Wien wird auch ohne Lobautunnel international beneidet.

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Meine weiche Hirnhälfte, die sehr dem Müßiggang zugeneigt ist, die immer die bequemere Lösung sucht, mit der ich gerne auf ein Bier gehe, die vorzugsweise den Weg des geringsten Widerstands sucht, ist auch für den Lobautunnel. Aber es gibt in meinem Kopf noch die andere, etwas härtere Hälfte, die in der Lage ist, den Drang nach kurzfristigen Annehmlichkeiten in Schach zu halten, die mich dazu befähigt, meine Arbeit pünktlich abzuliefern, Handyrechnungen, Steuern und dergleichen zu bezahlen und ein einigermaßen sozial verträgliches Leben zu führen.

So gesehen bin ich eher gegen den Lobautunnel. Wien ist Weltstadt mit höchster Lebensqualität, einem sehr guten öffentlichen Verkehr, relativ wenigen Staus, einer sehr guten Infrastruktur insgesamt. Wien wird international beneidet. All das ohne Lobautunnel.

Pseudoproblem

Da es eine Notwendigkeit ist, die zunehmende Verkehrsleistung einer wachsenden Stadt CO2-arm und energieeffizient zu gestalten, kann die Antwort nicht Lobautunnel lauten, der mit dem Schlagwort "Lückenschluss" für extrem viel Geld Chancen für strukturelle Änderungen für Jahrzehnte verbauen würde.

Vorstellungen von einer glücklichen Zukunft auf bestehende Bequemlichkeiten aufzubauen führt zu struktureller Adipositas und zur ständigen Notwendigkeit neuer Bypass-Operationen. Versteifen wir uns nicht auf das Pseudoproblem, dass die Donau östlich von Wien auf einer Länge von 45 Kilometern keine Querung hat, konzentrieren wir uns darauf, Verkehrsaufgaben den Anforderungen der Zeit gemäß zu lösen. (Rudolf Skarics, 8.1.2022)