das Land Tirol dafür verantwortlich. (Manuel Escher, 4.1.2022)