Novak Djokovic nimmt den Platz bei den Australian Open mit Handkuss.

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Melbourne – Das Hin und Her rund um eine Teilnahme von Novak Djokovic an den Australian Open hat am Dienstag ein Ende gefunden. Der Serbe sitzt auf gepackten Koffern und tritt ab 17. Jänner im Melbourne Park zur Titelverteidigung an. "Ich habe eine fantastische Zeit mit meinen Liebsten verbracht und mache mich mit einer Ausnahmegenehmigung auf den Weg nach Down Under", verkündete die unumstrittene Nummer eins der Tennisweltrangliste via Instagram.

Geheimer Status

Die Ausnahmegenehmigung benötigt Djokovic – der seinen Impfstatus für sich behält –, weil er wohl nach wie vor ungeimpft ist. Über die notwendige medizinische Begründung wird geschwiegen, einen Promibonus soll es aber nicht gegeben haben. In einem Statement der Veranstalter ist von "einem strengen Verfahren unter Beteiligung zweier unabhängiger medizinischer Expertengremien" die Rede. Turnierdirektor Craig Tiley verweist auf "faire und unabhängige Protokolle".

Ganz so leicht lässt sich die Öffentlichkeit nicht abspeisen. In den sozialen Medien werden Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Ausnahmegenehmigung geäußert. Auch Kollegen aus dem Tenniszirkus hinterfragen die Entscheidung. "Wenn ich nicht geimpft wäre, würde ich keine Genehmigung erhalten", sagte etwa der britische Profi Jamie Murray am Rande des ATP Cups in Sydney. Der Australier Alex de Minaur zeigte sich nicht minder überrascht: "Ich finde es sehr interessant. Das ist alles, was ich dazu sage."

"Kein Schlupfloch"

Zuletzt hatte der stellvertretende Ministerpräsident des Bundesstaates Victoria, James Merlino, betont, medizinische Ausnahmen seien "kein Schlupfloch für privilegierte Tennisspieler". Insgesamt soll nun eine Handvoll Profis von der Regelung profitieren. Und Djokovic ist einer von ihnen.

Novak Djokovic und Corona – das ist mittlerweile eine längere, unangenehme Geschichte. Im Sommer 2020 hatte der Serbe bereits harte Kritik wegen der von ihm organisierten Adria-Tour einstecken müssen. Dort hatte es Bilder von feiernden Spielern und jede Menge Corona-Infektionen gegeben. Letztlich war auch Djokovic betroffen.

Aufwertung

Sportlich wird das Turnier durch die Teilnahme des 34-Jährigen zweifellos aufgewertet. Die Australian Open wären ohne ihren neunfachen Champion nur der halbe Spaß. Mit einem 21. Grand-Slam-Titel könnte Djokovic zudem zum alleinigen Rekordhalter aufsteigen. Momentan teilt er sich die Bestmarke mit Roger Federer und Rafael Nadal. Während der Schweizer nach einer Knieoperation noch länger ausfällt, bereitet sich der Spanier bereits in Australien vor.

Die heißesten Konkurrenten um den Norman Brookes Challenge Cup – so heißt die begehrte Trophäe – sind aber andere. Der russische US-Open-Sieger Daniil Medwedew und der deutsche Olympiasieger Alexander Zverev werden hoch gehandelt. Der Topfavorit kann aber traditionell nur einen Namen tragen: Novak Djokovic. (Philip Bauer, 4.1.2022)