Mozilla bittet um Spenden. Nicht nur mit süßen Maskottchen, sondern auch gerne in Form von Kryptowährungen.

Grafik: Mozilla

Kaum ein Thema spaltet die Tech-Community derzeit so sehr wie Kryptowährungen. Während die Verfechter von einer Unabhängigkeit von klassischen Finanzinstitutionen träumen, können andere dem aktuellen Hype so gar nichts abgewinnen – und sprechen von einem betrügerischen Ponzi-System.

Ärgernis

Definitiv in die zweite Kategorie gehört Mozilla-Mitbegründer Jamie Zawinski. Via Twitter übt er scharfe Kritik an seinem ehemaligen Projekt: Mit einem herzhaften "Fuck you and fuck this" reagiert er auf einen Spendenaufruf des Firefox-Herstellers. Grund für den Ärger: Mozilla richtet sich damit explizit an die Besitzer von Bitcoin oder Ethereum und arbeitet dafür auch mit der Firma Bitpay zusammen.

Jeder, der bei dem Projekt mitarbeite, solle sich schämen, so Zawinski. Dass man hier mit den Planeten zerstörenden Betrügern zusammenarbeite, sei völlig inakzeptabel. Zawinski spielt damit auf den massiven Energieverbrauch an, der mit den Transaktionen bei manchen Kryptowährungen einhergeht.

Reaktionen

Dass diese Wortmeldung auf so viel Echo stößt, hängt auch mit der Person Zawinski zusammen. Als einer der frühen Netscape-Entwickler und Open-Source-Pionier genießt er bis heute bei vielen Softwareentwicklern ein sehr hohes Ansehen, auch wenn er mittlerweile mehr für den Betrieb eines Nachtclubs als für seine Entwicklungstätigkeiten bekannt ist. Allerdings auch nicht irgendeines Nachtclubs, sondern der DNA Lounge in San Francisco, die über die Jahre zahlreiche Hackerveranstaltungen beherbergt hat.

Doch auch sonst dominieren die negativen Reaktionen auf den Aufruf. Darunter viele, die Firefox seit langem benutzen oder gar selbst mitentwickelt haben und die die Unterstützung von Kryptowährungen für einen Tabubruch halten.

Klimakrise

Mit Jannis Leidel meldet sich zudem ein Vorstandsmitglied der Python Software Foundation zu Wort. Dieser gibt sich zwar in der Formulierung weniger blumig als Zawinski, in der Sache aber kaum weniger versöhnlich. Mozilla solle den besagten Tweet löschen und stattdessen als Organisation darüber nachdenken, wie man angesichts der andauernden Klimakrise die eigene Mission anpassen könne.

Mozilla-Krise

Für Mozilla kommt diese Diskussion zu einer ziemlich ungünstigen Zeit. In den letzten Jahren hat Firefox massiv an Nutzern verloren. Bei den weltweiten Nutzungszahlen liegt Firefox selbst am Desktop derzeit nur mehr auf Platz vier – hinter Chrome, Safari und Edge. Gleichzeitig versucht man – bislang mit begrenztem Erfolg – neue Einnahmequellen zu erschließen, um die finanzielle Abhängigkeit von Google zu reduzieren. Bisher stammt ein Großteil der Mozilla-Einnahmen aus einem Suchmaschinendeal mit dem Chrome-Hersteller.

Langfristig potenziell noch problematischer: Die schwindenden Marktanteile sorgen dafür, dass sich auch Webentwickler zunehmend weniger um Firefox kümmern. Ein Trend, der durch den Wechsel von Microsoft Edge auf dieselbe Softwarebasis wie Chrome – Googles Chromium-Projekt – noch einmal verschärft wurde. Safari bleibt zwar noch bei dem eigenen Webkit, aber dieser hat ebenfalls eine gemeinsame Vergangenheit mit Chromium. Und auch viele kleinere Browser setzen auf Chromium auf. (apo, 5.1.2022)