Nichts geht mehr: eine der betroffenen Zeitschaltuhren nach dem Jahreswechsel.

Foto: Gerald Zebedin / Privat / STANDARD

Die Angst vor dem Wechsel auf das Jahr 2000 war groß: Würden alle Computersysteme den Sprung auf das neue Jahrtausend unbeschadet überstehen? Schlussendlich erwiesen sich diese Sorgen aber als weitgehend als unberechtigt. Nicht zuletzt dank monatelanger Vorbereitungen war das "Y2K-Problem" keines, große Ausfälle gab es jedenfalls nicht. Umso überraschender, dass es 22 Jahre später nun gleich an mehreren Stellen zu Schwierigkeiten zum Jahreswechsel kam – und wieder ist schleißig programmierte Software die Ursache dafür.

Kein Warmwasser mehr

In der Nacht auf den 1. Jänner 2022 fiel bei tausenden Kärntner Haushalten die Warmwasserversorgung aus. Dafür verantwortlich: ein Softwarefehler bei vom Energieversorger für Wasserboiler verwendeten Schaltuhren. Exakt um 0.00 Uhr quittierten diese den Dienst. Dass dies zum Komplettausfall der Warmwasserversorgung führte, liegt wiederum daran, dass diese Schaltuhren bestimmen, wann das Wasser erhitzt wird. Dies soll dabei helfen, Kosten zu sparen, da die Erhitzung immer in der Nacht erfolgt – und damit zu einem günstigeren Stromtarif.

Der zuständige Energieversorger, die Kärntner Elektrizitäts AG (Kelag), bestätigt den Vorfall mittlerweile. Eine genaue Zahl an betroffenen Haushalten kann man dabei auf Nachfrage des STANDARD allerdings nicht nennen. Die 1.600 von dem Fehler betroffenen Schaltuhren kommen nämlich sowohl bei Einfamilienhäusern als auch in Wohnanlagen zum Einsatz – bei letzteren sind dann also gleich mehrere Haushalte betroffen.

Zeitaufwand

Derzeit arbeite man mit Hochdruck an der Bereinigung der Situation, versichert ein Sprecher des Netzbetreibers. Leider gestalte sich das aber äußerst mühsam. Bei den betroffenen Schaltuhren handle es sich nämlich um rund zehn Jahre alte Modelle, die nicht von außen gewartet werden können. Insofern müsse der Fehler also bei jeder betroffenen Anlage vor Ort und manuell von einem Monteur ausgeräumt werden. Dies sei zwar innerhalb weniger Minuten erledigt, in Kombination mit der Anfahrtszeit komme aber ein gehöriger Aufwand zusammen.

Insofern bittet die Kelag um Verständnis dafür, dass man die Situation bislang noch nicht bei allen Betroffenen ausräumen konnte. Man arbeite aber mit Hochdruck an der Bereinigung des Vorfalls und habe dafür extra Mitarbeiter aus dem Urlaub geholt. Stand Dienstagmittag seien bereits 1.000 der betroffenen Anlagen wieder in Betrieb, bis Mittwochvormittag sollen dann alle wieder reibungslos funktionieren. Zumindest bei all jenen, die auch zu Hause anzutreffen sind, in einigen Fällen stehe man natürlich vor verschlossenen Türen. Hier dürfte es also für manche Urlauber eine unerfreuliche Rückkehr in ein kaltes Zuhause geben.

Spurensuche

Details zum konkreten Softwarefehler nennt das Unternehmen zwar nicht, der zeitliche Ablauf lässt aber gewisse Ähnlichkeiten mit den massiven Mailausfällen bei Microsofts Exchange-Servern vermuten. Dort war eine unbedachte Nutzung einer Variable – oder genauer: des dafür verwendeten Datentyps – der Grund für die Probleme zum Jahreswechsel.

Ausblick

Bei der Kelag versichert man jedenfalls, dass man "ernste Gespräche" mit dem zuständigen Anbieter der Zeitschaltuhren führen werde. Langfristig sollen diese Systeme aber ohnehin ersetzt werden. Mit dem Wechsel auf "Smart Meter" seien eigene Zeitschaltuhren nämlich schlicht nicht mehr notwendig. (Andreas Proschofsky, 4.1.2022)