Positive PCR-Tests werden auf die Virusvariante Omikron gescannt.

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Omikron ist in Österreich angekommen. In der vergangenen Woche wurden erstmals mehr mit der neuesten Virusmutation Infizierte registriert als Personen, die sich mit der Delta-Variante angesteckt haben.

Woher man das so genau weiß? Weil man nach der Variante sucht: Gibt es den Verdacht auf die Virusmutation, werden die positiven PCR-Testproben auf Omikron gescannt. In Wien werden etwa bereits seit Anfang des Jahres 2021 – damals wollte man noch die Vorgänger von Omikron aufspüren – alle PCR-Proben flächendeckend einer Voruntersuchung unterzogen und auf verschiedene Mutationsmarker gescreent. Schlagen die positiven PCR-Proben an, werden sie als Verdachtsfall eingestuft. Im Anschluss werden die Proben von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) einer genauen Sequenzierung unterzogen. Das Ergebnis des aufwendigen Verfahrens lässt in der Regel allerdings ein paar Tage auf sich warten.

Erhoben werden die Virusvarianten aber nicht nur, um Daten für das Infektionsgeschehen zu haben. Gerade am Anfang, wenn eine neue Variante, über die man vielleicht noch nicht so viel weiß, auftritt, versucht man deren Verbreitung möglichst zu stoppen – das geschieht über restriktivere Quarantäneregeln. So sind bei Omikron etwa auch Geimpfte als Kontaktpersonen der Kategorie 1 eingestuft und müssen sich isolieren.

Doch wie geht es jenen, die sich mit der Variante infiziert haben? DER STANDARD hat bei vier geimpften Betroffenen nachgefragt.

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Paar Tage milde Symptome: Ein Student steckte sich bei Wien-Besuch an

Illustration: Armin Karner

Es war eigentlich alles angerichtet. Christopher besuchte über das Weihnachtswochenende seine Freunde in Wien. Alle waren getestet, die Ergebnisse lagen jeweils nur einen Tag zurück. Die Freunde des 23-jährigen Studenten waren alle zumindest doppelt geimpft, erzählt er, den Booster hatte sich jedoch noch kaum jemand abgeholt. Christopher selbst reiste mit einer Dosis Johnson & Johnson in die Hauptstadt. Sein Termin für die Auffrischung wäre vergangene Woche gewesen. "Doch das hat sich damit erledigt."

Denn schon am Montag darauf bekam Christopher einen rauen Hals. Da war er daheim in Vorarlberg angekommen. Der erste Schnelltest war negativ. Tags darauf kam aber bereits die weniger frohe Kunde: Eine Freundin aus Wien wurde positiv auf das Coronavirus getestet. Das ergab auch der nächste Test von Christopher.

Dann rauschte die Krankheit geradezu durch ihn durch – aber sehr mild. Etwa drei, vier Tage lang verspürte Christopher Erkältungssymptome und hatte Schnupfen. "Dann gar nichts mehr", sagt er. Seither fühle er sich völlig normal, fast so, als wäre nicht gewesen. So ergeht es auch seinen Freunden, die im Zuge des Wien-Clusters positiv getestet wurden. Niemand hatte allzu große Probleme, lediglich Schnupfen bis leichte Atembeschwerden. Erst drei Tage nach dem Ursprungsergebnis der Freundin erfuhr die Gruppe übrigens, dass sie sich mit der neuen Omikron-Variante angesteckt hatten. "Das war uns zunächst nicht klar", sagt Christopher.

Der junge Mann verbrachte die Quarantäne in Vorarlberg. Sie sollte länger als die vorgesehenen zehn Tage dauern. Es wurden zwei Wochen daraus, weil der Student wegen seines CT-Werts noch zu ansteckend war, aber auch weil seine erste Impfung schon zu lange zurücklag, wie er erzählt. Am Sonntag konnte Christopher die Quarantäne schließlich beenden. Auch unabhängig vom vergangenen Weihnachtswochenende in Wien hört er aus seinem Umfeld von eher milden Omikron-Verläufen.

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Silvester mit Omikron: Ein Ehepaar aus Wien ist zu Jahresstart in Quarantäne

Illustration: Armin Karner

Eigentlich war es nur ein Routinetest, den Sophie (Name von der Redaktion geändert) und ihr Mann Ende des Jahres nach dem Urlaub in Barcelona gemacht haben. Am 28. Dezember kam sein Ergebnis: positiv. Sophie hingegen war negativ und als Kontaktperson der Kategorie 2 eingestuft. "Da hat noch niemand etwas von Omikron zu uns gesagt – wir haben aber auch nicht danach gefragt", erzählt die 58-Jährige. Sie selbst habe dann ständig gegurgelt, zu Neujahr war auch ihr Test positiv.

Zwei Tage später kam das Gespräch mit der Gesundheitsbehörde: "Sie haben mir gesagt, dass ich Omikron habe. Bei meinem Mann wurde es im Nachhinein festgestellt. Seine Quarantäne wurde um fünf Tage verlängert, nachdem er sich eigentlich schon freitesten konnte." Wie es den beiden damit geht? Der 55-Jährige merkte am Anfang "gar nix". Dann machten sich aber Hals-, Glieder- und Kopfschermerzen sowie ein wenig Schüttelfrost bemerkbar. Er fühlte sich "grippig, aber ohne erhöhte Temperatur". Nach zwei Tagen mit Schmerzmitteln nahmen die Symptome schon wieder ab. Mittlerweile fühle er sich "ganz normal", der PCR-Test ist auch weiter negativ.

Bei Sophie ging es am Silvesterabend los: "Ich habe mich richtig mies gefühlt und bin eingegangen. Am 1. Jänner war mir – nach nur einem Glas Sekt am Vorabend – komplett übel, ich konnte nichts essen und trinken – nicht einmal einen Tee habe ich bei mir behalten", erzählt sie. Schon am nächsten Tag sei es ihr aber wieder besser gegangen, bevor am 3. Jänner der Appetit wieder weg war. Dafür kamen Glieder- und Halsschmerzen, Hustenreiz sowie Müdigkeit. Den Geschmacks- und Geruchssinn behielten die beiden, die Anfang Dezember ihren dritten Stich erhalten haben.

Als bei dem Paar nun Omikron identifiziert wurde, gab es Fragen: "Die Stadt wollte die Flugdaten, das Hotel und die Restaurants, in denen wir essen waren." Ihr grüner Pass leuchtet trotzdem nicht rot: "Das ist unverständlich: Ich könnte problemlos ins Lokal, obwohl ich hochansteckend bin."

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Mit dem Virus gelandet: Ein Anfang-Dreißiger vermutete erst nur Verkühlung

Illustration: Armin Karner

Wo sich Lukas (Name von der Redaktion geändert) angesteckt hat, kann er beim besten Willen nicht sagen, geschweige denn wann genau das passiert sein soll. Es muss aber gegen Ende des Jahres gewesen sein. Bevor er über Silvester in den europäischen Norden aufbrach, war Lukas noch auf einer Geburtstagsparty. So recht glaubt er aber nicht, dass er sich dort mit dem Coronavirus angesteckt hat. Zumindest war dort nie jemand anders im Nachhinein positiv.

Über Silvester verreiste Lukas und bemerkte im Laufe der Zeit leichte Symptome. Zunächst war er nur müder als sonst. Er dachte an einen schlichten Neujahrsblues. Dann kam das Halskratzen dazu. Vor dem Rückflug zu Neujahr machte er zur Sicherheit einen Antigentest. Der war negativ. "Vermutlich ist es aber so, dass ich mit Omikron heimgereist bin", erzählt er.

Zurück in Wien, schmerzte Lukas zusätzlich der Kopf, das Halsweh wurde stärker, und dazu kamen Gliederschmerzen. Der Anfang-Dreißiger dachte wegen der Symptome bis zuletzt, dass es sich vielleicht doch um eine schlichte Erkältung handeln könnte. Am ersten Abend im neuen Jahr machte Lukas einen Gurgeltest, gab ihn tags drauf ab. Diesmal war er positiv. Seither ist Lukas in Quarantäne. Von den Personen, mit denen Lukas zuletzt Kontakt hatte, darunter auch seine Freundin, scheint sich niemand anders angesteckt zu haben.

Den Verlauf beschreibt er als eine stärkere Verkühlung – was fehlt, sei die laufende Nase. In den ersten Nächten ließen ihn das Halsweh und die Gliederschmerzen nicht so recht schlafen. Es werde aber besser. Er hustet noch, der Hals kratzt, und die Stimme fehlt noch ein bisschen. Aber es fühle sich so an, als sei es "bald vorbei".

Offiziell weiß Lukas übrigens nicht, ob er sich tatsächlich mit Omikron angesteckt hat. Das wurde ihm nie mitgeteilt. Er geht aber davon aus: "Ich bin dreifach geimpft, und eigentlich sollte es ja so sein, dass die vorherige Delta-Variante da nicht mehr wirklich durchkommt."(Oona Kroisleitner, Jan Michael Marchart, 5.1.2022)